Gazette Verbrauchermagazin
Zehlendorf

Couch statt Gosse

Tierschutzverein vergibt Ticket zum Glück

Mit Christine Meinhardt fing alles an. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben
Mit Christine Meinhardt fing alles an. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben

17.09.2025: Der Urlaub ist vorbei, schön war’s im fremden Land. Wären da nicht die vergessenen Vierbeiner am Straßenrand gewesen: Hunde und Katzen, rausgeworfen, gequält, sich selbst in trostlosem Dasein überlassen. Diese Urlaubsbilder wirken nach. Und manch Tierfreund, der schon länger vorhatte, sich einen vierbeinigen Hausgenossen und Freund fürs Leben zu adoptieren, kommt nun ins Grübeln: Warum nicht einer dieser vergessenen Seelen eine bessere Zukunft geben? Körbchen, voller Napf, Streicheleinheiten und gemeinsame Erlebnisse inklusiv. – Ein schöner Gedanke, dessen Realisierung aber genauester Überlegung bedarf, soll es schließlich ein Freund fürs Leben werden. Gut, wenn es da tierliebende fachkundige Ansprechpartner gibt, die einen in seinen Überlegungen unterstützen. – So wie der 2011 gegründete gemeinnützige Ein Freund fürs Leben e. V. im Berliner Südwesten, dessen Tierschutz-Ziel es ist, ein gutes und artgerechtes Zuhause für herrenlose Hunde und Katzen aus in- und ausländischen Tierschutzprojekten in Spanien, Rumänien und Bulgarien zu finden und eine gelungene Mensch/Tier-Partnerschaft zu initiieren. Anders als inzwischen manch deutsches Tierheim verweigert er die Vermittlung von Tieren an ältere Menschen nicht grundsätzlich, sondern setzt sich vielmehr mit den jeweiligen Lebensverhältnissen an der Aufnahme eines Tieres Interessierter einfühlsam auseinander, um dann ein zu ihnen bestmöglich passendes vierbeiniges Familienmitglied zu finden. „Denn wir wollen, dass alle glücklich werden, Mensch und Tier“, betont Birgit Streich, die sich gemeinsam mit den Vorstandsvorsitzenden und Vereinsgründerinnen Christine Meinhardt und Nicoletta Thielmann sowie ehrenamtlich tätigen Tierschutz-Engagierten mit ganzem Herzen dafür einsetzt. So legen die Vereinsmitglieder Wert darauf, dass auch nach erfolgter Vermittlung die Vereins-Ansprechpartner stets erreichbar für die Adoptivherrchen und -frauchen bleiben.

Chico und Fabio: Bodegueros-Freunde fürs Leben. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben
Chico und Fabio: Bodegueros-Freunde fürs Leben. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben

Liebe und Vertrauen an erster Stelle haben dafür gesorgt, dass aus der im Jahr 2003 von Christine Meinhardt aus Spanien gelungenen Adoption eines Hundes acht Jahre später Ein Freund fürs Leben e. V. hervorgegangen ist. Bei der damaligen Vorkontrolle bei Christine Meinhardt in Zehlendorf hatte sofort die Chemie zwischen ihr und der prüfenden Tierschutzbeauftragten gestimmt: Beide wollten älteren Hunden helfen und sie in ein schönes Zuhause vermitteln nach dem Motto „Alter Hund, na und?“. Irgendwann dann unterstützte Christine Meinhardt alleine mit einer Webseite Tiere aus Spanien und half bei deren Vermittlung. Parallel machte sie Vorkontrollen für andere Tierschutzorganisationen. Eine Tierärztin aus Potsdam ermutigte sie schließlich, einen eigenen Tierschutzverein zu gründen. Als es bei einem Tierschutz-Notfall ausgesetzte Kaninchen und Katzen zu retten galt, lernte Christine schließlich Nicoletta Thielmann kennen, die sich ebenfalls bereits intensiv für Tiere aus dem Ausland einsetzte. Der gemeinsamen Vereinsgründung von „Ein Freund fürs Leben“ stand nichts mehr im Wege. Konstruktive Kontakte zu Tierschutzorganisationen, Tierauffangheimen und zu „Cuidad Real“, einem Tierheim in Spanien, entstanden ebenso wie über eine Tierschützerin zum Tierheim „Siempre Contigo“ in Rota. Daraus entwickelte sie eine vertrauensvolle, bis heute währende Zusammenarbeit mit fast täglichem Kontakt, basierend auf Liebe und Verständnis zu Mensch und Tier weit über die Landesgrenzen hinaus. Neben den Gründungsmitgliedern des Vereins gibt es Fördermitglieder, die über Spenden, als Pflegestelle für Vierbeiner oder als Ansprechpartner den aus Zuwendungen und Mitgliedsbeiträgen sich selbst tragenden Verein Ein Freund fürs Leben verantwortungsvoll begleiten.

Birgit Streich ist ein Mitglied, das inzwischen als unverzichtbare Ansprechpartnerin für spanische Bodegueros fest in die Vereinsarbeit integriert ist. Diese ebenso lebendige wie gutmütige Terrierart sorgte einst bei den Weinbauern Südspaniens für rattenfreie Weinkeller. Selbst hatte Birgit bereits vor ihrer Vereinsarbeit viele Deckchen, Körbchen und Gehege für Katzen, Hunde, Meerschweinchen und Kaninchen in Not bereitgestellt und bietet diesen nicht selten körperlich gehandicapten Tieren bis heute bei sich ein artgerechtes Leben. – So konnten die adoptierten Bodegueros Fabio und Chico, einst beste Freunde im spanischen Tierheim, in Steglitz tierisches Wiedersehen feiern.

Doch das bestehende Tierleid ist groß, sodass Ein Freund fürs Leben e. V. für jede weitere Pflegestelle, jede weitere finanzielle Unterstützung dankbar ist:

Da sind gequälte Tiere, die mit Schrotkugeln beschossen wurden, und bei denen vor Vermittlung vom Verein Blutuntersuchungen finanziert werden, um eine Bleivergiftung auszuschließen. Und da sind immer wieder notwendige Tierarztbehandlungen der geschundenen Kreaturen, Impfungen, Wurmkuren, Transportkosten. Auch als der 1. Vorstandsvorsitzenden ein Karton mit vier Hundewelpen einfach vor die Tür gestellt wurde, brachte das eine besondere finanzielle Herausforderung mit sich, bis alle Fellnasen aufgezogen und vermittelt waren.

– Tierschutz fängt eben auch für diesen Verein vor der Haustür an und weiß viele, oft unverständliche Geschichten zu erzählen.

Ausgesetzt mit „Steckbrief“. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben
Ausgesetzt mit „Steckbrief“. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben

Transparenz für seriösen Tierschutz

Ein Freund fürs Leben e. V. ist es wichtig, Transparenz zu zeigen und auch nach einer Tiervermittlung stets ein offenes Ohr zu haben und Lösungsvorschläge für die „Adoptionseltern“ zu suchen. Auch dabei steht Vertrauen an erster Stelle. So ist es durchaus möglich, dass zukünftige Adoptanten das Tier direkt am Herkunftsort abholen, anstatt es über den Vereinstransport zu erhalten. Birgit Streich erzählt: „Zwei unserer Pflegestellen haben sich im Urlaub die Partnertierheime angesehen, eine Tierfreundin unseres Vereins hat sogar in Spanien bei der Versorgung der Tierheim-Tiere geholfen. Und manchmal fliegen die zukünftigen Tierhalter weit zum Tierheim, um ihr zukünftiges Fellkind vorab zu besuchen.“ So gab es eine Familie, die bereits einen älteren Weimeraner hatte, und – nachdem sie einen jüngeren Weimeraner auf der Vereins-Vermittlungsseite entdeckt hatte – extra nach Spanien reiste. – Nun sind Familie und beide Hunde hier glücklich. Schönster Lohn für den ehrenamtlichen Einsatz ist, wenn wieder ein Vierbeiner mehr vermittelt ist und alle zufrieden sind, und wenn dann Bilder vom „intakten“ Familienleben mit neuem Mitglied beim Verein eingehen.

Foto: Verein Ein Freund fürs Leben
Foto: Verein Ein Freund fürs Leben

Kuschelplatz auf Lebenszeit gesucht

Derzeit stehen 103 Katzen zur Vermittlung, 47 davon leben bei deutschen Pflegestellen, 56 bei Pflegestellen und Tierheimen im Ausland. Bei den Hunden stehen aktuell 163 auf der Vereins-Webseite, davon 63 Fellnasen bei Pflegestellen in Deutschland und 100 Hunde im Tierheim oder bei Pflegestellen im Ausland. Seit 2011 konnten kapp 5.000 Tiere in ein neues Zuhause vermittelt oder von einer Pflegestelle aufgenommen werden. In diesem Jahr haben bereits 50 Hunde und 130 Katzen ein neues für-immer-Zuhause gefunden. Jedoch sind längst nicht alle Hunde und Katzen aus den Partnervereinen im Ausland auf der Vereins-Webseite eingestellt. Vielmehr kann ein zukünftiger Adoptant, der ein Tier bestimmter Rasse, Größe oder bestimmten Alters sucht, dem Verein auch eine Nachricht schreiben. Ein Freund fürs Leben e. V. fragt dann im Ausland gezielt nach.

Junge Katzen suchen ein warmes Plätzchen. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben
Junge Katzen suchen ein warmes Plätzchen. Foto: Verein Ein Freund fürs Leben

Aktuell gibt es einige „Notfälle“, die einer baldigen Vermittlung bedürfen:

Da ist Cathya, die dringend eine Pflegestelle oder ein Zuhause sucht, da sie zur Zeit in Polen alleine ganz ohne Kameraden sitzt. Oder Hund Martin, der allergiegeplagt ist und etliche Medikamente benötigt. Martin hat eine ausgeprägte Milbenallergie, die innerhalb von wenigen Stunden fürchterlich schmerzhafte Ohrenentzündung hervorrufen kann. Außerdem jucken seine Pfoten, und das Tier sieht durch die Haut- und Fellproblematik wie gerupft aus. Die hoch dosierten Medikamente strecken Martin oft nieder, dann schläft er viel und ist träge, – auch wenn er eigentlich vor Energie strotzt. Der Verein unterstützt Martin zur Immunstabilisierung mit Nahrungsergänzungsmitteln, Probiotika, Spezialfutter und monatlichen Immunbusterspritzen.

Ganz aktuell und tragisch: Auf einem verwahrlosten Hof im Umland wurden vom Verein fünf Katzen und ein Junges eingefangen und gerettet. Der Hofbesitzer hatte zuvor den Wurf bis auf das eine Junge getötet. Auch hier, fast vor der Haustür, war der Verein Ein Freund fürs Leben einmal mehr erfolgreich und selbstlos für den Tierschutz tätig.

Wer Ein Freund fürs Leben e. V. unterstützen, spenden, ein Tier über ihn adoptieren oder eine Pflegestelle anbieten möchte, findet weitere Informationen und Kontakt unter www.ein-freund-fuers-leben.org. Spendenkonto: Ein Freund fürs Leben e. V., IBAN: DE03 4306 0967 1128 8759 00

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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