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Zehlendorf

Ehrung für eine aufrechte Pädagogin

Zehlendorf benennt Platz nach Elfriede Hengstenberg

Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, Urban Aykal enthüllt mit Dirk Jordan und weiteren Gästen das neue Straßenschild. Foto: BA SZ
Bezirksstadtrat für Ordnung, Umwelt- und Naturschutz, Straßen und Grünflächen, Urban Aykal enthüllt mit Dirk Jordan und weiteren Gästen das neue Straßenschild. Foto: BA SZ

17.09.2025: Wo sich die Sven-Hedin-Straße, Forststraße und Fürstenstraße treffen, lag bisher ein namenloser Platz. Ein grünes Dreieck im Herzen des Bezirks, das viele Anwohner täglich passieren. Seit dem 12. September erinnert der Platz an eine Frau, die Generationen von Kindern prägte und in den dunkelsten Zeiten Deutschlands Mut bewies: Elfriede Hengstenberg.

Mit diesem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung vom 14. Mai 2025 wird eine bemerkenswerte Zehlendorferin geehrt.

Innovativer Sportunterricht

Die „Stille Heldin“ Elfriede Hengstenberg (1892 – 1992) lebte und arbeitete in Zehlendorf als Sport-Pädagogin. Sie unterrichtete in der Waldschule Gerdes und wurde für ihre ganz eigenen innovativen Bewegungsansätze bekannt. Gegen den damals üblichen, im militärischen Befehlston gehaltenen Sportunterricht hatte sie schon als Schülerin rebelliert und prägte später eine andere Vorgehensweise, die von Kindergärtnerinnen sowie Lehrerinnen und Lehrern übernommen wurde.

Map data © OpenStreetMap contributors
Map data © OpenStreetMap contributors

„Den aufrechten Gang lernen“

Zeitzeugen beschrieben sie als eine stets fröhliche Lehrerin, die mit viel Empathie für Kinder kreative Wege entwickelte, die auf dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern aufbauten und so deren Körperwahrnehmung und geistige Entwicklung zu unterstützen. Für den Unterricht nutzte sie auch ihren privaten Garten und seine Umgebung. Um „den aufrechten Gang“ zu lernen, nutzte sie unter anderem Teller und Schalen, die die Kinder auf den Köpfen balancierten. Elfriede Hengstenberg bezog auch die Rhythmische Gymnastik in ihren Unterricht ein.

Hilfe für Verfolgte

Trotz der Einschränkungen unter dem Nationalsozialismus hielt sie nicht nur an ihren Prinzipien fest und vermied es, ihre Arbeit der Ideologie anzupassen, sondern half auch, Verfolgten unterzutauchen und als Juden verfolgten Familien Deutschland zu verlassen. Dabei war sie mit Kreisen des Widerstands verbunden, tauschte sie sich mit Gleichgesinnten aus und musste selbst vor national gesinnten Nachbarn, die sie bespitzelten, stets auf der Hut sein.

In ihren späteren Berufsjahren war Elfriede Hengstenberg Im Senat der Stadt Berlin für die Ausbildung von Sportpädagogen zuständig. Ein ausführliches Porträt von Elfriede Hengstenberg hat Dirk Jordan im Jahrbuch Zehlendorf 2025 verfasst, das im Heimatmuseum Zehlendorf erhältlich ist.

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