Wo soll die Tram auf der Mierendorffinsel fahren
Für aktuelle Trassenplanung müssen viele Bäume fallen

Erschienen in Gazette Wilmersdorf August 2025
Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat eine Neufestlegung der Trasse für die geplante Straßenbahn auf der Mierendorffinsel gefordert. Anlass ist ein aktuelles Gutachten, das die bisherige Planung kritisch beleuchtet und vor erheblichen Auswirkungen auf das Stadtklima sowie die Gesundheit der Anwohner warnt.
Bäume essentiell für Stadtklima
Die derzeit favorisierte Streckenführung über die Kaiserin-Augusta-Allee, die Osnabrücker Straße und den Tegeler Weg würde laut Gutachten die Fällung zahlreicher Straßenbäume erforderlich machen. Diese Bäume sind jedoch insbesondere an heißen Tagen essenziell für die lokale Kühlung der Umgebung durch Schattenwurf und Verdunstung. Das Gutachten stellt fest, dass die beiden untersuchten Varianten – die ursprüngliche Planung und eine Alternativroute – sehr unterschiedliche Konsequenzen für Gesundheit, Klima und Wirtschaft hätten. Bei Umsetzung der ersten Variante würde der kühlende Effekt der Bäume entfallen. Dies würde dazu führen, dass Anwohnerinnen und Anwohner ihre täglichen Wege auf merklich heißeren Straßen zurücklegen müssten. Als besonders gefährdet gelten dabei ältere Menschen, Kinder und gesundheitlich vorbelastete Personen.

Nur wenig Baumfällungen bei anderer Route
Die negativen Auswirkungen lassen sich dem Gutachten zufolge auch finanziell ausdrücken. Die sogenannten „Ökosystemleistungen“ der Bäume, wie beispielsweise Luftreinigung, Kühlung und die Steigerung der allgemeinen Lebensqualität, wurden monetär bewertet. Das Ergebnis zeigt, dass der Verlust dieser Leistungen des Baumbestandes durch die ursprüngliche Planung über einen Zeitraum von zehn Jahren voraussichtlich mehr als vier Millionen Euro betragen würde. Bei der Alternativroute über die Gaußstraße und die Olbersstraße, die nur wenige junge Bäume betreffen würde und geringere klimatische Folgen hätte, lägen die Kosten für den Verlust der Ökosystemleistungen im selben Zeitraum lediglich bei etwa 300.000 Euro.
Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger äußerte sich zu den Ergebnissen: „Unsere bisherigen Regelungen zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Baumbestand sind unzureichend. Viele relevante Auswirkungen bleiben unberücksichtigt. Die Menschen vor Ort tragen die Kosten in Form von geringerer Lebensqualität und gesundheitlichen Belastungen.“ Er betonte die Notwendigkeit, die durch solche Baumaßnahmen entstehende urbane Aufheizung vollständig auszugleichen. Das Gutachten biete eine fundierte Grundlage, um die klimatischen Auswirkungen von Bauvorhaben realistisch zu bilanzieren und gezielte Maßnahmen zur Vermeidung und zum Ausgleich zu entwickeln.
Weitere Informationen auf der Websiete der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt unter www.berlin.de/-ii1115907