Wasserturm in der Jungfernheide
Ein Wahrzeichen feiert 100 Jahre Baubeginn

Erschienen in Gazette Charlottenburg Juli 2025
Ein markantes Wahrzeichen im Herzen des Volksparks Jungfernheide feiert ein besonderes Jubiläum: Vor genau 100 Jahren, im Jahr 1925, begannen die Bauarbeiten für den ikonischen Wasserturm. Er prägt bis heute die Silhouette des Parks und erzählt eine bewegte Geschichte von Vision, Wandel und Erholung für die Berliner.
Vom Notstandsprojekt zur Grünen Lunge
Der Volkspark Jungfernheide selbst, 1923 eröffnet, war ein ambitioniertes Projekt der Weimarer Republik. Angelegt nach den visionären Plänen des Charlottenburger Gartenbaudirektors Erwin Barth, entstand auf dem ehemaligen königlichen Jagdrevier und späteren Exerzierplatz eine 146 Hektar große Erholungsanlage. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit nach dem Ersten Weltkrieg bot das Projekt im Rahmen eines Notstandsprogramms vielen Berlinern Lohn und Brot. Barths Motto „Licht, Luft und Sonne für alle“ sollte hier Realität werden – mit Sportplätzen, Freibad, Kinderspielplätzen und einem Freilufttheater.

Architektonisches Juwel im Wandel der Zeit
Mitten in dieser grünen Oase sollte der Wasserturm nicht nur funktionalen Zwecken dienen, sondern auch ein architektonisches Highlight setzen. Ursprünglich von Erwin Barth als Wasserreservoir, Aussichtsturm und Gaststätte geplant, wurde die endgültige Ausführung 1925 dem Charlottenburger Oberbaurat Walter Helmcke übertragen. Helmcke überarbeitete die Entwürfe und schuf einen 38 Meter hohen, schlanken Turm in expressionistischer Formensprache, vollständig mit rotbunten Klinkern verkleidet. Die Hochbauarbeiten begannen im Februar 1926, und 1927 war der Turm, der nun primär das Wasserreservoir für die umfangreiche Parkbewässerung beherbergte, fertiggestellt.
Der Zweite Weltkrieg hinterließ auch am Wasserturm schwere Schäden. In den 1950er-Jahren wurde er restauriert. Eine weitere Aufwertung erfuhr der Turm anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins, als er einen dachförmigen Unterstand erhielt und erstmals saisonal als Café genutzt wurde.
Mehr als nur Wasser: Der Turm heute
Heute, ein Jahrhundert nach Baubeginn, ist der Wasserturm lebendiger denn je. Der „Sommergarten Jungfernheide“, betrieben vom benachbarten Waldhochseilgarten, lädt Besucher zu Kaffee, hausgemachtem Kuchen, Eis oder einem kühlen Getränk ein. Auf gepflegtem Rasen mit Liegestühlen oder an klassischen Tischen direkt am Turm lässt sich die idyllische Atmosphäre genießen – ein perfektes Ausflugsziel für die ganze Familie, inklusive Spielplatznähe und viel Platz zum Entspannen.

Ein Park voller Entdeckungen
Doch der Wasserturm ist nur ein Teil des vielfältigen Angebots des Volksparks Jungfernheide, dem zweitgrößten Park Berlins (das Tempelhofer Feld nicht mitgezählt). Neben dem Strandbad, dem Waldhochseilgarten und der Gustav-Böß-Freilichtbühne, die nach antikem Vorbild gestaltet wurde und 2.000 Besuchern Platz bietet, wachen auch die berühmten Bärenskulpturen von Hermann Joachim Pagel über den Parkeingang – Zeugen einer bewegten Vergangenheit und liebevoller Rekonstruktion.
Das 100-jährige Jubiläum des Baubeginns des Wasserturms ist ein wunderbarer Anlass, diesen geschichtsträchtigen Ort im Norden Charlottenburgs wiederzuentdecken und die einzigartige Verbindung von Natur, Architektur und Erholung im Herzen des Bezirks zu genießen.