Dahlem
Pionier der Moderne
110. Geburtstag von Bernhard Heiliger

29.09.2025: In diesem Herbst würde einer der bedeutendsten Bildhauer der deutschen Nachkriegsmoderne, Bernhard Heiliger, seinen 110. Geburtstag feiern. Am 11. November 1915 in Stettin geboren, fand Heiliger nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs in Berlin eine neue Heimat und wurde zu einer prägenden Figur der Kunstszene, deren Spuren in der Stadt bis heute unübersehbar sind. Sein einstiges Atelier, ein Ort des Schaffens und der Kreativität, ist heute als Kunsthaus Dahlem ein lebendiges Zentrum für die Kunst der Nachkriegsmoderne und ein Ankerpunkt seines Vermächtnisses.
Bernhard Heiliger, der am 25. Oktober 1995 in Berlin starb, hat wie kaum ein anderer Künstler das Bild der jungen Bundesrepublik mit seinen Werken mitgestaltet. Seine oft monumentalen und doch filigran wirkenden Skulpturen sind an prominenten Orten in ganz Deutschland zu finden und zeugen von einer stetigen künstlerischen Entwicklung, die von organisch-figurativen Anfängen bis hin zu dynamisch-abstrakten Raumkompositionen reichte.
Vom Meisterschüler zum Deserteur
Heiligers Weg zur Kunst begann mit einer Steinbildhauerlehre und einem Studium an der Stettiner Werkschule, unter anderem bei dem Bauhaus-Schüler Kurt Schwerdtfeger. 1938 zog es ihn nach Berlin an die Kunstakademie, wo er in der Klasse von Arno Breker studierte. Ein Aufenthalt in Paris 1939, bei dem er auf die Werke von Auguste Rodin, Constantin Brâncuși und Hans Arp traf, hinterließ bei ihm einen tiefen und prägenden Eindruck. Die Jahre des Krieges waren für Heiliger eine Zerreißprobe. Als Soldat an der Ostfront eingesetzt, gelang es ihm zeitweise, vom Dienst befreit zu werden, bevor er 1944 erneut eingezogen wurde und schließlich die Flucht ergriff.
Eine neue Heimat in Dahlem
Nach Kriegsende kehrte Heiliger 1945 nach Berlin zurück und begann seine freie bildhauerische Tätigkeit. Dahlem sollte fortan sein Lebensmittelpunkt werden. Im Januar 1949 bezog er das ehemalige Ateliergebäude von Arno Breker am Käuzchensteig in Dahlem, das bis zu seinem Tod sein Wohn- und Arbeitsort bleiben sollte. An diesem geschichtsträchtigen Ort, der heute das Kunsthaus Dahlem beheimatet, fand Heiliger die räumlichen und geistigen Voraussetzungen für sein Schaffen. Im selben Jahr wurde er als Professor an die Hochschule für Bildende Künste in Charlottenburg berufen, wo er bis 1986 lehrte und Generationen von Studierenden prägte.
Das Haus am Waldsee in Zehlendorf widmete ihm bereits 1950 eine erste große Werkschau, nachdem er den Kunstpreis der Stadt Berlin erhalten hatte. Zahlreiche weitere Auszeichnungen wie der Große Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen (1956) und das Große Bundesverdienstkreuz (1974) folgten und festigten seinen Ruf als einer der führenden Bildhauer Westdeutschlands.
Das Kunsthaus Dahlem: Ein lebendiges Erbe
Die tiefe Verbindung zwischen dem Künstler und dem Ort seines Wirkens wird heute durch die Bernhard-Heiliger-Stiftung und das Kunsthaus Dahlem aufrechterhalten. Die 1996 gegründete Stiftung hat ihren Sitz in Heiligers ehemaligem Atelier und pflegt seinen künstlerischen Nachlass. Als Tochtergesellschaft der Stiftung wurde 2015 das Kunsthaus Dahlem eröffnet, das sich der Kunst der Nachkriegszeit in Deutschland widmet.
Besucher können hier nicht nur wechselnde Ausstellungen zur Kunst dieser Epoche erleben, sondern auch das Wirken Heiligers an seinem authentischen Schaffensort nachvollziehen. Der angrenzende Skulpturengarten, den Heiliger bereits zu Lebzeiten für die Präsentation seiner Plastiken nutzte, zeigt heute zahlreiche seiner Werke unter freiem Himmel.

Ausstellung zum Jubiläum
Anlässlich seines Geburtstagsjubiläums widmet das Kunsthaus dem Künstler bis zum 26. Oktober 2025 eine Sonderausstellung mit dem Titel „Bernhard Heiliger – Die weiblichen Köpfe“.
Bernhard Heiligers letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Friedhof Dahlem. Sein Grab wird als Ehrengrab des Landes Berlin gepflegt – ein Zeichen der andauernden Wertschätzung für einen Künstler, der den Bezirk Steglitz-Zehlendorf und die Kunstwelt weit darüber hinaus nachhaltig geprägt hat.