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Vom „Kleinen Café“ zum Café Kranzler

128 Jahre Sehen und Gesehen werden am „Kranzler-Eck“

Kranzler-Ecke um 1830.
Kranzler-Ecke um 1830.
Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2021
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Das Kranzler – eine Institution im Berliner Westen. Doch die Geschichte der Cafés an dieser Stelle begann schon früher: Bereits im Jahr 1893 trafen sich bekannte Schriftsteller und Publizisten im damaligen „Kleinen Café“ an der Ecke. Sie machten das Haus, das Zimmermeister Christoph Osten zu Wohnzwecken errichtet hatte, in den folgenden Jahren zum wichtigsten Treffpunkt der Berliner Künstler und Journalisten.

Nur ein paar Jahre später – im Jahr 1901 – gründete der Schriftsteller Ernst von Wolzogen im Café des Westens, wie es inzwischen hieß, mit dem „Überbrettl“ Deutschlands erstes Cabaret. Die junge Künstlergeneration, die sich zu der Zeit am Kurfürstendamm traf, hatte endlich eine Bühne, auf der sie ihr sozialkritisches Lebensgefühl öffentlich darstellen konnten.

1932 eröffnete die Berliner Hotelbetriebs AG im ehemaligen Café des Westens Restaurant und Konditorei Kranzler, das dem gesamten Areal bis heute seinen Namen gab und es zur berühmtesten Ecke Berlins machte. Mit dem nach Zuckerbäcker Johann Georg Kranzler (†1866) benannten Café, den verführerischen Süßigkeiten und dem unwiderstehlichen Schümli zog ein Stück Wiener Kaffeehaustradition endlich auch an den Kudamm. Im letzten Kriegsjahr 1945 wurde das Gebäude mitsamt Restaurant und Konditorei Kranzler ausgebombt. Aber das Kranzler kam schnell zurück, vielleicht zu schnell. Denn nachdem Architekt Paul Schwebes 1951 in den Nachkriegswirren einen schmucklosen Flachbau inklusive Café errichtete, genügte das Gebäude schon wenige Jahre später nicht mehr den Anforderungen. Erneut rückten Baukolonnen unter der Führung von Architekt Hanns Dustmann an.

Und er kreierte eine echte Legende: den modernen Stahlbeton-Flachbau mit Rotunde auf dem Dach und rot-weiß gestreifter Markise. Neben der berühmten Gedächtniskirche wurde das Café Kranzler zu einem weiteren Wahrzeichen des alten Westteils von Berlin. Nebenan entstand gleichzeitig das Kaufhaus Bilka mit großer Kuppel über dem Lichthof, die dem Gebäude den Spitznamen „Groschenmoschee“ einbrachte. Ab 1963 ergänzte das Bürohaus Victoria das Gebäudeensemble auf der Ecke und erhielt wie Café Kranzler, Bilka und Ladenzeile an der Joachimsthaler Straße Denkmalschutz. 1996 zog Karstadt Sport in das ehemalige Bilka Kaufhaus und blieb bis Ende 2020. Das moderne Kranzler Eck Berlin in seiner heutigen Form wurde im Jahr 2000 durch Stararchitekt Helmut Jahn mit einem spektakulären, 60 Meter hohen gläsernen Büroneubau mit 16 Stockwerken versehen. Die Neueröffnung markierte seinerzeit den Aufbruch der Berliner City West ins neue Jahrtausend. Seitdem zählt das neugestaltete Kranzler Eck Berlin zu den beliebtesten Einkaufsadressen der Hauptstadt und bietet perfekte Arbeits- und Einkaufsmöglichkeiten sowie beliebte Cafés und Restaurants.

Noch bis zum Jahresende ist auf den Fensterflächen des ehemaligen Karstadt Sports an der Ecke Kant- und Joachimsthaler Straße auf elf großformatigen und modern gestalteten Bildern die 128-jährige Geschichte des Kranzler Eck Berlin nachzuverfolgen.

Titelbild

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