Heinrich-von-Kleist-Park fertig saniert
Historischer Park im Wandel der Zeit

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau August 2025
Der Heinrich-von-Kleist-Park im Herzen Schönebergs ist mehr als nur eine Grünanlage; er ist ein Ort mit einer facettenreichen Geschichte. Als Erholungsfläche dient er heute Anwohnern und Besuchern, während seine historischen Bauwerke und Denkmäler von vergangenen Epochen erzählen.
Vom Küchen- zum Botanischen Garten

Die Ursprünge des Parks reichen bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. Auf dem Gelände befand sich zunächst ein kurfürstlicher Hof- und Küchengarten, der ab 1718 die Bezeichnung „Botanischer Garten“ trug und ab 1801 als regulärer Botanischer Garten genutzt wurde. Mit dem Wachstum Berlins wurde der Botanische Garten Anfang des 20. Jahrhunderts nach Dahlem verlegt. Auf der freigewordenen Fläche entstand nach Plänen von Albert Brodersen zwischen 1909 und 1911 ein öffentlicher Park, der zum 100. Todestag des Dichters, der sich am 21. November 1811 am Kleinen Wannsee erschoss, den Namen Heinrich-von-Kleist-Park erhielt.
Heimat des Kammergerichts

Ein prägendes Element des Parks ist das imposante Gebäude des Kammergerichts, das von 1909 bis 1913 errichtet wurde. Das Kammergericht selbst blickt auf eine noch längere Geschichte zurück; es wurde erstmals 1468 urkundlich erwähnt und gilt als das älteste ununterbrochen tätige Gericht Deutschlands. Das Gebäude am Kleistpark erlangte traurige Berühmtheit, als hier während der NS-Herrschaft Schauprozesse des Volksgerichtshofs stattfanden, darunter auch die Verfahren gegen Beteiligte des Attentats vom 20. Juli 1944. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das weitgehend unbeschädigte Gebäude als Sitz des Alliierten Kontrollrates. Hier wurde 1971 auch das Viermächteabkommen über Berlin unterzeichnet. Seit der Wiedervereinigung ist es wieder der Sitz des Berliner Kammergerichts.
Königskolonnaden und Kultur

Neben dem Kammergericht prägen weitere architektonische und künstlerische Elemente den Park. Die Königskolonnaden, ursprünglich an der Königsbrücke am Alexanderplatz errichtet, wurden um 1910 in den Park versetzt und bilden heute einen markanten Eingangsbereich an der Potsdamer Straße. Im Park finden sich zudem Skulpturen wie die „Rossebändiger“. Auch das nahe gelegene Haus am Kleistpark, früher das Botanische Museum, beherbergt heute die Kommunale Galerie des Bezirks und die Leo-Kestenberg-Musikschule und ist so ein wichtiger kultureller Anlaufpunkt in Schöneberg.
Historisch und zeitgemäß zugleich

Nachdem der Park im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt wurde, erhielt er seine heutige Form im Jahr 1945 nach Plänen des Gartenarchitekten Georg B. Pniower. Mit einer Fläche von rund 5,2 bis 5,7 Hektar bietet der Park vielfältige Nutzungsmöglichkeiten.
Bei der Sanierung des Heinrich-von-Kleist-Parks, die im Juli abgeschlossen wurde, wurden zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen, um den Park sowohl denkmalgerecht zu erhalten als auch an die heutigen Bedürfnisse anzupassen:
Denkmalgerechte Wiederherstellung: Die historische Gestaltung des Parks wurde nach Vorbild der ursprünglichen Pläne wieder erlebbar gemacht. Dabei sind jetzt Wege, Vegetationsflächen und Pflanzungen nach historischem Vorbild erneuert oder ergänzt.

Barrierefreiheit: Das überarbeitete Wegesystem ist barrierefrei gestaltet. Neue Bankstandorte sind nun auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erreichbar, Bordsteine wurden abgesenkt.
Neues Bewässerungssystem: Im gesamten Park ist ein modernes Bewässerungssystem installiert, das zum Teil automatisch, zum Teil manuell betrieben wird. Die Anlage wird aus einem instandgesetzten Tiefbrunnen gespeist, um ressourcenschonend zu arbeiten.

Hundeauslaufbereich: Die neue, 1400 Quadratmeter große Hundeauslauffläche im südlichen Bereich des Parks an der Grunewaldstraße neben der Universität der Künste ist mit Bänken, Papierkörben und Hundekotbeutelspendern ausgestattet.
Naturschutz und Freizeitnutzung: Naturschutzfachliche Belange wurden berücksichtigt. Es gibt jetzt eine Liegewiese und einen Sondergarten für Freizeitnutzung. Die Joggingstrecke im Rasenoval bleibt erhalten.

Pflanzungen und Hecken: Die umlaufende Berberitzen-Hecke am Rasenoval ist durch eine Bergkiefernhecke nach historischem Vorbild ersetzt worden. Neue Stauden- und Rosenpflanzungen wurden angelegt, insbesondere im Umfeld der Königskolonnaden.

Sitzgelegenheiten: Zusätzliche Sitzbänke, unter anderem um die Statue „Genius des Geistes“ und auf den Erdwällen, haben teils barrierefreien Zugang.
Das Gesamtbudget der Maßnahmen betrug etwa 2,6 Millionen Euro und wurde überwiegend durch das Land Berlin finanziert