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Exotik zwischen Häuserzeilen

Älteste Moschee Berlins kann am Tag des offenen Denkmals besichtigt werden

Ahmadiyya Lahore Moschee vor dem Zweiten Weltkrieg.
Ahmadiyya Lahore Moschee vor dem Zweiten Weltkrieg.
Erschienen in Gazette Charlottenburg September 2022
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Wie ein kleines Taj Mahal steht die Ahmadiyya Lahore Moschee an der Brienner Straße in Wilmersdorf. Die Moschee ist ein herausragendes bauliches Zeugnis für die kosmopolitischen und multikulturellen Entwicklungstendenzen der 1920er-Jahre und ein wichtiges Identifikationsobjekt für den Kiez südwestlich des Fehrbelliner Platzes. Das Gebäude, dessen Kuppel 26 Meter misst, wird von zwei 32 Meter hohen Minaretten überragt. Die Moschee – übrigens die älteste Berlins – wurde bereits 1928 von der Ahmadiyya-Gemeinde eingeweiht, die den Bau aus Spenden finanzierte. Der beauftragte Architekt Karl August Hermann orientierte sich an dem indischen Mogulstil.

Berliner Bohème und Muslime aus aller Welt

Hier traf die Berliner Bohème auf aufgeschlossene, gebildete Muslime – in der Weimarer Republik konvertierten mehrere hundert Menschen in Berlin zum Islam. Es gab ein lebhaftes Gemeindeleben, denn durch die Wirren des Ersten Weltkriegs waren Muslime aus aller Welt nach Berlin gekommen, die ihre Religion weiter ausüben wollten. Erster Geschäftsführer der Gemeinde war Hugo Marcus, ein homosexueller Schriftsteller, der vom Judentum zum Islam konvertiert war und sich Hamid nannte. Dennoch blieb er Mitglied in der jüdischen Gemeinde, denn er sah viele Gemeinsamkeiten in den beiden Glaubensrichtungen. Während des Dritten Reichs nutzte die SS die Moschee zwar für antisemitische Auftritte, dennoch kaufte die Gemeinde ihren Geschäftsführer im Jahr 1938 aus dem KZ frei und half ihm bei der Flucht ins Schweizer Exil.

Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg

Beim Einmarsch der Roten Armee am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Soldaten von den Minaretten aus beschossen. Dort hatten sich Wehrmachtssoldaten mit Maschinengewehren verschanzt. Die Minarette wurden im Zuge dieser Kampfhandlungen zerstört. In der Nachkriegszeit konnten sie mit Hilfe von Spenden, vor allem aus den USA, wieder aufgebaut werden. In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Sanierungsarbeiten an der Moschee. Die Moschee spielt heute vor allem bei indischen Muslimen eine Rolle.

Neue Farbe nach historischem Vorbild

Im vergangenen Jahr stellte die Stiftung Denkmalschutz 20.000 Euro für die Malerarbeiten im Rahmen der Fortführung der Inneninstandsetzung des Hauptbaus bereit. Die auf den Wandinnenseiten befindliche, bauphysikalisch schädliche Dispersionsfarbe wurde mit einem Heißdampfverfahren entfernt, das sich bei Versuchsflächen als günstigste Methode herausgestellt hat. Bei der Entwicklung des künftigen Farbkonzepts hat man weitgehend auf historische Farbfassungen zurückgegriffen. Dabei wurde im Einklang mit dem Landesdenkmalamt auf die Reversibilität geachtet und die gesamten Malerarbeiten in mit Öl gemischter Leimfarbe ausgeführt. Die Instandsetzung wurde vor kurzem abgeschlossen.

Die Ahmadiyya Lahore Moschee in der Brienner Straße 7 – 8 hat Samstag, den 10. und Sonntag, den 11. September von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Führung um 11 Uhr mit Imam Amir Aziz. Im Garten: Ausstellung über die Geschichte der Moschee.

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