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Zwischen Erfolg und Exil

Käthe-Kollwitz-Museum zeigt Werke von Lotte Jacobi und Lotte Reiniger

Erschienen in Gazette Charlottenburg März 2022
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Das Käthe-Kollwitz-Museum widmet sich im Rahmen seiner letzten Sonderausstellung am jetzigen Standort dem Werk zweier herausragender Künstlerinnen der Weimarer Republik. Lotte Jacobi (1896-1990), deren Welt sich um die Fotografie drehte, und Lotte Reiniger (1899-1981), die sich dem Scherenschnitt verschrieb. Mit Neugier, Talent und Geschäftssinn setzten sich die Fotografin und die Trickfilmpionierin in der männerdominierten Kunstszene durch und verkehrten in den gleichen Kreisen wie Käthe Kollwitz. Die Sonderschau zeigt auf, wie ihre Karrieren in der aufstrebenden, lebendigen Kulturszene des Berlins der 1920er-Jahre begannen und bis zu ihrer Emigration im Jahr 1935 aufblühten.

Porträtfotografie…

Lotte Jacobi entstammte einer traditionsreichen Fotografenfamilie und wandte sich neben der Porträtfotografie mit Vorliebe der Theater- und Tanzfotografie zu. Zu dem väterlichen Porträtstudio mitten im Berliner Neuen Westen, das Jacobi 1927 nach ihrer Ausbildung in München übernahm, zählte ein renommierter Kundenstamm. Die Arbeit vor Ort, in den Theatern der Metropole und auch in den Ateliers der Kunstschaffenden zog sie allerdings der Studioarbeit immer vor. Dabei entstanden einzigartige Porträts wie das von Lotte Lenya bei der Premiere der „Dreigroschenoper“ im Sommer 1928. Aber auch unkonventionelle Doppelporträts wie das vom Komikerduo Karl Valentin und Liesl Karlstadt zählten zu ihrem fotografischen Repertoire. Mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft sah sich die erfolgreiche Fotografin gezwungen, 1935 mit ihrer Familie in die USA zu emigrieren. Von Lotte Jacobi werden rund 45 Aufnahmen namhafter Persönlichkeiten aus den Sparten Bildende und Darstellende Kunst, Literatur und Wissenschaft gezeigt.

…und Trickfilme

Auch Lotte Reiniger entschied sich, 1935 mit ihrem Mann Carl Koch Deutschland zu verlassen. Dabei war die Trickfilmkünstlerin im Berliner Kulturleben bereits fest etabliert, drehte Werbefilme für den Werbefilmer Julius Pinschewer, fertigte Bühnenbilder an und war mit anderen Zeitgenossen der Avantgarde befreundet. Ihr bekanntester Trickfilm und zugleich erster Animationsfilm in Spielfilmlänge war „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“. Diesen konnte sie dank der großzügigen Finanzierung des jüdischen Bankiers Louis Hagen mit ihrem Team in dreijähriger Arbeit in Potsdam verwirklichen. Damit war sie Walt Disney um Jahre voraus. Lotte Reiniger ist mit rund 30 Scherenschnitten, Zeichnungen, Skizzenbüchern, Storyboards sowie mit ihren Silhouettenfilmen vertreten. Damit wird die gebürtige Berlinerin erstmals in ihrer Heimatstadt präsentiert.

Die Sonderausstellung ist bis zum 20. März zusehen. Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Fasanenstraße 24, 10719 Berlin. Weitere Informationen und Hinweise zu Corona-Maßnahmen unter www.kaethe-kollwitz.berlin . Öffnungszeiten: täglich von 11 bis 16 Uhr. Eintritt 7 Euro, ermäßigt 4 Euro.

Titelbild

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