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Bauen gegen den Wohnungsmangel

Thielecksiedlung wurde zwischen 1927 und 1931 erbaut

Thielecksiedlung, die Aufnahme stammt vermutlich aus den 1930er-Jahren.Archiv HVZ
Thielecksiedlung, die Aufnahme stammt vermutlich aus den 1930er-Jahren.Archiv HVZ
Erschienen in Gazette Zehlendorf April 2021
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Zur Berliner Straße hin bildet die Thielecksiedlung an der Schütz- und Thielallee ein einheitliches Bild. Die im Zickzack angeordneten Mehrfamilienhäuser sind durch Gelenkbauten mit Kuppeln verbunden. Sie bilden den Eingangsbereich zu der Siedlung, die, anders als es der Eingangsbereich vermuten lässt, zu einem großen Teil aus Doppel- und Reihenhäusern besteht. Diese befinden sich im Bereich der Hüninger Straße, Thielallee und Breisacher Straße.

Wohnungen für höhere Beamte

Der Bezirk Zehlendorf hatte eigentlich andere Pläne mit dem großen Gelände. Auf der Fläche sollten unter anderem Sportanlagen entstehen. Doch in der Weimarer Republik herrschte – wie so oft – Wohnungsmangel in Berlin. Die Beamten der Reichshoheitsverwaltungen wurden von dieser Problematik nicht verschont. Die geplante Siedlung in Zehlendorf sollte sowohl für kinderreiche Beamtenfamilien als auch – vor allem – für die höheren Beamten eine neue Heimat werden. 1927 begannen die Bautätigkeiten auf dem Gelände. Schon im Sommer 1928 konnten die ersten Bewohner in die Reihenhäuser an der Thielallee ziehen. Während der Bauzeit wurden die Pläne mehrfach geändert, denn steigende Kosten führten zu einfacherer Ausstattung und kleineren Wohnungen. Das ist jedoch relativ – gemessen an den meisten Wohnbauten der 1920er-Jahre sind die Grundrisse in der Thielecksiedlung durchaus großzügig bemessen. Vier-, Fünf- und sogar (wenn auch seltener) Sechs-Zimmer-Wohnungen wurden hier verwirklicht. Die Häuser waren noch geräumiger und verfügten z. T. auch noch über Mädchenkammern im Dachgeschoss. Auch Wünsche von höheren Beamten, darunter Reichsminister und Ministerialdirektoren wurden in der Planung berücksichtigt.

Siedlung mit viel Grün

Die Pläne der Architekten Eugen Bruker, Oberregierungsbaurat und Gustav Kemper, Regierungsbaurat, orientierten sich auch an der Gartenstadtbewegung der 1920er-Jahre. Die Häuser verfügen über Vorgärten und über rückwärtige Gärten. Von der Straße aus gesehen präsentieren sich die Häuser allerdings als geschlossener Riegel. Dennoch bietet das Grün hinter den Häusern einen schönen Erholungs- und Naturraum für die Anwohner. Auch die Mehrfamilienhäuser sind von parkähnlichen Gartenanlagen eingerahmt. Der Mittelpunkt der Siedlung ist ein kleiner Schmuckplatz an der Buchsweiler Straße. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Siedlung nur wenig beschädigt und die betroffenen Häuser nach historischen Plänen wieder aufgebaut. Die gesamte Wohnanlage, mit einer Fläche von ca. 1,5 Hektar und etwa 190 Wohneinheiten, steht seit 2001 unter Denkmalschutz.

Bekannte Bewohner der Thielecksiedlung waren der Maler Karl Schmidt-Rottluff in der Schützallee 136, der frühere Regierende Bürgermeister Otto Suhr in der Hüninger Straße 4 und der Widerstandskämpfer Generaloberst Kurt von Hammerstein-Equord in der Breisacher Straße 19. An sie erinnern Gedenktafeln an den jeweiligen Häusern.

Titelbild

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