Gazette Verbrauchermagazin

Christoph 31 und die fliegenden Gelben Engel

Auch in Corona-Zeiten ist die Flugrettung alles andere als eine Luftnummer

Das ADAC-Flugrettungsteam von Christoph 31 in Pandemie-Zeiten: Hygienemaßnahmen werden großgeschrieben. Foto: ADAC-Flugrettung
Das ADAC-Flugrettungsteam von Christoph 31 in Pandemie-Zeiten: Hygienemaßnahmen werden großgeschrieben. Foto: ADAC-Flugrettung
Erschienen in Gazette Steglitz April 2021
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Sie bringen Notärzte in kürzester Zeit an entfernte Einsatzorte, transportieren Intensivpatienten in Spezialkliniken und sind täglich im Einsatz, um Leben zu retten.

Die Crews der ADAC Flugrettung gGmbH (eine Tochtergesellschaft der gemeinnützigen ADAC-Stiftung) sind in Zeiten erhöhter Corona-Sicherheitsmaßnahmen einmal mehr zu logistischer Höchstleistung aufgelaufen und sichern aktuell uneingeschränkt mit ihren 37 ADAC-Stationen den Rettungsdienst und die notfallmedizinische Versorgung aus der Luft.

Für ihr ausgefeiltes Sicherheits- und Hygienekonzept, das ein speziell zum Schutz von Patienten und Crew gebildetes Krisenteam entwickelt hat, wurde die ADAC-Flugrettung nun als erste Rettungsorganisation in Deutschland vom TÜV Hessen mit dem bundesweiten Qualitätssiegel „Sicher gegen Corona“ ausgezeichnet. Das Zertifikat ist auf allen ADAC-Rettungshubschraubern angebracht. An verschiedenen Stationen der Flugrettung – darunter auch in Berlin – hatte der TÜV zuvor intensive Stichproben gemacht.

Im Jubiläumsjahr 2020, dem 50. Jahr ihres Wirkens, war die Luftrettung gefordert wie noch nie: Sie flog insgesamt rund 52.000 Einsätze und damit um die 141 Noteinsätze pro Tag. Rund 800 Einsätze standen dabei im Zusammenhang mit Corona. Den Großteil dieser Einsätze hatte der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber Christoph 112 übernommen, der seit April 2020 zusätzlich im Rheinland-Pfälzischen Ludwigshafen stationiert ist und grenzüberfliegende Corona-Krisenunterstützung in Italien und Frankreich geleistet hat.

In Berlin rückte sein gelber Bruder Christoph 31 im Jubiläumsjahr zu insgesamt 2.936 Notfällen aus.

Sicherheit in jeder Hinsicht

„Wir sind genauestens darauf bedacht, am Boden und in der Luft die besonderen Hygiene- und Sicherheitsvorschriften einzuhalten“, versichert Nico Hellmann, Pilot und Stationsleiter der Luftrettungsstation Charité-Campus Benjamin Franklin in Berlin-Steglitz.

Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang hebt hier Rettungshubschrauber Christoph 31 – neuestes Modell Typ H135 von Airbus – von seiner im vergangenen Jahr umfangreich modernisierten Steglitzer Heimatstation ab, um Menschenleben zu retten. Im August 2020 hatte er den Platz seines Vorgängers gleichen Namens eingenommen, von dem er auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden ist. Leiser und umweltfreundlicher fliegt er, bietet in der neuesten Version mehr Platz für Patienten, Arzt, Notfallsanitäter und medizinische Versorgungsgeräte. Darüber hinaus verfügt er mit seinen Digitalfunkgeräten als fliegender „Internethotspot“ über eines der modernsten Kommunikationssysteme Deutschlands. Außerdem ist er mit seinem Vier-Achsen-Autopiloten, dem Gelände- und Hinderniswarnsystem und den zwei Kollisions-Warnsystemen in Sachen Sicherheit auf neuestem Stand und über eine Reichweite von ca. 600 Kilometern mit rund 220 km/h in und um Berlin unterwegs.

Die Teamverantwortung in Steglitz trägt Nico Hellmann, er betont: „Mit dem optimierten Landeplatz sind bequemere und noch sicherere Landungen möglich geworden, die Charité hat das gemeinsam mit der Bauabteilung super hinbekommen. Wir sind hochzufrieden.“ Zwar gebe es nach dem Umbau auch mehr Platz im erweiterten Stations-Innenbereich, dennoch verlangt das Hygienekonzept für die einzelnen Schichtdienste strenge Abstand-Maßnahmen, um Infektionen auszuschließen und für die Patienten einsatzbereit zu bleiben.

Oberste Priorität: Aufrechterhaltung der Luftrettung

Um die ADAC-Luftrettung auch weiterhin zu sichern, sind die Mitarbeiter gegen Covid-19 geimpft, die FFP2-Masken werden auch während der Flüge im Hubschrauber nicht abgesetzt.

Derzeit arbeitet die Rettungsflug-Crew an der Station in Berlin-Steglitz täglich ab 6.30 Uhr in zwei Tagesschichten, so dass genügend Abstand zwischen den Teammitgliedern gewährleistet ist und damit die Personal-Kapazitäten geschont werden können.

Vier Stammpiloten, Notfallsanitäter, 12 Notärzte und neuerdings zusätzlich ein im Dienst der Berliner Feuerwehr stehender Notarzt gehören zum Steglitzer Flugrettungsteam. Dem direkten Draht und guten Kontakt zur Berliner Feuerwehr, die von ihrer Leitstelle aus die Flugeinsätze koordiniert, sei es auch in diesen Krisen-Tagen mit zu verdanken, dass die Rettungseinsätze logistisch reibungslos ablaufen, erklärt Stationsleiter Hellmann.

Sicher retten

In Corona-Zeiten sind die Herausforderungen an die Rettungskräfte und Piloten besonders hoch: Täglich mit im Einsatz sind neben den Schutzmasken die Schutzanzüge und Desinfektionsmittel. Nach jedem Flug wird zusätzliche Aufbereitungszeit zum intensiven Desinfizieren des Helikopters benötigt.

Der Dienst in Schutzkleidung ist anstrengend, die Crew stark gefordert, da die Schutzmasken nur während der Pausen abgesetzt werden. Zu den Stationen hat derzeit nur sie Zutritt, Konferenzen und Gespräche finden auch im Flugrettungsbereich per Video statt, außer vor Ort das unverzichtbare Training am Flugsimulator. Die Steglitzer Station war Teststation für Raumlüftungsgeräte.

Im Corona-Verdachtsfall fällt der zu transportierende Erkrankte nach den eigenen Standards für einen Lufttransport in die Schutzkategorie drei, d.h. er darf nur im beatmeten Zustand geflogen werden, um mithilfe des geschlossenen Atemkreislaufs die von ihm ausgehende Ansteckungsgefahr im Helikopter auf ein Minimum zu reduzieren. Dies gilt auch für andere schwere Atemweginfektionen.

Nur lediglich etwa drei Prozent der Berliner Flugrettungs-Einsätze bedingen jedoch einen Patiententransport. Meist startet der Helikopter, um Rettungskräfte zeitsparend zum Erkrankten zu fliegen.

Bei Einsätzen von der Steglitzer Station aus zum Patienten war in Corona-Hochzeiten jeder fünfte Einsatz mit Corona-Verdachtshintergrund: Husten, Schnupfen, Fieber–Symptomatik begegnen die herbeigeflogenen Notärzte grundsätzlich in voller Schutzmontur.

2020 ging die Einsatzzahl bei Herz-und Kreislaufbeschwerden zurück, die Angst, sich mit Covid-19 zu infizieren, hielt so manchen Patienten zurück, dringend benötigte Hilfe zu holen. Bedenken, die unbegründet sind, hat man sich mit dem umfassenden Sicherheitskonzept der Luft- sowie Bodenrettung einmal näher befasst.

Pilot Nico Hellmann zeigt sich zufrieden, dass aufgrund der umfassenden Sicherheitsmaßnehmen niemand in seinem Flugrettungsteam infiziert wurde und erklärt mit Blick auf sein Team: „Trotz der Pandemie haben wir einen vorbildlichen Ablauf bei unseren Einsätzen und bieten uneingeschränkte Flugrettung. Dennoch werden wir alle froh sein, wenn es die Coronazahlen erlauben, die belastenden Maßnahmen wieder etwas zurückzufahren.“

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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