Charlottenburg-Wilmersdorf
Drei Ausstellungen in der Kommunalen Galerie Berlin
Gewalt gegen Frauen, Widerstand im Kiez und unsichtbare Erinnerungen

17.09.2025: Werke verschiedener Künstlerinnen und Künstler, die sich den unterschiedlichsten Themen widmen – beim Besuch in der Kommunalen Galerie Berlin lässt sich die Welt aus neuen Blickwinkeln betrachten.
Scherben der Realität
Unter diesem Titel werden Werke von Künstlerinnen aus Berlin und der polnischen Dreistadt (Danzig, Sopot, Gdingen) gezeigt. Die Schau thematisiert Ängste und Hoffnungen der Gegenwart aus weiblicher Perspektive und wirft einen kritischen Blick auf gegenwärtige gesellschaftliche Krisen und Unsicherheiten.
Gewalt und Unterdrückung
Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen oft Auseinandersetzungen mit dem weiblichen Körper, der als Schauplatz für die Verhandlung von Gewalt und Unterdrückung dient. So zeigt die Künstlerin Mehtap Baydu in Porzellanarbeiten die Verletzlichkeit des Körpers, während Dorota Nieznalska hingegen auf symbolische Darstellungen verzichtet und ganz direkt die Grausamkeit zeigt, die Opfer von Femiziden erleiden müssen.
Das Post-2000er-Zeitalter
Der Dialog zwischen den Orten verleiht dem Projekt eine überregionale Dimension. Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf eine Passage aus dem Roman Paw królowej (deutsch: Die Reiherkönigin) der polnischen Schriftstellerin Dorota Masłowska. Anhand des Schicksals ihres Protagonisten beschreibt sie den Zustand des Post-2000er-Zeitalters, dessen Brüchigkeit sie in bildhaften Szenen eindrucksvoll darstellt.
Begleitend zur Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm. Eine Kuratorenführung findet am Mittwoch, den 15. Oktober, um 18 Uhr statt.
Gärten des Widerstands

Unter dem Titel „Gärten des Widerstands“ zeigt der Fotograf Lorenz Kienzle seine seit 2023 entstandenen Arbeiten rund um den Konflikt um eine Kleingartenkolonie in der Prinzregentenstraße.
Grün gegen Wohnraum
Das Grundstück, das seit fast 90 Jahren als Kleingarten genutzt wird, soll nach Plänen des Landes Berlin bebaut werden. Das landeseigene Unternehmen Berlinovo will dort ein Wohngebäude errichten lassen, das vor allem für Studierende gedacht ist und für sein barrierefreies Konzept bereits ausgezeichnet wurde.
Stiller Mikrokosmos
Demgegenüber steht der Protest von Kleingärtnern, Anwohnern und Aktivisten. Sie setzen sich für den Erhalt der Grünfläche ein, die als Lebensraum für Tiere und zur Regulierung des Stadtklimas wichtig sei. Der Fotograf Lorenz Kienzle dokumentiert das Leben in der Kolonie.
Fotos und Objekte
In fast intim wirkenden Aufnahmen zeigt Kienzle den stillen Mikrokosmos, um den sich die Protestaktionen entzünden: Uraltes Inventar und improvisierte Architektur in den Kleingärten verweisen in Schwarzweiß-Fotografien auf ihre Geschichte, während eine junge Fuchsfamilie nichts von ihrem drohenden Schicksal erahnt.
Neben den Fotografien werden auch Objekte wie Protestschilder und Banner aus den Jahren 2022 und 2023 gezeigt.
Begleitprogramm
Mittwoch, 22. Oktober 2025, 18 Uhr: Lesung und Gespräch mit dem Lyriker Tobias Roth, der Autorin Dr. Maike Weißpflug und Lorenz Kienzle. Sonntag, 9. November 2025, 14 Uhr: Künstlergespräch
Unsichtbare Erinnerungen

„The Presence of the Unseen“.: Vier Künstlerinnen der Atelierhausgenossenschaft Charlottenburg setzen sich darin mit der vielschichtigen Natur von Erinnerungen auseinander. Die Künstlerinnen Ursula Antesberger, Barbara Duisberg, Nathalie Giraud und Katrin Hosterbach untersuchen, wie Erlebnisse und Personen im Gedächtnis haften bleiben und die eigene Identität formen. Oft sind es Gerüche, Klänge oder Bilder, die Vergangenes wieder an die Oberfläche bringen.
Arbeiten mit dem Nachlass
Ursula Antesberger beschäftigt sich seit dem frühen Tod ihrer Mutter mit den Themen Verlust und Abwesenheit. In ihrer Fotoserie „Unscharfe Bilder“ bearbeitet sie Aufnahmen von Gegenständen aus dem Nachlass ihrer Mutter und thematisiert so die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart.
Künstlerische Ahnenforschung
Zwei alte Familienalben auf einem Dachboden inspirierten Barbara Duisberg zur künstlerischen Erforschung ihrer Vorfahren. Ihre Porträtfotografien der Werkgruppe „AHNUNG“ geben Einblick in vergangene Lebensumstände und hinterfragen dabei Identität und Erinnerungspraktiken.
Geschichte hinter Dokumenten
Nathalie Giraud sammelt Gedächtnisträger wie abgelegte Bücher und Dokumente, um die dahinterliegenden Geschichten freizulegen. Am Beispiel des Berliner Breitscheidplatzes beleuchtet sie die wechselvolle Geschichte der Stadt und den Einfluss der Natur auf gesellschaftliche Prozesse.
Eigene Identität
Katrin Hosterbach verarbeitet in ihren Werken die Frage nach der eigenen Identität nach dem Auseinanderbrechen ihrer Familie. Ihre meist in dunklen Tönen gehaltenen, vielschichtigen Malereien spiegeln einen Zustand zwischen Unsicherheit und Zuversicht wider und thematisieren den fragmentarischen Charakter von Erinnerungen.Begleitende Termine: Mittwoch, 8. Oktober 2025, 17 Uhr: Gespräch mit den Künstlerinnen
Alle Ausstellungen sind bis zum 9. November 2025 in der Kommunalen Galerie Berlin, Hohenzollerndamm 176, 10713 Berlin, www.kommunalegalerie-berlin.de, zu sehen. Der Eintritt ist frei.