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Victoria schwimmt wieder im Botanischen Garten

Riesenseerose ins sanierte Victoriahaus zurückgekehrt

Mit viel Licht verwöhnt das Victoriahaus seine Bewohner. Foto: Chr. Hillmann-Huber BGMG
Mit viel Licht verwöhnt das Victoriahaus seine Bewohner. Foto: Chr. Hillmann-Huber BGMG
Erschienen in Lichterfelde Ost Journal Juni/Juli 2018
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Ein besonderer „Victoria-Sommer 2018“ erwartet die Besucher im Botanischen Garten, der unterschiedlichste Veranstaltungen rund um die Victoria-Riesenseerose bereithält.

Bereits kräftig darauf hin wächst die Königin der Wasserpflanzen, die eigentlich in Südamerika am Amazonas beheimatet ist. Im aufwendig sanierten, historischen und denkmalsgeschützten Gewächshaus hat sie das 75.000 Liter fassende Wasserbecken bezogen und fühlt sich bei etwa 80 Prozent Luftfeuchtigkeit und Hochsommertemperaturen ebenso wohl wie ihre Nachbarn, ausgewählte exotische Sumpf- und Wasserpflanzen aus den Tropen.

Mit Spannung wird als Attraktion ihre lichtabhängige Blüte voraussichtlich für Juni erwartet, die nur eine Nacht blüht und sich dann von weiß nach rosa verfärbend präsentiert.

Anlässlich dieses besonderen Ereignisses öffnet nach fast fünfjähriger Sanierungszeit das über 100 Jahre alte Victoriahaus am 16. und 17. Juni 2018 erstmalig wieder feierlich seine Türen, um die Besucher daran teilhaben zu lassen.

Publikumsmagnet mit Tragkraft

Als „eine der spektakulärsten Pflanzen überhaupt“ bezeichnet Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Gartens, diese einjährige Schwimmpflanze der Gattung „Victoria“, die über Schwimmblätter bis zu 2,50 Meter verfügen kann. Sie besitzen ein stabiles Stützgewebe und Luftkammern, so dass ein Blatt das Gewicht eines Kleinkindes bis zu etwa 40 Kilogramm locker zu tragen vermag. In Dahlem wurde die nach Königin Victoria von England benannte Pflanze aus einem Samen gezogen, vorgekeimt und dann ins Wasser-Becken gesetzt. Die „Baby-Schwimmblätter“ sind jetzt bereits etwa 50 Zentimeter groß. Wann die genaue Blüte erfolgt, lässt sich nur schwer voraussagen, da dafür der direkte Lichteinfluss eine wichtige Rolle spielt.

Nach etwa fünf Monaten haben die Schwimmblätter ihre volle Größe erreicht.

In direkter Nachbarschaft zu blaublütigen Seerosen aus Australien und Neuguinea, Mimosen, Lotusblumen und Wasserhyazinthen präsentiert sich Victoria von Juni bis August den Besuchern, die im Zeitraffer und über Video das Aufbrechen der Blüte nachverfolgen können. Ein Rundweg mit Brücke am Becken gibt die Sicht darauf frei. Hinzu kommen zahlreiche Sonderveranstaltungen zum Thema Riesen-Seerose, vom „Victoria-Kabinett“, das einen geschichtlichen Rückblick auf 166 Jahre Berliner Victoriageschichte in 100 Bildern liefert, über Victorianächte und Victoriatalks bis hin zu Konzerten und Hörspielkino auf der Terrasse des Victoriahauses.

Von Südamerika über England zum Botanischen Garten Berlin

Die Riesenseerose „Victoria regia“ war im victorianischen England Gegenstand von Rivalität zwischen den Gärtnern des Landes. Immer ausgefallenere Pflanzenarten hatten sie gesucht und gerieten in Wettstreit darüber, wer wohl als erster diese Riesenseerose kultivieren und zur Blüte bringen würde. Selbst legten sie dabei nur selten Hand an die Gärten ihrer Besitztümer, beschäftigten vielmehr ausgewählte Gartenbauer, wie es Joseph Paxton beim Duke of Devonshine war. Im gelang das Blüh-Wunder im November 1849, – mit nachgebautem sumpfigem Habitat, das von einer kohlebefeuerten Heizung erwärmt wurde. Vom Duke of Devonshine erhielt Queen Victoria daraufhin eine der ersten Blüten der Seerose.

In Berlin erblühte „Victoria“ das erste Mal in einer Julinacht 1852.

Das Victoriahaus im Botanischen Garten wurde zusammen mit Garten und Museum jedoch erst am 25. Mai 1910 eröffnet.

Da historische Gewächshäuser durch Denkmalschutz-Bestimmungen und Energetik-Überlegungen nur aufwendig zu sanieren sind, öffnet das Victoriahaus nun auch erst nach 12 Jahren wieder seine Türen, was bereits für das Jahr 2015 angedacht war. Doch technische Probleme, Personalmangel und finanzielle Engpässe hatten die Eröffnung immer wieder hinausgezögert. 2013 hatte die Sanierung begonnen, die etliche Baumängel zur Folge hatte.

Doch nun kommt der Denkmal-historisch fertigsanierte Bau optisch dem Original aus dem Jahr 1910 wieder näher: Mit viel Glas – heute wärmeisolierend und UV-durchlässig – wenig Streben und biogasbetriebenem Blockheizkraftwerk.

Weitere Modernisierungsmaßnahmen im Botanischen Garten stehen an: So geht es zeitnah an die barrierefreie Gestaltung der Eingänge, an die Sanierung des Italienischen Gartens und die Errichtung eines Besucherinformationszentrums am Königin-Luise-Platz.

Jacqueline Lorenz

Wiedereröffnung des Victoriahauses

Am 16. Juni 2018 von 9-24 Uhr und am 17. Juni von 9-20 Uhr, an beiden Tagen gilt einmalig der „1-Euro-Victoriatarif“ pro Person für Victoria-Besuch, Garten und Gewächshäuser.

Weitere Termine von Veranstaltungen im „Victoria-Sommer“ und Öffnungszeiten unter www.bgbm.org

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