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Weniger mähen – mehr Lebensraum für Insekten

FU-Studie: Städte können das Insektensterben verringern

Erschienen in Gazette Steglitz Oktober 2022
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Das Management von Grünflächen in Städten kann sich einer Studie der Freien Universität Berlin zufolge positiv auf die Artenvielfalt und Häufigkeit von Insekten auswirken. Wie ein Forschungsteam um den Biologie-Professor Jens Rolff herausfand, kommt ein nur zweimaliges Mähen pro Jahr vor allem flugfähigen Insekten wie Schmetterlingen und Bienen zugute. Bei ihrer Studie verglichen die Forschenden Daten aus verschiedenen Ländern, darunter auch Daten aus dem Projekt Blühender Campus an der Freien Universität. In dieser sogenannten Meta-Analyse konnte ferner gezeigt werden, dass Insektenarten, die in der Vegetation leben, auf kurzgemähten Flächen kaum Lebensraum vorfinden. Insektenfreundlichere Pflege führt den Ergebnissen zufolge aber nicht zu einem vermehrten Vorkommen von Schadinsekten, darunter Wurzelschädlinge und stechende Insekten. Diese fänden sich auf den wilderen, artenreichen Flächen sogar seltener. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Urban Forestry and Urban Greening veröffentlicht.

„Das weltweite Insektensterben hat ein bedrohliches Ausmaß erreicht“, erklärt Sophie Lokatis, Koautorin und federführend im Aufbau der Initiative Blühender Campus. Nicht nur die Landwirtschaft sei gefordert: Viele Grünflächen befänden sich im Siedlungsraum und in Städten, betont die Wissenschaftlerin. „Allein in Berlin machen öffentliche Grünflächen rund 30 Prozent der Fläche aus und bieten damit ein großes Potenzial für den Schutz der biologischen Vielfalt. Dazu kommen private Gärten“, ergänzt Jens Rolff. Die Studie mache deutlich, dass auch einfache und kostengünstige Landschaftspflegemaßnahmen einen Beitrag zur Förderung von Insekten leisten könnten.

„Obwohl es inzwischen viele Studien zur Thematik gibt, ist ein Vergleich aufgrund unterschiedlicher Ansätze nicht immer einfach“, erklärt Erstautorin Anja Proske, die ihr Masterstudium 2021 an der Freien Universität abschloss und als Referentin für Artenvielfalt bei der Deutschen Wildtierstiftung tätig ist, „letztendlich konnten wir aber 28 Studien aus Europa und Nordamerika einbeziehen, was unsere Ergebnisse belastbar macht.“

„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen aber auch, dass nicht alle Insektengruppen gleichermaßen von den Maßnahmen profitieren“, sagt Sophie Lokatis. „Hier auf dem Campus probieren wir verschiedene Pflegemaßnahmen aus, lassen zum Beispiel große Bereiche auch über den Winter stehen.“ Es sei aber klar, dass die vielen öffentlichen und privaten Grünflächen in den Städten mit einem insektenfreundlichen Management das Potenzial haben, zum Schutz der Insekten beizutragen“, konstatiert der Biologe Jens Rolff.

„Diese Studie unterstreicht, dass die Freie Universität mit dem Blühenden Campus und einer großflächigen Reduktion der Mahd im Sinne des Biodiversitätsschutzes auf dem richtigen Weg ist“, sagt Andreas Wanke, Leiter der Stabsstelle Nachhaltigkeit an der Freien Universität. „Die Hochschule kann hier als gutes Beispiel dienen.“

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