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Vom Jagdrevier zum Naherholungsgebiet

Volkspark Jungfernheide wurde in den 1920er-Jahren angelegt

Der Wasserturm ist Blickfang und Landmarke im Volkspark Jungfernheide.
Der Wasserturm ist Blickfang und Landmarke im Volkspark Jungfernheide.
Erschienen in Gazette Charlottenburg April 2022
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Ein dunkler Tann‘, darin Bären und Wölfe… Das war die Jungfernheide vielleicht einmal in grauer Vorzeit, heute sind die Bären aus Muschelkalk und die Nachfahren der Wölfe, von Dackel bis Dogge, toben sich im Hundeauslaufgebiet aus. Angelegt wurde der Volkspark Jungfernheide in den 1920er-Jahren nach Plänen des Charlottenburger Gartenbaudirektors Erwin Barth. Vorher befanden sich hier ein Jagdrevier und ein Exerzierplatz - damals war das Gebiet Teil des Forsts Jungfernheide, von dem der Park heute durch Straßen und den Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal getrennt ist. Der Name Jungfernheide erinnert an die Benediktinerinnen aus dem Kloster in Spandau. Im Mittelalter gehörte die Jungfernheide – Heide ist die ostdeutsche Bezeichnung für ein Waldgebiet – den Nonnen. Auch der Nonnendamm geht auf die Benediktinerinnen zurück. Auf diesem Weg gingen sie früher von Spandau nach Berlin und Cölln.

Naherholung für die Charlottenburger

Die Stadt Charlottenburg wollte der wachsenden Bevölkerung Naherholung im Grünen ermöglichen. So kaufte sie im Jahr 1904 dem preußischen Staat das Gebiet des heutigen Volksparks Jungfernheide ab. Mit den Plänen für die Gestaltung beauftragten die Charlottenburger Stadtväter ihren Gartenbaudirektor Erwin Barth. Diese zog sich hin. Als alles fertig entworfen und abgesegnet war, sollte der Umbau des Waldstücks zum Park beginnen. Doch der Erste Weltkrieg warf seine Schatten voraus und es gab dringenderes als einen Volkspark. Nach dem Krieg wurde für die Eingemeindung nach Groß-Berlin geplant – was mit einer Haushaltssperre einherging. Wieder waren keine Mittel für den Park vorhanden.

Sieben Jahre bis zur Fertigstellung

Im Herbst des Jahres 1920 konnte es endlich losgehen – unterstützt von 100 bis dahin Arbeitslosen begannen Barth und seine Mitarbeiter mit den ersten Arbeiten. Es gehörte zu Barths Philosophie, so viel wie möglich von der bisherigen Flora zu erhalten und so schonte er den Baumbestand wo es nur ging. 1927 waren die Arbeiten beendet. Sport- und Spielplätze, ein Freibad, einen Teich mit Insel, ein antikes Theater und vieles andere erfreute nun die Berliner, die den Park betraten. Besondere Attraktionen waren der Haupteingang mit den beiden Bären aus Muschelkalk und der Wasserturm. Dieser sollte nach den ursprünglichen Plänen ein Café beherbergen. Da er jedoch von Amts wegen kleiner als ursprünglich von Barth geplant ausfiel – vermutlich war der Stadt ein höherer Turm zu teuer – wurde auf das Café verzichtet. 1927 wurde der Park mit einem großen Fest eröffnet. Mit dem Volkspark Jungfernheide hatte Barth sein größtes Projekt verwirklicht. Später folgte noch ein Wildgehege, das in den 1990er-Jahren zunächst in einen anderen Teil verlegt und 2013 gänzlich aufgegeben wurde. Seit den 1990er-Jahren befindet sich am ursprünglichen Standort des Wildgeheges das Hundeauslaufgebiet. Im Zweiten Weltkrieg wurde eine der beiden Bärenskulpturen zerstört. Sie konnte erst im Jahr 2011 ersetzt werden.

Viele Attraktionen

Beim Spaziergang entlang der zahlreichen Wege durch die Jungfernheide lassen sich so manche Attraktionen entdecken – dazu gehören das Strandbad, der Wasserturm, der Hochseilgarten und Sportmöglichkeiten, wie beispielsweise Beach-Volleyball im Sommer. Der Volkspark gehört zu den größten Naherholungsgebieten im Stadtgebiet und erfreut sich nicht nur bei Charlottenburger Spaziergängern und Sportlern großer Beliebtheit.

Skulpturen hinter dem Zaun

Wenn hinter dem Zaun plötzlich Affen, Ameisenbären, Fuchs, Elch und zahlreiche andere Tiere zu sehen sind, ist man an der Baumschule am Volkspark angelangt. Die „Kunst am Wegesrand“ stammt von ihrem früheren Leiter Franz Josef Wennemann. Viele der Skulpturen schuf er nach seiner aktiven Zeit. Denn auch, nachdem er 2003 in den Ruhestand ging, ließ ihn die Baumschule nicht los. 2007 wurde ihm der Erwin-Barth-Preis für ehrenamtliches Engagement in der Grünpflege verliehen. Mit den vielen unterschiedlichen Skulpturen hat er ein Werk hinterlassen, für das sich Groß und Klein bei ihrem Spaziergang durch die Jungfernheide begeistern.

Titelbild

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