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Gedenktafeln für Lilli Henoch und Dora Duncker

Grüne fordern Informationstafeln für die Sportlerin und die Schriftstellerin

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau März 2021
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Dora Duncker um 1898.
Dora Duncker um 1898.

Zwei verdienstvolle Frauen, die einst zu den Prominenten in der Stadt zählten. Heute heißt die Sporthalle an der Spreewald-Schule nach Lilli Henoch. An Dora Duncker soll künftig der Flaschenhalspark am Gleisdreieck erinnern. Heutzutage wissen nur wenige Menschen, wer Dora Duncker und Lilli Henoch waren. Deshalb fordern die Grünen in der BVV, dass Informationstafeln einen Einblick in Leben und Verdienste der beiden Frauen geben.

Die erfolgreiche Sportlerin Lilli Henoch (1899 – 1942) wurde 1919 Mitglied im Berliner Sport-Club e. V. Sie trainierte in der Leichtathletikabteilung. Ihre erfolgreichste Zeit hatte sie zwischen 1922 und 1926. In mehreren Disziplinen – Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung und mit der 4-mal-100-Meter-Staffel wurde sie mit dem Verein zehnfache Deutsche Meisterin. Außerdem stellte sie während dieser Zeit vier Weltrekorde auf. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 schloss der Sport-Club die erfolgreiche Sportlerin aus, da sie Jüdin war. Als ausgebildete Turnlehrerin und Orthopädin engagierte sich daraufhin in jüdischen Vereinen und Schulen. Obwohl sie Angebote aus dem Ausland bekam, bleib sie in Berlin, bei ihren Schülern und ihrer Mutter. Am 5. September 1942 wurden Lilli Henoch und ihre Mutter deportiert. Sie wurden gemeinsam mit den anderen deportierten Menschen, die sich in dem Zug befanden, unweit von Riga in einem Wald erschossen.

Die Schriftstellerin Dora Duncker (1855 – 1916) ist heute in Vergessenheit geraten. Die Tochter des Verlegers Alexander Duncker und seiner Ehefrau Louise produzierte fast „wie am Fließband“ Romane, Essays, Gedichte und Theaterstücke. Sie bekam schon im Elternhaus eine weitgefächerte Bildung und erweiterte ihren Horizont auch in interessanten Gesprächen mit Schriftstellern und Künstlern, die in ihrem Elternhaus verkehrten. Auf Reisen bildete sie sich weiter. In einer Zeit, in der gutbürgerlichen Frauen eine Berufstätigkeit weitestgehend verwehrt blieb, konnte sie von der Schriftstellerei leben. Mehr als 60 Novellen und Romane sind von ihr bekannt. 1888 heiratete die Schriftstellerin und wurde Mutter einer Tochter. Die Ehe wurde jedoch schon wenige Jahre später geschieden.

In ihren Büchern widmete sich Duncker oft der Rolle der Frau. So portraitierte sie Madame Pompadour und schrieb in dem Buch „Großstadt“ über das Schicksal von zwei Schwestern in Berlin. Außerdem gab sie den Kinderkalender „Buntes Jahr“ heraus und veröffentlichte seit 1895 das Magazin „Zeitfragen. Soziale und belletristische Monatshefte“. Die Schriftstellerin wurde auf dem Zwölf-Apostel-Kirchhof beerdigt. 2018 ließ die Kirchengemeinde einen Gedenkstein auf das frühere Grab setzen.

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