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Vom Capitol zum Bikini

Schillernder Kinopalast und moderne Shopping-Mall

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Dezember 2025

Wo heute das Bikini Berlin steht, befand sich einst einer der prächtigsten Kinopaläste der Stadt. Wer heute am Breitscheidplatz entlang des Bikini-Hauses flaniert, kann sich jedoch kaum vorstellen, dass hier einst eines der schillerndsten Kinos Berlins stand. In den Goldenen Zwanzigern, als Kinopaläste in der Stadt wie Pilze aus dem Boden schossen, eröffnete am 20. Dezember 1925 das „Capitol“. Der erste Film, der gezeigt wurde, war der „Dieb von Bagdad“.

Luftbildaufnahme aus den 1930er-Jahren.
Luftbildaufnahme aus den 1930er-Jahren.

Der nach Plänen des Architekten Hans Poelzig erbaute Kinopalast bot rund 1300 Zuschauern Platz und verfügte über technische Finessen wie eine Orgel und einen versenkbaren Orchestergraben. Während die Ladenzeile, in die das Kino integriert war, im schlichten Stil der Neuen Sachlichkeit gehalten war, zeigte sich das Innere expressionistisch: Der Kinosaal war in Farbtönen von tiefem Violett bis zu hellem Goldgelb gestaltet. Das Kino war Teil des sogenannten „Romanischen Forums“ rund um die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, zu denen auch den Romanischen Häuser sowie den Kinos Gloria- und Ufa-Palast am Zoo gehörten.

Die Ära des Capitols endete im Zweiten Weltkrieg. Keine zwanzig Jahre nach der Eröffnung wurde das Gebäude am 23. November 1943 bei einem Luftangriff zerstört. Die bis dato noch teilweise genutzte Ruine wurde 1953 vollständig abgetragen und machte Platz für ein neues Kapitel der Stadtgeschichte.

Neubau Bikini-Haus

Bikini Berlin

In den Jahren 1956 bis 1957 errichteten die Architekten Paul Schwebes und Hans Schoszberger an gleicher Stelle das Zentrum am Zoo, dessen markantester Teil schnell unter dem Spitznamen „Bikini-Haus“ bekannt wurde. Der Name leitete sich von seiner besonderen Architektur ab: Ein offenes Geschoss trennte die unteren Ladenetagen von den oberen Produktionsebenen für die Damen-Oberbekleidung. Im Berliner Volksmund hieß es: „Oben watt, unten watt und inner Mitte nüscht“. Finanziert wurde der Wiederaufbau unter anderem mit Mitteln aus dem Marshallplan.

Von 2010 bis 2013 wurde der gesamte Komplex grundlegend umgebaut und saniert. Das Bikini-Haus wurde dabei vollständig entkernt und bis auf das Betontragwerk zurückgebaut. Die Fassaden wurden rekonstruiert, im Inneren entstand eine Einkaufs-Mall. Auch der benachbarte Zoo Palast wurde umfassend modernisiert. Nahe dem Bikini Berlin befinden sich das Europa-Center, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und der Zoo.

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