Gazette Verbrauchermagazin

50 Jahre Hacky’s Pub

Für Leib und Seele

Andrea Hacker, Wirtin und Herzensmensch von „Hacky’s Pub. Foto: privat
Andrea Hacker, Wirtin und Herzensmensch von „Hacky’s Pub. Foto: privat
Erschienen in Lichterfelde West Journal Dezember/Januar 2025

„Die kleine Kneipe in unserer Straße“, 1976 liebevoll besungen, ist musikalische Hommage an das gemütliche Schanklokal gleich nebenan, in dem man so sein kann, wie man ist, und dabei Entspannung und Ablenkung vom Alltag findet. Dafür Pate gestanden haben könnte auch „Hacky’s Pub“ in der Lichterfelder Moltkestraße 50, einer der ältesten gastronomischen Betriebe im Kiez. In diesem Jahr feierte Wirtin Andrea Hacker mit ihren Stammgästen 50-jähriges Bestehen des Lokals, das auf ihren vor drei Jahren verstorbenen Mann Günter „Hacky“ Hacker zurückgeht. Der hatte am 1. Juli 1975 die Kneipe „Bärenpils“ übernommen. Da Dartspiel und Guinness damals fest zum Geschäft gehörten, fanden die Gäste schnell einen passenden neuen Namen für ihren Feierabendtreff: „Hacky’s Pub“ stand von nun an den Gästen ebenso offen wie das große Herz des handwerklich vielseitigen Wirts, der als eingefleischtes Lichterfelder Urgestein von Kindheit an unter „Hacky“ kiezbekannt war. Ein Jahr später kam Andrea dazu. Die in der Roonstraße aufgewachsene Buchhalterin holte in dem Lokal ihre Mutter ab, die in der Nähe ein Blumengeschäft führte. Nach Feierabend ging sie häufig in „Hacky’s Pub“. Schon bald kamen ihre Tochter und der Wirt sich näher, und Andrea bezog an Wochenenden Stellung hinter’m Zapfhahn. 1978 heiratete das Paar.

Günter Hacker
Unvergessen Günter „Hacky“ Hacker – ohne ihn gäbe es den Pub wohl nicht. Foto: privat

– Wenn auch Andrea’s „Engelchen“ inzwischen nur noch vom Foto und von höherer Warte aus das Geschehen im Gastraum verfolgen kann, so hat das Lokal doch – inzwischen unter ihrer geschickten Führung – nach 50 Jahren nichts von seinem besonderen Reiz und seiner Herzlichkeit verloren.

Sozialer Treffpunkt mit Wohlfühlfaktor

Außenlaternen säumen dem Gast den Weg ins Lokal. Dunkles Mahagoniholz an den Wänden und als Mobiliar glänzt wie frisch poliert, der Teppichboden ohne jeden Fleck.

An den vorderen Gastraum schließt im Hintergrund der Tresen an, daneben ein Spielautomat. „Früher stand der Tresen vorne neben dem Eingang, doch wir wollten ihn näher am Wirtschaftsraum haben“, erzählt Andrea, die nur fünf Minuten vom Pub entfernt wohnt. 1988 setzte das Paar seine ebenso praktischen wie Gemütlichkeit versprechenden Vorstellungen im Rahmen einer umfangreichen Grundsanierung um. Auch die Topfpflanzen am Fenster unter dem Guinness-Schild scheinen sich in dieser entspannten Atmosphäre wohl zu fühlen und danken es mit gesundem Wuchs. Lebendig-persönlichen Kontrast zu den Holzwänden bringen über 60 gerahmte Porträts von Stammgästen. „Mein Dank und meine Anerkennung an sie“, erklärt Andrea, die entgegen manch anderer Berliner Kneipenwirte wohltuend bescheiden auftritt, dabei aber stets ein offenes Ohr für ihre Gäste und deren Sorgen behält. Die Porträts hat der hier ein- und ausgehende Kunstmaler und Journalist Horst-Dieter Keitel gezeichnet, bei dem Andrea sie in Auftrag gibt.

Die blau-weiße Hertha-Jacke mit Vereinsschal an der Garderobe verraten, dass hier nicht nur gepflegte Kneipenkultur, sondern auch Sportsgeist gepflegt werden. Wenn Hertha BSC spielt, öffnet Andrea die Lokaltüren vor 13 Uhr, ist sie bereits ab morgens mit großer Boulettenproduktion beschäftigt, die unweigerlich zum gelungenen Hertha-Auftritt dazugehört. Stammgäste und Fußballbegeisterte sind dann ohne Reservierung vor dem großen Bildschirm willkommen, das ansonsten eher ruhige Lokal verwandelt sich in eine temperamentvolle Sportbar. Von Dienstag bis Freitag ist „Hacky’s Pub“ ab 16 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag ab 15 Uhr, Montag ist Ruhetag, von Weihnachten bis zum neuen Jahr wegen Urlaub geschlossen. Aus den Zapfhähnen fließen König Pilsener, Rothaus Pils aus dem Schwarzwald und Guinness vom Fass sowie je nach Saison aus extra Aktionshahn Maibock, Oktoberfestbier oder Weihnachtsbier. Dazu gibt’s kleine begleitende Speisen von der Erbsensuppe über Flammkuchen bis zur Currywurst. Für anstehende Familienfeiern oder geschlossene Gesellschaften kann man mit Andrea individuelle Vereinbarungen treffen.

Hackys Pub

Lokalprogramm gegen Einsamkeit

An diesem Nachmittag im Spätherbst hat es sich Regina, die gleich über dem Lokal wohnt, an einem der Mahagonitische gemütlich gemacht. Jeden Dienstag ab 16 Uhr trifft sie sich hier seit über zwei Jahren mit älterer Frauenrunde aus dem Kiez, zum Austausch von Neuigkeiten oder für Verabredungen zu Konzerten etc.. Auch Andrea ist in der Runde willkommen. Und dann sind da die legendäre Doppelkopf- und die Skatrunde, in der alle gemeinsam älter geworden sind. Dart wird dagegen schon längst nicht mehr gespielt.

„Meine Gäste sind eher konservativ“, weiß Wirtin und richtet sich mit ihrem Angebot danach. Dazu gehört das beliebte Haxenessen ebenso wie der sommerliche Grillabend im lauschigen Vorgarten, zu dem jeder etwas an Beilagen beisteuert und Andrea zu moderatem Preis für das Fleisch sorgt. Auch Fischverkostungen oder Italienische Abende bringen Abwechslung ins Lokalprogramm. Gerade steht wieder das alljährliche Gänseessen an, zu dem es mit der Frauenrunde im Großraumtaxi wieder nach außerhalb geht, Andrea mittendrin. Ein gutes Verhältnis pflegt sie nicht nur zu ihren Gästen, die sie gerade während der Krankheit und nach dem Tod ihres Günter fest an ihrer Seite wusste und bis heute weiß. Auch zum Vermieter und der Hausgemeinschaft besteht toller Kontakt, wie Stammgast Regina bestätigt. Sie schwärmt besonders von den Kohlrouladen-Essen bei Andrea. „Um alle Gäste in Eigenregie bedienen zu können, erstelle ich dann sozusagen einen Speise-Stundenplan“, lacht die Wirtin. Darin kann sich jeder mit jeweiliger Essenszeit eintragen, damit sie alles allein in der Küche bewältigen kann. Ihren unermüdlichen Einsatz belohnten ihre Stammgäste am Jubiläumstag am 1. Juli diesen Jahres mit einem selbst erstellten Büfett, womit Andrea angenehm überrascht wurde und weniger Arbeit hatte. Über dem Tresen erinnert bis heute der Banner „Legende seit 50 Jahren“ an diesen besonderen Ehrentag von „Hacky’s Pub“, in dem Stamm- und neue Gäste gleichermaßen willkommen sind.

Hoch her geht’s bei Bundesliga und Champions League live. Foto: privat
Hoch her geht’s bei Bundesliga und Champions League live. Foto: privat

Und so hat Andrea Hacker im vergangenen Jahr den Mietvertrag für weitere fünf Jahre von „Hacky’s Pub“ unterschrieben: – Diesem kleinen tröstlichen Gegenpol zu den Widrigkeiten dieser Welt, „in dem das Leben noch lebenswert ist“.

Hacky’s Pub Moltkestraße 50, 12203 Berlin, www.andrea-hacker.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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