Vom Erziehungsheim zum modernen Krankenhaus
Das Behring-Krankenhaus – eine Institution mit langer Geschichte

Erschienen in Zehlendorf Mitte Journal August/September 2025
Das Helios Klinikum Emil von Behring gehört zu den wichtigen medizinischen Einrichtungen im Südwesten der Stadt. Die gesundheitliche Versorgung an diesem Ort blickt auf eine lange Geschichte zurück. Einst stand hier der einzige Großbau, der im 19. Jahrhundert in Zehlendorf errichtet wurde. Allerdings war der von 1895 bis 1896 erbaute Gebäudekomplex anfangs nicht als Krankenhaus gedacht. Bauherr war der 1825 gegründete Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. Die Mitglieder waren honorige Männer wie der Minister Christian Rother, Oberbürgermeister Regierungsrat Friedrich von Bärensprung und der Präsident der königlichen Seehandlung Otto von Camphausen. Sie erbauten zunächst an der Hasenheide ihr Erziehungshaus Am Urban. Nachdem dieses zu einem Wöchnerinnenhaus umgebaut wurde, ließ der Verein auf einem großen Grundstück in Zehlendorf das neue „Am Urban“ errichten. Die „sittlich verwahrlosten Kinder“ sollten nun in Zehlendorf erzogen werden. Etwa 200 Kinder waren hier untergebracht.

Lazarett in Kriegszeiten
Nachdem bereits im Ersten Weltkrieg in Teilen des Gebäudes ein Lazarett untergebracht war, mussten die Kinder in den 1920er-Jahren endgültig umziehen – aus dem Erziehungsheim wurde ein Krankenhaus. Als Hindenburg-Krankenhaus war es bis 1933 in Betrieb. Aus jener Zeit stammen die denkmalgeschützten Gebäudeteile. Zum einen das Haus N, ein Infektionsgebäude als flacher, eingeschossiger Klinkerbau, zum anderen das Gebäude der Pathologie (Haus Q) und der ehemalige Stall für Versuchstiere (Haus R). Aufgrund geringer Auslastung musste das Krankenhaus schließen, die Medizin machte militärischen Einrichtungen Platz. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs besann man sich auf die Vergangenheit als Krankenhaus und fortan stand die medizinische Nutzung des „Hindenburg-Lazaretts“ wieder im Vordergrund.
Name eines Nobelpreisträgers
Nach Kriegsende erfuhr die Namensgebung eine bedeutende Änderung. Da Lazarett war bereits wieder ein Krankenhaus, als es 1946 den Namen des berühmten deutschen Mediziner und Nobelpreisträger Emil von Behring bekam. Behring, bekannt für seine Arbeit an Antitoxinen gegen Diphtherie und Tetanus, stand symbolisch für den wissenschaftlichen Fortschritt im Bereich der Infektionsmedizin. 1901 verlieh man ihm den Nobelpreis für Medizin.

Fusion dreier Krankenhäuser
In der Nachkriegszeit, als Zehlendorf zum amerikanischen Sektor West-Berlins gehörte, blieb das Behring-Krankenhaus eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Neuordnung der Berliner Krankenhauslandschaft stand auch das Behring-Krankenhaus vor großen Herausforderungen. In den 1990er-Jahren ließ das Krankenhaus das ursprüngliche Hauptgebäude aus der Jahrhundertwende abreißen und einen modernen Neubau errichten. Im Jahr 2000 fusionierte es mit der Lungenklinik Heckeshorn und dem Oskar-Helene-Heim, das von dem Gelände an der Clayallee in das Behring-Krankenhaus zog. Die Lungenklinik Heckeshorn zog 2007 von Wannsee nach Zehlendorf um.
Seit 2004 gehört das Klinikum Emil von Behring zum Helios-Konzern Mit über 500 Betten ist es eines der größten Krankenhäuser mit qualifizierter Schwerpunktversorgung im Berliner Südwesten. Es vereint zahlreiche Fachkliniken und Institute unter einem Dach und setzt die lange Tradition der medizinischen Versorgung an diesem historischen Ort fort.