Zehlendorf Mitte Journal - August/September 2025

Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung

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Zehlendorf Mitte Journal für Zehlendorf Mitte und Umgebung

August/September · Nr. 4/2025

Die Geschichte des Behring-Krankenhauses

Vom Erziehungsheim zur modernen Klinik GRATIS ZUM MITNEHMEN

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Erziehungsheim am Urban um 1910.

Vom Erziehungsheim zum modernen Krankenhaus Das Behring-Krankenhaus – eine Institution mit langer Geschichte

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as Helios Klinikum Emil von Behring gehört zu den wichtigen medizinischen Einrichtungen im Südwesten der Stadt. Die gesundheitliche Versorgung an diesem Ort blickt auf eine lange Geschichte zurück. Einst stand hier der einzige Großbau, der im 19.  Jahrhundert in Zehlendorf errichtet wurde. Allerdings war der von 1895 bis 1896 erbaute Gebäudekomplex anfangs nicht als Krankenhaus gedacht. Bauherr war der 1825 gegründete Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder. Die Mitglieder waren honorige Männer wie der Minister Christian Rother, Oberbürgermeister Regierungsrat Friedrich

von Bärensprung und der Präsident der königlichen Seehandlung Otto von Camphausen. Sie erbauten zunächst an der Hasenheide ihr Erziehungshaus Am Urban. Nachdem dieses zu einem Wöchnerinnenhaus umgebaut wurde, ließ der Verein auf einem großen Grundstück in Zehlendorf das neue „Am Urban“ errichten. Die „sittlich verwahrlosten Kinder“ sollten nun in Zehlendorf erzogen werden. Etwa 200 Kinder waren hier untergebracht.

des ein Lazarett untergebracht war, mussten die Kinder in den 1920er-Jahren endgültig umziehen – aus dem Erziehungsheim wurde ein Krankenhaus. Als Hindenburg-Krankenhaus war es bis 1933 in Betrieb. Aus jener Zeit stammen die denkmalgeschützten Gebäudeteile. Zum einen das Haus  N, ein Infektionsgebäude als flacher, eingeschossiger Klinkerbau, zum anderen das Gebäude der Pathologie (Haus  Q) und der ehemalige Stall für Versuchstiere (Haus R). Aufgrund geringer AusLazarett in lastung musste das Krankenhaus Kriegszeiten schließen, die Medizin machte Nachdem bereits im Ersten militärischen Einrichtungen Weltkrieg in Teilen des Gebäu- Platz. Mit dem Beginn des Zwe

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Zehlendorf Mitte Journal ten Weltkriegs besann man sich auf die Vergangenheit als Krankenhaus und fortan stand die medizinische Nutzung des

reits wieder ein Krankenhaus, als es 1946 den Namen des berühmten deutschen Mediziner und Nobelpreisträger Emil

Impressum

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13. Jahrgang

Verlag Gazette Verbrauchermagazin GmbH, Ruhlsdorfer Str. 95, Haus 42, 14532 Stahnsdorf ☎ 03329 / 645 15 70 Redaktion Karl-Heinz Christ · ☎ 03329 / 645 15 70 journal@gazette-berlin.de Freie Redakteurin Jacqueline Lorenz · ☎ 0172 / 630 26 88 Anzeigen Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54 d.gottschalk@gazette-berlin.de © Gazette Verbrauchermagazin GmbH Das Zehlendorf Mitte Journal erscheint alle zwei Monate: am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines Jahres.

Helios Klinikum Emil von Behring

„Hindenburg-Lazaretts“ wieder im Vordergrund.

von Behring bekam. Behring, bekannt für seine Arbeit an Antitoxinen gegen Diphtherie und Tetanus, stand symbolisch Name eines für den wissenschaftlichen Nobelpreisträgers Fortschritt im Bereich der InNach Kriegsende erfuhr die Na- fektionsmedizin. 1901 verlieh mensgebung eine bedeutende man ihm den Nobelpreis für Änderung. Da Lazarett war be- Medizin.

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Oktober/November Nr. 5/2025 Nächste Ausgabe Anzeigen-/Redaktionsschluss: 04.09.2025 Erscheinung: 01.10.2025

Liebe Leserinnen und Leser, wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen. Haben Sie eine Ausgabe verpasst? Ältere Ausgaben finden Sie online unter www.gazette-berlin.de. Ihre Redaktion des Zehlendorf Mitte Journals

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Vereinslazarett vom Roten Kreuz um 1916.

Fusion dreier Krankenhäuser

heitsversorgung. Nach der deutschen Wiedervereinigung und der Neuordnung der Berliner In der Nachkriegszeit, als Zeh- Krankenhauslandschaft stand lendorf zum amerikanischen auch das Behring-Krankenhaus Sektor West-Berlins gehörte, vor großen Herausforderungen. blieb das Behring-Krankenhaus In den 1990er-Jahren ließ das eine wichtige Säule der Gesund- Krankenhaus das ursprüngliche

Hauptgebäude aus der Jahrhundertwende abreißen und einen modernen Neubau errichten. Im Jahr 2000 fusionierte es mit der Lungenklinik Heckeshorn und dem Oskar-Helene-Heim, das von dem Gelände an der Clayallee in das Behring-Krankenhaus zog. Die Lungenklinik Heckeshorn zog 2007 von Wannsee nach Zehlendorf um. Seit 2004 gehört das Klinikum Emil von Behring zum HeliosKonzern Mit über 500 Betten ist es eines der größten Krankenhäuser mit qualifizierter Schwerpunktversorgung im Berliner Südwesten. Es vereint zahlreiche Fachkliniken und Institute unter einem Dach und setzt die lange Tradition der medizinischen Versorgung an diesem historischen Ort fort.� ◾

zertifizierter Fachbetrieb

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Ein Forscherleben zwischen Afrika und Dahlem Zum 100. Todestag von Georg Schweinfurth

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m 19.  September 2025 jährt sich der Todestag des bedeutenden Afrikaforschers, Botanikers und Universalgelehrten Georg Schweinfurth zum 100. Mal. Während seine Expeditionen ihn in die entlegensten Winkel Afrikas führten, fand er seine letzte Ruhestätte und eine wissenschaftliche Heimat in Berlin, genauer gesagt in Dahlem. Geboren am 29.  Dezember 1836 in Riga, entwickelte Georg Schweinfurth schon früh eine

Leidenschaft für die Naturwissenschaften. Nach seinem Studium der Botanik und Paläontologie unter anderem in Berlin (1856–1862) machte er sich schnell einen Namen durch die Bearbeitung von Pflanzensammlungen aus dem Sudan.

Im Herzen von Afrika Schweinfurths Ruhm gründet vor allem auf seinen bahnbrechenden Expeditionen. Ab 1863 bereiste er Ägypten und den S

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dan. Seine berühmteste Reise führte ihn von 1869 bis 1871 von Khartum aus in die damals auf europäischen Karten noch weitgehend unbekannte Region des Bahr-el-Ghazal im Südsudan. In Begleitung von Elfenbeinhändlern durchquerte er die Gebiete der Dinka, Bongo und Mangbetu. Ein geografischer Meilenstein gelang ihm am 19.  März 1870 mit der Entdeckung des Flusses Uelle, womit er nachwies, dass dieser nicht zum Nilsystem gehört. Seine detaillierten Aufzeichnungen über Flora, Fauna und die Kulturen Zentralafrikas, einschließlich der ersten verlässlichen Berichte über das Volk der Aka, machten ihn international bekannt. Sein 1874 veröffentlichtes Hauptwerk „Im Herzen von Afrika“ gilt bis heute als ein Klassiker der Reiseliteratur und Ethnografie.

Schweinfurths Wirken in Berlin und Dahlem Nach vielen Jahren in Kairo, wo er 1875 die Geographische Gesellschaft gründete, zog Schweinfurth 1889 endgültig nach Berlin. Diese Entscheidung

sollte für die Berliner Museumslandschaft von unschätzbarem Wert sein. Er überließ seine gewaltigen botanischen Sammlungen dem Botanischen Museum gegen eine lebenslange Rente. Dort richtete er seine Herbarien in 100 Schränken ein und betreute sie persönlich. Sein Herbar umfasste die für seine Zeit außergewöhnlich hohe Zahl von über 18.000 eigenen Sammelnummern. Schweinfurth war jedoch mehr als nur ein Botaniker. Mit seiner Expertise half er entscheidend, die junge Disziplin der Ägyptologie auf eine naturwissenschaftliche Grundlage zu stellen. Er erkannte früh die Bedeutung von Pflanzenresten aus Gräbern und setzte sich für deren systematische Sammlung ein. Berühmt ist sein Beitrag zur Untersuchung der Blumengirlanden, die 1881 in einem Versteck mit über 50 königlichen Mumien, darunter Ramses  II., in Deir el-Bahri gefunden wurden. Viele dieser Funde schenkte er später dem Botanischen Museum und dem Ägyptischen Museum in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand Georg Schweinfurth auf dem Gelände des Botanischen Gar tens, wo ihm ein Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet wurde. Damit ist sein Andenken fest im Herzen von Steglitz-Zehlendorf verankert.

Kritisches Erbe und Würdigung Wie viele Forscher seiner Zeit war Schweinfurth auch in den kolonialen Kontext seiner Epoche eingebunden. Er war Mitglied der Deutschen Kolonialge Mario Volkmer

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Das Ägyptische Museum zeigt die Sonderausstellung „Auf unbetretenen Wegen – Georg Schweinfurth und die Ägyptologie“ bis Februar 2026: 1888 sitzt Georg Schweinfurth am Ufer (links) eines Seitenarms des Nils bei einer Reise mit Heinrich Schliemann und Rudolf Virchow. �Foto: privat (mit freundlicher Genehmigung), Rudolf Virchow.

sellschaft und befürwortete die Errichtung deutscher Kolonien. Seine Berichte über angeblichen Kannibalismus bei Völkern wie den Azande (von ihm „NiamNiam“ genannt) werden heute kritisch gesehen und als Teil eines kolonialen Blickwinkels interpretiert, der fremde Kulturen missverstand oder verzerrt darstellte. Dennoch bleibt sein wissenschaftlicher Beitrag unbestritten. Er war ein brillanter Beobachter

und ein hervorragender Zeichner, der seine Erkenntnisse in detaillierten Texten und ansprechenden Illustrationen festhielt. Hunderte seiner botanischen Zeichnungen werden heute im Botanischen Museum aufbewahrt, nachdem sie die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs mit schweren Wasserschäden überstanden. Anlässlich seines 100. Todestages würdigt das Ägyptische Museum und Papyrussammlung im

Neuen Museum Schweinfurth mit der großen Sonderausstellung „Auf unbetretenen Wegen. Georg Schweinfurth und die Ägyptologie“ (23. Mai 2025 bis 8.  Februar 2026). Die Ausstellung wird zentrale Stücke seiner Sammlungen – von Steinwerkzeugen über Textilien bis zu den berühmten Pflanzenkränzen – erstmals seit Jahrzehnten wieder vereint zeigen und sein vielschichtiges Wirken beleuchten.� ◾

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Die Aufnahmen von Fritz Traugott und weiteren Soldaten zeigen, wie die US-Armee Haus und Garten im Sommer 1945 in Besitz nimmt. � Foto: Fritz J. Traugott Archive

1945: US-Soldaten im Haus der Wannseekonferenz

Ausstellung über kaum bekannte Geschichte des Hauses

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in kürzlich zugänglich gemachter Brief wirft Licht auf die Ankunft der ersten US-amerikanischen Einheiten in Berlin im Juli 1945. Der USSoldat Fritz Traugott beschreibt darin, wie er und seine Einheit ein Quartier fanden: das ehema lige Gästehaus der SS – heute die Gedenk- und Bildungsstätte am Wannsee. Aus dem Nachlass von Fritz Traugott entstand die aktuelle Gartenausstellung „On the Roof of Himmler‘s Guesthouse – Die U.S. Army 1945 am Wannsee“

Palastartiges Anwesen In einem Brief vom 3. Juli 1945 an seine Frau Lucia spricht Traugott, Teil eines Vorauskommandos zur Sicherung von Unterkünften, von einem „wunderschönen palastartigen Anwesen“. O

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wohl die US-Soldaten zu diesem Zeitpunkt nichts von der hier am 20. Januar 1942 abgehaltenen Wannsee-Konferenz wussten, war ihnen sehr wohl bewusst, welche Art von Personen dieses Haus frequentiert hatte. Dass es sich um „Himmler‘s Guesthouse“ handelte, ein Gästehaus des SSFührers Heinrich Himmler, mag sie darin bestärkt haben, das Anwesen in Besitz zu nehmen und die US-Flagge zu hissen.

Einheit „Ritchie Boys“ Die Einheit Traugotts kam 1945 nach Deutschland, um NS-Verbrecher aufzuspüren. Ein wichtiger Aspekt der Geschichte ist, dass viele Soldaten in Traugotts Einheit sogenannte „Ritchie Boys“ waren. Diese Spezialeinheit des US-Geheimdienstes, oft selbst Flüchtlinge vor dem NS-Regime, wurde in Gegenspionage ausgebildet und nutzte ihre Kenntnisse der deutschen Kultur zur Informationsbeschaffung über das NS-Regime. Diesen Bemühungen der Alliierten ist es zu verdanken, dass das heute einzige erhaltene Exemplar des Protokolls der WannseeKonferenz gefunden wurde und

zur Aufklärung über die Bedeutung des Ortes beitrug. Den Amerikanern war damals auch die Herausforderung bewusst, in Deutschland eine Demokratie aufzubauen, angesichts verbreiteter antidemokratischer Einstellungen.

Junger, heimwehgeplagter Soldat Die Verbindung zur Familie Traugott entstand erst im März 2022 über eine E-Mail an die Gedenkstätte am Wannsee. Sie enthielt ein Foto der US-Flagge über der Villa von 1945 und das Angebot weiterer Quellen aus dem Nachlass. Die Briefe aus

dem Sommer 1945 zeigen Fritz Traugott als jungen, von Heimweh geplagten Soldaten. Seine Kinder beschrieben ihn später als liebevollen Vater. Nach dem Krieg kehrte er nicht mehr nach Berlin zurück, besuchte aber in den 70er-Jahren seine Geburtsstadt Hamburg. Sein Wunsch, Hamburg noch einmal zu sehen, dokumentiert in einem Brief von 1994, blieb vor seinem Tod 1995 unerfüllt. Die Ausstellung mit Audio Walk im Garten der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der WannseeKonferenz ist bis zum 30.  Juni 2026 täglich 10 bis 18  Uhr zu sehen. Der Eintritt frei. Weitere Informationen unter www.ghwk. de/de ◾

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Botanischer Garten Berlin – Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis.�

Foto: Jon A. Juárez / bo.berlin

Beratungsstelle für mehr Artenvielfalt

Botanischer Garten Berlin schafft Wissen

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ie städtische Grünanlage nebenan, die Kleingarten-Parzelle um die Ecke und der Vorgarten am Haus – sie alle können von der neuen Botanischen Bürgerberatungsstelle am Botanischen Garten profitieren und die Hauptstadt ein gutes Stück reicher an naturnaher Begrünung mit gebietseigenen Pflanzen machen, die aus regionalem Saatgut sprießen. Gefördert von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU), verbindet die neue bezirksübergreifende kostenlose Beratung am Botanischen Garten Berlin gärtnerische Expertise der Institution mit neuesten Erkennt nissen der Wissenschaft. Sie ist Teil der Umsetzung der 2012 ins Leben gerufenen Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt. Leiterin der neuen Botanischen Beratungsstelle für Berlin „Urbane Biodiversität, Stadtökologie und botanischer Artenschutz“ ist Philine Zieschang.

Fachberatung für alle Bezirke Die Stadtgrün-Expertin sammelte bereits als Studentische Hilfskraft am Göttinger Herbarium, Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften der Georg-August-Universität Göttingen, wichtige Erfahrungen in

Philine Zieschang, Leiterin der neuen Beratungsstelle.� Foto: bo.berlin

den Bereichen Systematik, Biodiversität und Evolution der Pflanzen. Nach ihrer Masterarbeit war Philine Zieschang am Fachbereich Umwelt und Stadtgrün,

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Zehlendorf Mitte Journal Bereich Forsten, Landschaftsräume und Naturschutz Hannover an der Entwicklung des Konzeptes zum Management von invasiven Neophyten, Baumschutz beteiligt. Seit Februar 2025 hat sie nun die Leitung der Berliner Beratungsstelle. Mit Spannung, aber auch viel Freude sieht sie ihrer neuen Aufgabe entgegen: „Es wird allerhöchste Zeit, dass wir uns verstärkt und gemeinsam gegen das Artensterben und damit gegen den Verlust der Biodiversität in unserer Stadt stemmen. Und das ganz konkret beispielsweise mit der Verwendung von geeignetem Saatgut. Denn Saatgut ist nicht gleich Saatgut. Nicht alle Wildblumen-Samen – wenn sie auch ‚Bienenfreunde‘ heißen – sollten bedenkenlos irgendwo ausgestreut werden. Viele Menschen möchten helfen, einige richten damit jedoch unbewusst eher Schaden damit an. Wir wollen daher die vielen Hobbygärtner*innen unterstützen, die sich mit Fragen an uns wenden.“

Pflanzenerhalt für eine gesunde Vielfalt – Dringend nötig, denn obwohl Berlin zu den grünsten Hauptstädten Europas zählt, leiden die Berliner und Brandenburger Pflanzen unter deutlichem Defizit: Von den 1.500 heimischen Farn- und Blütenpflanzen gilt immerhin ein Sechstel bereits als ausgestorben oder verschollen, ein Drittel der restlichen Arten als gefährdet. Es ist höchste Zeit zu handeln. Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Garten

Berlin in Steglitz, bringt es auf den Punkt: „Wenn wir auf unseren Städtischen Flächen keine austauschbare ‚Blühkultur aus dem Baumarkt‘ haben wollen, dann müssen wir jetzt gemeinsam handeln. Dafür brauchen wir in der Breite der Berliner Stadtbevölkerung mehr Wissen über botanischen Artenschutz. Mit unserer neuen Beratungsstelle setzen wir genau da an. Wir freuen uns auf den Austausch mit

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acht lassen zu dürfen, knüpft an Alexander Humboldts „Fähigkeit des Zusammendenkens“ an, die eine traditionell starke Verknüpfung zum Naturgut mit ihrer 300-jährigen Geschichte in der Forschung darstellt. So verfolgt auch Borsch mit seinem Team im 43  Hektar großen Botanischen Garten nachhaltige Ziele der Erforschung, Dokumentation, Präsentation, Erklärung und Erhaltung der Pflanzenvielfalt, befasst sich außerdem aber auch besonders mit der Erforschung gefährdeter Pflanzenarten in Berlin/Brandenburg.

Botanischer Artenschutz im Blick der Wissenschaft

Prof. Dr.Thomas Borsch, Direktor des Botanischen Garten Berlin � Foto: bo.berlin

den Berlinerinnen und Berlinern ebenso wie auf den Dialog mit den Bezirken der Stadt – und wir verstehen unser Engagement als einen Baustein der aktiven Umsetzung der Berliner Strategie zur Biologischen Vielfalt.“ Prof.  Dr.  Thomas Borsch‘s Erkenntnis, neben den Kulturpflanzen keinesfalls ihre wilden Verwandten und Organismen zugunsten der allgemeinen Pflanzenvielfalt für die Zukunft außer

Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis widmet sich die neue Beratungsstelle der urbanen Biodiversität und Stadtökologie sowie dem Artenschutz der Pflanzenwelt. Erkenntnisse der Wissenschaft fließen dabei in die praktischen Empfehlungen ein. Borsch erklärt: „Unser wissenschaftliches KompetenzTeam hinter der Beratungsstelle gibt sein geballtes Know-how weiter – von der Dahlemer Saatgutbank bis hin zur aktuellen genetischen Forschung. In Kombination mit dem gärtnerischen Wissen unserer nahezu 350-jährigen Institution und unserer Erfahrungen im praktischen Artenschutz durch Projekte wie das bundesweite WildpflanzenSchutzprojekt ‚WIPs-De‘ können wir einen echten und einzigartigen Mehrwert für den botanischen Artenschutz im Land Be

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lin leisten.“ Schließlich laute die Botschaft, dass die Menschheit sich mithilfe der Wissenschaft in die Natur einmischen dürfe, um künftig besser mit ihr leben zu können – und zwar in den Nischen, die sie für uns bereithält. Dementsprechend sollten wir unser Handeln anpassen und ausrichten, anstatt uns die Natur untertan zu machen.

Pilotprojekt an prominentem Knotenpunkt Die Förderung von Wissen rund um „regionales Saatgut und gebietseigene Pflanzen“ ist ein erstes Pilotprojekt der Beratungsstelle. Darüber soll das Bewusstsein der Stadtgesellschaft für naturnahe Lebensräume im urbanen Bereich gestärkt werden. Begleitend zur Beratung sind für Sommer und Herbst 2025 mehrere Workshops für unterschiedliche Zielgruppen geplant. Die Beratungsstelle am Botanischen Garten ist neben der Beratungsstelle der Stiftung Naturschutz Berlin eine von zwei neuen Beratungsstellen, die sich dem Erhalt der Biologischen Vielfalt in Berlin verschrieben haben.

Duftscabiose, eine der seltensten Pflanzen Berlins.

Beide Institutionen haben im vergangenen Jahr ein Memorandum of Understanding mit dem Ziel gemeinsamer Berliner Projekte unterzeichnet. Der Botanische Garten Berlin ist mit seinen nahezu 20.000 Pflanzenarten der größte Deutschlands und weltweit einer der bedeutendsten. Als Internationales Wissenszentrum der Botanik macht er Botanik in allen Facetten erlebbar. Als Knotenpunkt der internationalen Biodiversitätsforschung sowie als Ort der Wissensgenerierung und -vermittlung beschäftigt er über

Foto: Elke Zippel / bo.berlin

200 Mitarbeitende. Er verfügt mit seinem Botanischen Museum über Deutschlands einzigartige museale Einrichtung, die sich der Vielfalt der Pflanzenwelt, ihrer Bedeutung und der Darstellung ihrer Kultur- und Naturgeschichte widmet. Die Einrichtung gehört seit 1995 zur Freien Universität Berlin. Weitere Informationen unter www.bo.berlin/botanische beratungsstelle Kontakt: Di. – Do. 9 – 12 Uhr unter Tel. 030 – 838 70 588 oder EMail beratung@bo.berlin ◾ Jacqueline Lorenz

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Wanderung zwischen Havel und märkischer Idylle Auf Einsteins Spuren nach Caputh

Ufer des idyllischen Schwielowsees.

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er Heimatverein Zehlendorf lädt unter der Leitung von Achim Förster zu einer kulturhistorischen Wanderung ein, die von der malerischen Havel-Landschaft bis zu den Wirkungsstätten berühmter Persönlichkeiten führt. Am Samstag, den 9. August 2025, bietet Achim Förster eine reizvolle Sommerwanderung in der Reihe „Natur & Kultur“ an. Die etwa sechseinhalb bis sieben Kilometer lange Strecke führt durch die idyllische Umgebung von Caputh, einem Ort, der reich an Geschichte und landschaftlicher Schönheit ist.

Physiker verbrachte hier von 1929 bis 1932 die Sommermonate und fand in der Abgeschiedenheit des Ortes Inspiration für seine Arbeit. Einstein selbst nannte sein „Häusle“ ein Paradies, in dem man auf die Welt pfeifen könne. Über den malerischen Havelhöhenweg, der mit wunderbaren Ausblicken auf die Havellandschaft aufwartet, führt die Route weiter zur Braumanufaktur Forsthaus Templin. Das histo• 10.41 Uhr am Hauptbahnhof rische Gasthaus, das bereits im 19. Jahrhundert ein beliebtes Potsdam (RB 33) Ausflugslokal war, beherbergt • 10.55 Uhr am Bahnhof Caputh-Schwielowsee, wo die heute eine Bio-Brauerei, die für ihre regionalen Biersorten beWanderung offiziell beginnt. Eine Anmeldung ist nicht erfor- kannt ist. derlich, sodass auch Kurzentschlossene herzlich willkommen Gemütlicher Ausklang sind. und praktische

Route mit kulturellen und landschaftlichen Höhepunkten

Die Wanderung startet am Ufer der Havel und führt zunächst zum Schloss Caputh. Das Schloss ist das älteste erhaltene Lustschloss aus der Zeit des Großen Kurfürsten in der Potsdamer Treffpunkte und Start Kulturlandschaft und blickt auf der Wanderung eine über 350-jährige GeschichFür eine bequeme Anreise gibt te zurück. Anschließend geht es es mehrere Treffpunkte: weiter zum Sommerhaus von • 10.23 Uhr am Bhf. Wannsee (S1) Albert Einstein. Der berühmte

Hinweise

Die Wanderung, die insgesamt circa vier Stunden dauert, endet im gemütlichen Biergarten der Braumanufaktur Forsthaus Templin. Von dort aus besteht eine gute Anbindung mit dem Bus der Linie 607 zurück zum Potsdamer Hauptbahnhof. Die Teilnahme an der Wanderung ist flexibel gestaltet; ein individueller Abbruch der Tour ist jederzeit möglich. Aufgrund der Wegbeschaffenheit wird festes Schuhwerk empfohlen.� ◾

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Willkommen im Zeitgeist Store Zehlendorf Italienische Mode und vieles mehr – modern und zeitlos

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ehlendorf hat eine neue Adresse für Mode: Für jedes Alter, vom jungen Mädchen bis zur Seniorin, gibt es bei Zeitgeist Individuelles, Klassisches, Elegantes und Sportliches! Mit großer Leidenschaft und einer langen Familiengeschichte in der Modebranche haben Vanessa Schropsdorff und ihr Mann mit Zeitgeist ihr neues Geschäft am Teltower Damm, nahe S-Bahnhof Zehlendorf, eröffnet. Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen etwa 30 Jahre zurück, als die Schwiegermutter den Grundstein mit einem Jeansladen legte. Was als lokales Geschäft begann, entwickelte sich kontinuierlich weiter. Seit fünf Jahren ist Vanessa Schropsdorff mit Herzblut dabei und führt bereits erfolgreich Geschäfte in Hennigsdorf und Luckenwalde. Die Familie lebt in Potsdam und

hat Zehlendorf schon immer geliebt. Sie waren gerne hier am Teltower Damm bummeln, in den Geschäften stöbern, Restaurants besuchen und die besondere Atmosphäre zu erleben. Ein eigenes Geschäft genau an diesem Ort zu eröffnen, war daher ein lang gehegter Wunsch, der nun Wirklichkeit wurde. Bei Zeitgeist erwartet Sie im hellen, freundlichen Ambiente eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl an zeitloser Mode. Hier wird auf gute Qualität und moderne Schnitte gesetzt, die über Trends hinaus Bestand haben. Entdecken Sie unter anderem: • Holländische Mode – die beliebten Teile von Yaya. • Stilvolle Kollektionen für die Frau mittleren Alters, zum Beispiel von Opus, bekannt für hochwertige und tragbare Mode. • Besondere Einzelstücke von

kleinen italienischen Herstellern, die Zeitgeist einen echten Boutique-Charakter verleihen. • Passenden Modeschmuck, Taschen und Accessoires, die jedes Outfit perfekt ergänzen. Das vielseitige Angebot richtet sich an alle Generationen. Hier ist ein Ort entstanden, an dem junge Mädchen gemeinsam mit ihren Müttern oder Großmüttern einkaufen können und jede Frau ihr neues Lieblingsstück zu fairen Preisen findet – ganz gleich, ob sie 16 oder 86 ist. Sie sind herzlich eingeladen, am Teltower Damm vorbeizuschauen, nach Herzenslust zu stöbern, anzuprobieren und die Welt von Zeitgeist kennenzulernen. Das Team freut sich darauf, Sie persönlich willkommen zu heißen und Ihnen bei der Auswahl Ihrer neuen Outfits zur Seite zu stehen. Zeitgeist finden Sie am Teltower Damm 39a, 14167 Berlin.� ◾

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Mein Schlachtensee – Geschichte und Geschichten Neue Publikation beleuchtet Geschichte des Ortsteils

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m April erschien mit „Mein Schlachtensee – Geschichte und Geschichten“ ein neues Buch von Dirk Jordan, das sich der Historie von Schlachtensee widmet. Die 162-seitige Publikation im Taschenbuchformat (ISBN: 978-3-98885745-3) stellt einen Teil der Recherchen des Autors zur lokalen Vergangenheit vor. Dirk Jordan, der mit Unterbrechungen seit 1947 in Schlachtensee ansässig ist, war bereits in seiner Jugend in der dortigen Kirchengemeinde aktiv und engagierte sich seit seiner Rückkehr im Jahr 2000 kommunalpolitisch. Dieses Engagement trug zur Wiederanerkennung Schlachtensees als offizieller Ortsteil Berlins am 11. Dezember 2020 bei. Der Autor dokumentiert seine Forschungen zur Geschichte des Ortes auch auf seiner Webseite http://www.meinschlachtensee.de. Ein inhaltlicher Schwerpunkt des Buches liegt auf der Periode der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 bis 1945. Dabei werden sowohl die

„dunklen und grauenhaften“ Aspekte dieser Zeit als auch die „hellen Seiten der ‚Stillen Heldinnen‘“ thematisiert. Darüber hinaus behandelt das Werk die jüngere Vergangenheit, unter anderem mit einem Porträt der Familie Brandt in Schlachtensee, das auf persönlichen Erlebnissen Jordans basiert. Im Vorwort erläutert der Autor, dass der Titel „Mein Schlachtensee“ nicht anmaßend gemeint sei, sondern die persönliche Verbindung widerspiegele, die durch die intensive Forschungsarbeit zum Ort entstanden ist. Jordan bezieht sich dabei auf den von Volker Ulrich geprägten Begriff des „Barfußhistorikers“, der „Erinnerungsarbeit“ und „Spurensicherung vor Ort“ betreibt, um Geschichte für ein breites Publikum zugänglich zu machen und zur Auseinandersetzung mit kultureller und politischer Identität anzuregen. Das Buch ist zum Preis von 8,95 Euro im Buchhandel erhältlich.� ◾

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Irma Stern im Brücke-Museum

Zwischen Berlin und Kapstadt

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ine Wiederentdeckung verspricht das BrückeMuseum mit seiner neuen Ausstellung: Bis 2.  November 2025 widmet sich das Haus der deutschsüdafrikanischen Künstlerin Irma Stern (1894 – 1966). Während Stern in ihrer Wahlheimat Südafrika als eine der wichtigsten Künstlerinnen des frühen 20. Jahrhunderts gilt, ist sie in Deutschland, ihrer früheren Heimat, nahezu vergessen. Die Schau mit dem Titel „Irma Stern: Eine Künstlerin der Moderne zwischen Berlin und Kapstadt“ ist die erste Einzelausstellung Sterns in Berlin und beleuchtet

ein Werk, das bis heute relevant und zugleich von komplexer Ambivalenz geprägt ist. Irma Stern, in Südafrika geboren, studierte in Weimar und Berlin Malerei. Sie war Gründungsmitglied der Novembergruppe, pflegte eine enge Freundschaft zu Max Pechstein und präsentierte ihre Arbeiten in den 1920er-Jahren erfolgreich in Berliner Galerien. Ihr Stil, tief vom deutschen Expressionismus beeinflusst, fand Anerkennung für seine ausdrucksstarken, farbintensiven Porträts der Bevölkerung und Landschaften Südafrikas.

Doch für die jüdische Künstlerin endete dieser Erfolg in Deutschland abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933. Ihr Leben verlagerte sich endgültig nach Kapstadt. Dort schuf Stern bis zu ihrem Tod 1966 ein beeindruckendes Œuvre. „Die bestechenden, farbenprächtigen Porträts, Landschaften und Stillleben Sterns fußen auf einem Leben, das so unkonventionell war wie abenteuerlich“, erklärt Lisa Marei Schmidt, Direktorin und Kuratorin der Ausstellung. Die Ambivalenz prägt Sterns Werk und Biografie maßgeblich. Kuratorin Lisa Hörstmann führt

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Zehlendorf Mitte Journal aus: „Stern konnte sich als Frau vor allem dadurch im männerdominierten Kunstbetrieb durchsetzen, dass sie sich geschickt als ‚Expertin‘ Schwarzer Kulturen positionierte. In Südafrika konnte sie so, ihre Erfolge in Berlin im Rücken, zur Nationalkünstlerin des Apartheid-Regimes avancieren. Gleichzeitig war sie als Jüdin auch dort immer wieder von Antisemitismus bedroht.“ Ihr Werk oszilliert zwischen weiblicher Emanzipation und kultureller Aneignung. Die Ausstellung im Brücke-Museum bietet die seltene Gelegenheit, über 40 Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen Sterns aus internationalen, vor allem südafrikanischen Sammlungen zu sehen. Diese treten in Dialog mit Werken der Brücke-Künstler.

Eine Intervention des südafrikanischen Künstlers Athi-Patra Ruga (*1984) erweitert die Schau um eine kritische Kommentierung aus queerer Schwarzer Perspektive. Begleitet wird die Ausstellung von dem umfangreichen Diskurs programm„Nicht einfach“, das zur kritischen Reflexion über Sterns Biografie voller Ambivalenzen, Privilegien und Ausschlüsse einlädt. Daniela Bystron, Kuratorin für Outreach, beschreibt das Programm als multidirektionale Auseinandersetzung mit den Verschränkungen von Kolonialismus und Antisemitismus im Kontext der deutschen Geschichte. Das Projekt wird gefördert durch den Projektfonds Zeitgeschichte und Erinnerungskultur der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin. Zur Ausstellung erscheint eine Publikation im Hirmer Verlag. Die Ausstellung ist im Brücke-Museum, Bussardsteig 9, 14195 Berlin, zu sehen. Weitere Informationen: www.bruecke-museum.de� ◾

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Vom Rittergut zum Wissenschaftszentrum Dahlem feiert 650. Jubiläum

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ie alt Dahlem wirklich ist, kann nur geschätzt werden. Untersuchungen datieren den Ursprung auf die Zeit um 1217. Auch eine Kirche soll es damals gegeben haben, damals noch aus Holz. Die nachweislich ältesten Gebäudeteile der heutigen St.-Annen-Kirche stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Kirche gilt als das älteste Gebäude in Dahlem.

Wechselhafte Geschichte Die erste Erwähnung von Dahlem stammt aus dem Jahr 1375. Als Dalm stand es im Dorfregister des Landbuchs Kaiser Karls IV. Nach 75 Jahre gab es die nächste offizielle Erwähnung, 1450 als Rittergut der Familie von Milow. Diese mussten das Gut im Jahr 1483 aufgrund von Verschuldung an die Familie Spil abgeben. Die Familie Spil war

übrigens zu jener Zeit auch Eigentümerin des Grunewaldsees, damals Spilsee genannt. Etwa 150  Jahre lang bewirtschafteten sie das Gut. Der Dreißigjäh rige Krieg führte wiederum zu einer Verarmung der von Spils, die das Gut verkaufen mussten. Georg von Pfuhl kaufte den Besitz im Jahr 1655, verkaufte ihn

Andreas Kerkmann Steuerberater

Foto: Denis Junker / Fotolia

Ludwigsfelder Straße 14 14165 Berlin (Zehlendorf) Telefon: 030 / 801 73 35 Telefax: 030 / 802 24 94 Internet: www.buero-kerkmann.de E-Mail: kerkmann@buero-kerkmann.de Mandantenportal https://buero-kerkmann.portalbereich.de

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Dahlem um 1890.

aber 1661 weiter an die Familie von Willmerstorff. umsshop wird in dieser Zeit im Culinarium – dem Dieses märkische Adelsgeschlecht war 138 Jahre Museum rund um unser Essen im ehemaligen lang Eigentümer des Rittergutes. Leopold Hein- Pferdestall der Domäne – untergebracht. Bei rich von Willmerstorff war der letzte Vertreter Marktfesten soll das Untergeschoss des Herrendieser Familie. Er verkaufte das Rittergut nebst hauses geöffnet werden. Die Bauarbeiten sind dem dazugehörigen Schmargendorf an Heinrich voraussichtlich im Herbst 2026 abgeschlossen. von Podewils. Einige Besitzerwechsel später ging das Gut an den Preußischen Domänenfiskus. Nun Villen und U-Bahn war es die „Königliche Domäne Dahlem“. Diese verpachtete das Gut bis in das Jahr 1901, in dem Auf den ehemaligen Feldern der Domäne entder Domänenfiskus – wohl auf Wunsch von „ganz stand nach der Aufteilung und dem Verkauf der oben“ – beschloss, die Ländereien aufzuteilen und Grundstücke die Villenkolonie Dahlem. Die Alleen zu verkaufen. – Rheinbaben-, Pacelli, Habelschwerdter – Schorlemmerallee und viele andere wurden samt Nebenstraßen angelegt. Außerdem wurde die U-Bahn Herrenhaus wird saniert vom Wittenbergplatz bis zum Thielplatz gebaut Im Jubiläumsjahr bekommt das vor über 400 Jah- und 1913 eröffnet – damals eine wichtige Verbinren erbaute Herrenhaus der Domäne ein Lifting: dung in Richtung Berlin. Großzügige GrundstüAb Mitte August wird umgebaut und saniert, wie cke wurden erschlossen und verkauft – mit der die Berliner Morgenpost berichtete. Der Muse- Auflage, sie innerhalb von zwei Jahren mit Villen

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Die St.-Annen-Kirche gilt als das älteste Gebäude in Dahlem.

zu bebauen, um Spekulationen einen Riegel vorzuschieben. Die Bevölkerungszahl wuchs schnell – von 135 im Jahr 1900 auf 6244 im Jahr 1919.

Das „deutsche Oxford“ Ein deutsches Oxford sollte in Dahlem geschaffen werden. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur

An der Grenze zwischen Dahlem und Steglitz.

Förderung der Wissenschaften e. V. – allgemein Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) genannt – wurde am 11. Januar 1911 gegründet. Erster Präsident war der Theologieprofessor Adolf Harnack. Ziel der KWG war es, außerhalb der Universitäten Grundlagenforschung zu betreiben, die die technischen Probleme der wachsenden Industrialisierung Deutschlands lösen sollte. Die Wissenschaftselite folgte dem Ruf. Bereits 1912 standen die ersten Gebäude der Gesellschaft: Das Institut für Chemie (heute Hahn-Meitner-Bau der Freien Universität) an der Thielallee sowie das Institut für

Das Herrenhaus der Domäne Dahlem – die Domäne ist mit ihren Veranstaltungen ein Besuchermagnet.

physikalische Chemie und Elektrochemie (heute Fritz-Haber-Institut) am Faradayweg. Der Sitz der KWG war Dahlem, bis er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs nach Göttingen verlegt wurde. Seit 1948 gehören die westdeutschen und Berliner Institute zur Max-Planck-Gesellschaft. Zudem gibt es in Dahlem den Botanischen Garten (auch wenn

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Der zentrale Campus der Freien Universität – hier die „Rostlaube“ an der Habelschwerdter Allee.

dieser ganz genau genommen in Lichterfelde liegt) und das Preußische Geheime Staatsarchiv. Es gab auch zahlreiche Museen, von denen heute noch das Museum Europäischer Kulturen seinen Sitz dort hat. Der zentrale Campus der 1948 gegründeten Freie Universität befindet sich ebenfalls in Dahlem. Dahlem ist heute ein Ortsteil von Steglitz-Zehlendorf. Die Domäne Dahlem mit ihren Veranstaltungen ist ein Anziehungspunkt für Berliner und Touristen. Die vielen Studentinnen und Studenten beleben die Straßen und die vielen Parks laden zum Spazierengehen und Verweilen ein. ◾

Das Preußische Geheime Staatsarchiv wurde 1924 in Dahlem eröffnet.

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100 Jahre „Die Bogenspannerin“ in Nikolassee Bekannteste Skulptur von Ferdinand Lepcke

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Die erste „Bogenspannerin“ wurde 1925 aufgestellt, der neue Abguss steht seit 1999 vor dem Rathaus Nikolassee.

chon vor 100 Jahren freuten sich die Nikolasseer über die Skulptur der Bogenspannerin, die im Jahr 1925 vor dem Rathaus Nikolassee aufgestellt wurde. Das Kunstwerk wurde dem Bezirk Zehlendorf von der Familie des verstorbenen Künstlers Ferdinand Lepcke und weiteren Bürgern sowie dem Verein Nikolassee geschenkt. Im Zweiten Weltkrieg verschwand diese Skulptur der Bogenspannerin. Ersetzt wurde sie erst viele Jahre später. Die Kunstgießerei Lauchhammer schuf auf Basis der Bogenspannerin der Nationalgalerie einen Neuguss. Dieser steht seit 1999 wieder vor dem Rathaus Nikolassee – gegenüber der Skulptur „Die Baden Ferdinand Lepcke (1866-1909).

de“ oder „Phryne“, ebenfalls von Lepcke.

Lob auf der Kunstausstellung Ferdinand Lepcke präsentierte seine Skulptur „Die Bogenspannerin“ erstmals auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1906, die vom 28.  April bis 30.  September 1906 stattfand. Der Kunstkritiker Ernst Schur be Nasse Wände, Feuchte Keller? Komplettlösungen gegen Feuchtigkeit und drückendes Wasser auch ohne Schachten von innen ausgeführt Mariendorfer Damm 159, 12107 Berlin, ☎ (030) 36 80 15 86/87, Fax 36 80 15 88, www.inserf-bautenschutz.de TÜV-geprüfter Fachbetrieb – Mitglied im Holz- und Bautenschutzverband

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Zehlendorf Mitte Journal schrieb die Skulptur in seiner Ausstellungskritik in der Berliner Architekturwelt wie folgt: „Sie steht geschlossen da, spannt den Bogen und blickt seitlich aufs Ziel. Die kräftige, elastische Anspannung vor dem Absenden des Pfeils kommt in allen Gliedern gut zum Ausdruck. Es ist ein Akt von elastischer Kraft und Schönheit. Straffe, lebendige Form, die unwillkürlich groß wirkt und sich einprägt.“

Weitere Ausstellungen und Erfolg Die Skulptur wurde auf der Münchener Jahresausstellung 1907, der Großen Berliner Kunstausstellung 1908 und der Internationalen Kunstschau Wien 1909 gezeigt. Sie ist eines der erfolgreichsten Werke Lepckes und wurde in verschiedenen Größen von der Kunst- bzw. Bildgießerei Gladenbeck in Friedrichshagen und der Kunstgießerei Lauchhammer hergestellt und angeboten. Die Kunstgießerei Lauchhammer erwarb die Lizenz zur Vervielfältigung der Bogenspannerin in Eisen und Bronze in allen Größen erst im Jahr 1917 von Oskar Lepcke,

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dem Bruder Ferdinands.

Verkauf und Nachlass Zwanzig Prozent des Verkaufspreises gingen von der Gießerei in Lauchhammer an die Nachfahren Lepckes. 1929 bot die Kunstgießerei Lauchhammer Bogenspannerinnen in den Größen von 44, 75½ und 180 cm an. Mindestens zehn lebensgroße Bogenspannerinnen sind weit nach dem Tode Lepckes in Lauchhammer gegossen worden.

Erhaltene Exemplar Lebensgroße Abgüsse der Bogenspannerin stehen vor der Alten Nationalgalerie Berlin, im polnischen Bydgoszcz (früher Bromberg), in Ferdinand Lepckes Geburtsstadt Coburg, in Hannover, Wilhelmshaven und Wetzlar. Ein lebensgroßes Gipsmodell der Bogenspannerin befindet sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer, ein weiteres war im Besitz der Städtischen Sammlungen Coburg. Hierbei soll es sich unter Umständen um das von Lepcke geformte Original gehandelt haben. Das Coburger Gipsmodell gilt als verschollen.� ◾

Die Statue „Die Badende“ auf dem Hohenzollernplatz wurde Ferdinand Lepcke als „Phryne“ (= „Kröte“) bezeichnet.

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