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Otl Aicher. Olympia 72

Ausstellung im Bröhan-Museum

Olympia-Waldi, 1972.  Foto: Florian Aicher, Rotis/HfG-Archiv, Museum Ulm
Olympia-Waldi, 1972. Foto: Florian Aicher, Rotis/HfG-Archiv, Museum Ulm
Erschienen in Gazette Charlottenburg Oktober 2022

Am 26. August 1972 begannen die XX. Olympischen Sommerspiele in München. Genau 50 Jahre später eröffnete das Bröhan-Museum eine Sonderausstellung, die sich dem ikonischen Erscheinungsbild der Spiele widmet. Federführend bei der Gestaltung war einer der bedeutendsten Grafikdesigner des 20. Jahrhunderts: Otl Aicher (1922–1991), der dieses Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Damit ist das Jahr 2022 ein doppeltes Jubiläum – Anlass für die breit angelegte Schau „Otl Aicher. Olympia 72“.

Otl Aicher und sein Team haben unter dem Schlagwort „die heiteren Spiele“ erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele ein komplettes Erscheinungsbild entwickelt, das bis heute Maßstäbe setzt und eigentlich unerreicht geblieben ist. Der gebürtige Ulmer entwickelte Zeichen, die jeder kennt: Strichmännchen, welche die verschiedenen Sportarten symbolisieren, ein Telefonhörersymbol, eine Kaffeetasse, die auf Gastronomie hinweist – ein grafisches Leitsystem.

Die Welt der Olympiade 72

Durch ein ganzes Spektrum von Exponaten lässt die Ausstellung die Besucher/innen in die Welt der Olympiade hautnah eintauchen: Gezeigt werden Sportplakate, Bulletins und Programmhefte zusammen mit dem legendär gewordenen Maskottchen „Olympia Waldi“, Trainingsanzügen, Hostessen-Dirndl, Souvenirs und vielem mehr. Allen gemein ist eine innovative Bildsprache, vor allem die Plakate prägten mit ihrer Formsprache und Leuchtkraft das Erscheinungsbild wesentlich mit. Weniger bekannte Informationsgrafiken, wie Stadt- und Lagepläne sowie Künstlerdrucke kontextualisieren diesen bedeutenden Beitrag zur visuellen Kultur der Nachkriegszeit. Ergänzt wird die Schau mit Fotografien, die den Bau des Olympiaparks dokumentieren und damit auch den gestalterischen Aufbruch in der Architektur skizzieren. Mit zahlreichen Leihgaben aus privatem und öffentlichem Besitz möchte das Bröhan-Museum dieses einzigartige Ereignis mit seiner eindrücklichen Bildsprache zum Leben erwecken.

Heiter und tragisch

Die XX. Olympischen Sommerspiele 1972 prägten München maßgeblich. In Deutschland fand das erste Mal nach dem Zweiten Weltkrieg ein internationales Großereignis statt – nach den nationalsozialistischen Olympischen Spielen in Berlin 1936. Der Anspruch, die Erwartungen, aber ebenso die Euphorie waren groß, sich in bewusst kritischer Abgrenzung zur eigenen Vergangenheit als demokratische und moderne Bundesrepublik zu präsentieren. Gerade auch in Folge der 68er-Bewegung lag ein Gefühl von Aufbruch in der Luft; es sollten freie und beschwingte Spiele werden. Die heiteren Spiele, aber auch das tragische Attentat auf die israelische Olympiamannschaft sind fest in der kollektiven Erinnerung verankert.

Die Ausstellung wird bis zum 30. Oktober im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1a,14059 Berlin (am Schloss Charlottenburg) gezeigt. Geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und an allen Feiertagen. Eintritt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Weitere Informationen unter www.broehan-museum.de

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