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Die „Elektrische“ kommt aus Lichterfelde

Vor 140 Jahren fuhren die ersten Passagiere mit der Straßenbahn

Die erste elekrische Straßenbahn der Welt. Archiv HV Steglitz
Die erste elekrische Straßenbahn der Welt. Archiv HV Steglitz
Erschienen in Lankwitz Journal Februar/März 2022
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Man schrieb das Jahr 1825, als die ersten Pferdebahnen zwischen Charlottenburg und dem Brandenburger Tor verkehrten. Die technische Neuerung, bei der die Wagen einen geringeren Rollwiderstand hatten als bei den herkömmlichen Pferdebussen, ermöglichte es, schwerere Wagen für mehr Fahrgäste einzusetzen. Eine wirkliche Errungenschaft war die Pferdebahn jedoch nicht. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 9 km/h und der Unterhalt der Pferde war teuer.

Hartnäckiger Ingenieur

Der Elektroingenieur und Erfinder Werner von Siemens hatte eine andere Vision für den innerstädtischen Nahverkehr. Er entwickelte bereits 1866 den ersten elektrischen Generator und auf der Berliner Gewerbeausstellung im Jahr 1879 wurde die erste elektrische Lokomotive der Welt vorgeführt. Doch seine Versuche, die „Elektrische“ in den Berliner Straßenalltag zu integrieren, scheiterten am Widerstand der Behörden und dem Protest der Anwohner. Schließlich entdeckte von Siemens im entfernt gelegenen Groß-Lichterfelde die Reste einer Eisenbahnstrecke, auf der die Baumaterialien zum Bau der Hauptkadettenanstalt transportiert wurden. Auf dieser Strecke, die am Bahnhof Groß-Lichterfelde begann, genehmigte ihm der Minister Albert von Maybach eine Versuchsstrecke. Das Unternehmen Siemens und Halske baute nun drei Pferdebahnwagen um und ließ neue Gleise verlegen. Sie entschieden sich für die kostengünstige Meterspur.

Teure Fahrkarten

Der Probebetrieb des neuen Verkehrsmittels, das anfangs mit einem Gleichstrommotor mit einer Leistung von 10 PS – andere Quellen sagen 15 PS – angetrieben wurde und dessen Radkränze aus Eisen über Schleifkontakte den benötigten Fahrstrom von 180 Volt bekamen, begann am 2. Mai 1881. Die Bahn erreichte eine Geschwindigkeit von etwa 20 Stundenkilometern. Die Fahrzeit für die gesamte Strecke vom Bahnhof bis zur Haupt-Kadettenanstalt betrug 10 Minuten. Nach den erfolgreichen Testfahrten konnten auch Fahrgäste die „Elektrische“ nutzen, vorausgesetzt, sie zahlten den Fahrpreis von 20 Pfennigen, der den damaligen Stundenlohn überstieg. Und die Bahn war gefragt – so sehr, dass der eine Wagen, der anfangs eingesetzt wurde, durch einen zweiten ergänzt wurde.

Bus statt Bahn

Der Antrieb der „Elektrischen“ erwies sich allerdings als nachteilig für den bisher beliebtesten Transporthelfer – das Pferd. Beim Überqueren der stromführenden Schienen kam es vor, dass sie Stromschläge bekamen und dann durchgingen. Daraufhin wurden die Schienen an den Wegeübergängen isoliert und der Strom unterirdisch verlegt. Die Elektrische passierte diese Übergänge mit Schwung.

1882 war eine weitere Versuchsstrecke in Charlottenburg eröffnet worden, Auftraggeber für Siemens war die Berliner Pferdeeisenbahngesellschaft, die die Zeichen der Zeit erkannt hatte. Sie benannte sich 1894 in Berlin-Charlottenburger Straßenbahn um. Mehr und mehr Straßenbahnlinien wurden in Berlin und Umgebung gebaut. Die Lichterfelder Bahn wurde 1890 bis zum heutigen Bahnhof Lichterfelde West verlängert – damals Bahnhof Groß-Lichterfelde B.M. (Berlin-Magdeburg). Weitere Strecken, bis zum Bahnhof Steglitz und nach Südende wurden gebaut. Nachdem Lichterfelde Ost im Jahr 1920 nach Groß Berlin eingemeindet wurde, war die BVG für die Straßenbahnlinien zuständig. Diese ersetzte die Straßenbahnen in Lichterfelde – und damit auch die erste elektrische Straßenbahn der Welt – nach und nach durch Busse.

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