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„Floating Rings“

Kunstinstallation an der Fassade des Schöneberg Museums

Schwimmringe ohne Wasser weit und breit: Die Floating Rings an der Fassade des Schöneberg Museums. Foto: Nils Völker
Schwimmringe ohne Wasser weit und breit: Die Floating Rings an der Fassade des Schöneberg Museums. Foto: Nils Völker
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Januar 2021
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Im Rahmen der Initiative „Draußenstadt“ der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa ist die Installation „Floating Rings“ entstanden und hat ihre Premiere am Hauptsitz der Museen Tempelhof-Schöneberg. An der Fassade ist sie täglich und bis in die Nacht hinein zu betrachten.

Es gibt sie in unterschiedlichsten Farben und Formen. Als Rettungsring aus robustem Kunststoff fehlen sie auf keinem Schiff und an keinem Badesee. Wir kennen sie aber auch aus unserer Freizeit – einfarbig, gemustert oder gar mit Flamingo-Kopf. Ihre Grundform ist der Ring.

Für die Fassade des Schöneberg Museums an der Hauptstraße 40/42 hat der in Berlin lebende Künstler Nils Völker luftige Schwimmringe in dauerhafte Objekte verwandelt. Mittels eines kreisenden Abguss-Verfahrens, dem sogenannten Rotationsguss, sind fünfzehn Skulpturen aus Polymer-Gips entstanden. Dieses spezielle Materialgemisch aus Gips und Kunstharz kommt auch im 3D-Druck oder beim Bühnenbau zum Einsatz. Tagsüber erstrahlen die „Floating Rings“ in ihren auffälligen Farben. Schauen wir genauer hin, entdecken wir sogar den täuschend echten Faltenwurf. Aber erst mit dem Einbruch der Dämmerung beginnen in der Mitte jedes Schwimmrings viele kleine LEDs zu leuchten, die das gesamte Kunstwerk in Bewegung versetzen. Das elektrische Licht folgt dabei einer vom Künstler festgelegten Choreografie. Es wandert (englisch to float: schweben, schwimmen) von Ring zu Ring, verharrt hier und dort und lässt dabei stetig neue Formgefüge entstehen. Wie in all seinen Arbeiten nutzt Nils Völker auch in dieser Installation die Eigenschaften alltäglicher Dinge und lotet die Grenzen von Kunst und Alltag, Wahrnehmung und Wirklichkeit aus. Durch serielle Aneinanderreihung verortet er unseren Blick auf das gewählte Objekt neu und schafft mittels Elektronik und Programmierung eine wandelbare, nahezu organisch anmutende Oberfläche. Die Floating-Rings sind voraussichtlich bis 31. März 2021 zu sehen.

Der Künstler Nils Völker

Nils Völker lebt seit 2004 in Berlin. Nach einem Studium der Visuellen Kommunikation an der Bauhaus-Universität Weimar schafft der Künstler seit 2010 ortsspezifische Arbeiten aus Alltags-Materialien und -Gegenständen. Durch die Vervielfachung von Mülltüten, reflektierenden Rettungsdecken, technischem Spielzeug sowie Leuchtmitteln entstehen wandfüllende Installationen oder Objekte mitten im Raum. Völkers Arbeiten stehen dabei nie still. Er setzt ihre Oberflächen mittels Elektronik und Programmierung in Bewegung. Hierdurch beginnen sich die Kunstwerke kontinuierlich zu „verformen“ und werden dabei nicht selten durch das Knistern der Plastikfolie oder das leise Surren der versteckten Lüfter und Motoren ergänzt.

Mehrere Installationen von Nils Völker sind in öffentlichen Sammlungen in Deutschland, China und den Niederlanden vertreten. Erst im Frühjahr 2020 wurde er mit dem Excellence Award des 23. Japan Arts Media Festival ausgezeichnet.

Titelbild

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