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Neue Pläne für das Rathaus Zehlendorf

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf diskutiert

Rathaus Zehlendorf
Rathaus Zehlendorf
Erschienen in Gazette Steglitz und Zehlendorf September 2020
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Schon in den vergangenen Jahren waren zum Teil umfangreiche Sanierungsmaßnahmen für die verschiedenen Bauteile des Rathauses Zehlendorf geplant. Allerdings stellte sich bei vertiefenden Untersuchungen heraus, dass die Bausubstanz erheblich stärker geschädigt war, als zu Beginn der Planungen absehbar war. Deshalb wird jetzt eine wirtschaftliche Lösung zu erarbeiten sein, um den Verwaltungsstandort Rathaus Zehlendorf neu zu entwickeln. Auch die Bezirksverordneten werden sich mit diesem Projekt zu befassen haben. Im Folgenden nehmen die Fraktionen in der BVV zu diesem Thema Stellung.

CDU-Fraktion

Beim Besuch des Rathauses Zehlendorf offenbart sich, dass der Altbau instandsetzungsbedürftig ist, die neueren Bauteile – teils gesperrt – erhebliche Baumängel aufweisen und nicht mehr den geltenden Bauvorschriften entsprechen; die Qualität der Arbeitsplätze unter diesem Zustand leidet und das Rathaus insgesamt für den wachsenden Platzbedarf nicht mehr ausreicht. Die CDU-Fraktion hat daher mit dem Antrag 812/IV angeregt, zu prüfen, ob die Kosten einer Gesamtsanierung der Bauteile B, C, D und E über den Kosten eine Neubaus liegen. Unserer Erwartung gemäß hat diese Prüfung ergeben, dass ein Neubau der betreffenden Bauteile wirtschaftlicher ist. Die CDU-Fraktion plant daher eine Sanierung des denkmalgeschützten Altbaus und den Abriss der Bauteile B, C, D und E und Ersatz durch Neubau, der für die Mitarbeiter des Bezirksamtes endlich funktionale Arbeitsplätze schafft, den Bürgerinnen und Bürgern eine effektivere Erledigung ihrer Anliegen garantiert, sowie zu höheren Standards beim Klimaschutz und geringeren Bewirtschaftungskosten führt. Dabei werden wir dafür sorgen, dass auch eine deutliche Verschönerung des Stadtbildes erfolgt.

Jens Kronhagel

SPD-Fraktion

Die Geschichte der „Neuen Pläne …“ ist die des Scheiterns und der Planlosigkeit des Handelns des CDU-dominierten Bezirksamtes. Die „energetische Sanierung“ – „SARAZENU“ platzte 2010 grandios nach dem Verplempern von 1,4 Mio. Euro für unnütze Planungen und dem Überschreiten von dafür geplanten 11 Mio. Euro bei ca. 35 Mio. Euro, wie der Landesrechnungshof rügte. – Die nicht für Planungssicherheit und Genauigkeit bekannte BzBm’in hat nun nur 20 Mio. Euro für die Sanierung des Denkmal-Altbaus und 50 Mio. Euro für den Abriss und Neubau der asbestverseuchten Gebäudeteile „geschätzt“. Wer’s glaubt …! Preissteigerungen u. a. Kosten, wie z. B. für den Umzug der Mitarbeiter in nicht vorhandene Räume fehlen!

Wer soll das planen, ausschreiben und überwachen? Ob dies noch die GRÜNE Stadträtin, die sich auch bei den unpünktlichen Schulsanierungen nicht mit „Ruhm bekleckert“ und reihenweise Leitungspersonal, z.T. ersatzlos verschlissen hatte, machen wird, werden wir sehen. Deren aktuelle Reinigung der asbestbelasteten Gebäudeteile geriet zum Desaster durch die planlose Sperrung von Büros etc. und – wer putzt denn, was er abreißen will für zehntausende Euro – sind das „neue Pläne“?

Volker Semler

B‘90/Grünen-Fraktion

Im Rathaus Zehlendorf, einer Ansammlung aus Alt- und „Neu-“Bauten, fehlen teilweise Fluchtwege, Bausubstanz und Technik sind marode, der Energieverbrauch ist viel zu hoch und fossil. Wir haben daran mitgewirkt, dass vom Land Berlin Geld für den Standort bereitgestellt wird. In einem strukturierten Verfahren ist zunächst geklärt worden, dass Neubauten anstelle der Nachkriegsbauten wirtschaftlicher sind und zugleich den dringenden Bedarf an zusätzlichen Arbeitsplätzen erfüllen können. Die denkmalgeschützten Altbauten werden saniert.

Als nächster Schritt wird ein städtebaulicher Wettbewerb ausgerufen, der uns – und daran werden wir intensiv mitarbeiten – einen, ökologischen, modernen, ästhetischen Verwaltungsstandort bringen wird.

Wir streben für die Gebäude Plusenergiestandard an. Hohe Zuschüsse vom Bund können so gesichert und Energiekosten minimiert werden. Das Rathaus soll 100 Prozent erneuerbar beheizt/gekühlt werden und Solaranlagen den Strombedarf decken. Damit soll das Rathaus vorbildhaft klimaneutral werden. Nicht zuletzt uns allen kommt dann die erhöhte Energie der in einem schönen und funktionalen Rathaus arbeitenden Mitarbeiter/innen zugute.

Bernd Steinhoff

AfD-Fraktion

Der Rathaus-Neubau ist eine riesige Chance für den Bezirk, daher regen wir einen beschränkten Architektur-Wettbewerb an. Mit einer sauberen Planung, der Festlegung von Zielen und Standards (u.a. für öffentliches Bauen und Kostenflächenzahlen) wird das auch gelingen. Der Öffentliche Dienst kann ganz gut arbeiten, wenn sich die politischen Einflüsse in Grenzen halten.

Doch das Bauvorhaben birgt hohes Potenzial, zum BER des Bezirks zu werden. Zu verlockend sind die Möglichkeiten für die Altparteien, ihr Süppchen zu kochen – oder welche politische Kraft hat sich in den letzten Jahren als kompetent in Sachen Bauen erwiesen?

Und nachhaltiges Bauen ist keine Erfindung der Grünen. 1913 wurde in nur zwei Jahren mit dem Nordsternhaus in Berlin das modernste Bürogebäude Europas erbaut. Es verfügte u. a. über eine Frischluftanlage mit natürlicher Kühlung und bietet Platz für 900 Mitarbeiter: Das Gebäude steht heute noch im Dienst. Sollte im Jahr 2130 unser Neubau immer noch genutzt werden, haben wir vieles richtiggemacht. Dies ist doch ein guter Anspruch.

Die AfD-Fraktion wird sich nach Kräften einbringen, daher braucht es eine starke AfD!

Peer Lars Döhnert

FDP-Fraktion

Vor fast zehn Jahren scheiterte das Leuchtturmprojekt „Sarazenu“ (Sanierung des Rathauses Zehlendorf auf Nullheizenergieniveau) der schwarz-grünen Zählgemeinschaft, weil die Kosten schon während der Planungsphase kräftig stiegen. Regelmäßige Besucher des Rathauses stellen seit Jahren fest, dass kaum etwas in die Gebäude investiert wurde und dringender Handlungsbedarf besteht. Erst jüngst waren zwei Bauteile wegen Asbestfunden gesperrt. Für die Mitarbeiter dieser Bauteile müssen schon jetzt aus Sicht der FDP andere adäquate Büroräume gefunden werden. Die BVV hat 2019 auf Antrag der FDP Vorgaben für den Neubau beschlossen. Dieser soll zukunftssicher geplant werden. Dazu gehört, ein flexibles Raumkonzept vorzusehen, die technische Infrastruktur so zu gestalten, dass sie über den gesamten Nutzungszeitraum der technischen Entwicklung folgen kann, Sozialräume vorzusehen, die es Arbeitnehmern möglich macht, flexibel Arbeit und Familie miteinander zu verbinden (z. B. Kinderbetreuung), und den Bau einer Tiefgarage auch zur Nutzung durch die Öffentlichkeit zu berücksichtigen. Wir werden die Umsetzung des Beschlusses im Auge behalten.

Rolf Breidenbach

Linksfraktion

Bevor der dringend benötigte Neubau des Rathauses startet, vergehen noch Jahre, die bestmöglich überbrückt werden müssen. Solange bleiben in Zehlendorf Gebäude mit maroder Substanz – in die Schwarz-Grün mutwillig nicht investiert hat! Der offene Brief, mit dem sich der Personalrat im Mai hervorgewagt hat, spricht eine deutliche Sprache: Ekelhafte sanitäre Anlagen, miese Wasserqualität, veraltete IT, Asbest usw. Fragt sich: Wo sind die zusätzlichen 7 Mio. Euro SIWANA-Mittel geblieben, die der Senat dem Bezirk zur Verfügung gestellt hat für die Sanierung des Rathauses?

Was haben CDU und Grüne in den letzten 14 Jahren gemeinsame Zählgemeinschaft getan, um zumindest die katastrophalen sanitären Anlagen nach und nach auszutauschen? Unter den Auswirkungen der nicht gemachten Investitionen leiden neben den Beschäftigten auch alle Bürger*innen, deren Anliegen beispielsweise in der Corona-Krise nicht bearbeitet werden können, weil veraltete Technik z. B. Arbeiten im Homeoffice nicht zulässt. Es wäre lohnenswert, sowohl Personal als auch Bürger*innen nach ihren Vorstellungen für ein neues Rathaus zu fragen – das sind die Expert*innen!

Gerald Bader

Titelbild

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