Westend
David Hartt präsentiert „Metabolie Rift“ im Georg Kolbe Museum
Dialoge im Skulpturengarten

06.06.2025: Das Georg Kolbe Museum begeht sein 75-jähriges Jubiläum und präsentiert in diesem Rahmen eine besondere Auftragsarbeit im Skulpturengarten: die Video-Skulptur „Metabolie Rift“ des kanadischen Künstlers David Hartt (*1967, Montreal).
LED-Bildschirm im Springkraut
Die ortsspezifische Installation tritt in einen Dialog mit dem historischen Garten und insbesondere mit Georg Kolbes „Tänzerinnen-Brunnen“ aus dem Jahr 1922. Ein hoher LED-Bildschirm wurde vom Künstler in ein Beet mit schmalblättrigem Weidenröschen und sibirischem Springkraut integriert – Pflanzen, die für ihre Widerstandsfähigkeit bekannt sind. Die Geschichte der Vegetationskunde zeigt, dass diese Arten in der Vergangenheit politisch aufgeladen wurden; das Springkraut fand Eingang in Theorien, die von den Nationalsozialisten instrumentalisiert wurden.
Interaktion mit Brunnenfiguren
In unmittelbarer Nähe des Brunnens zeigt Hartts Videoarbeit den zeitgenössischen Tänzer Will Meadows, der in konzentrierter Bewegung mit den Posen der historischen Brunnenfiguren interagiert. Die Trägerfiguren des Brunnens – Schwarze Männer, die eine weiße Tänzerin stützen – spiegeln kolonial-sozialisierte Darstellungskonventionen der Moderne wider. Das Modell für Kolbes Skulpturen war ein Schwarzer Mann, dessen Biografie derzeit rekonstruiert wird.
Kultur, Heimat und Entfremdung
Die bewegende Geschichte des Brunnens, die auch im Schaudepot des Museums und in einer Publikation aufgearbeitet wird, dient David Hartt als Ausgangspunkt für eine künstlerische Auseinandersetzung mit verwobenen Beziehungen zwischen Kultur und Umwelt, Peripherie und Zentrum sowie Heimat und Entfremdung. Seine Arbeit thematisiert die Zerrüttung zwischen Mensch und Natur im Zuge kapitalistischer Ausbeutung und stellt Fragen nach Entfremdung des Körpers in fremder Landschaft sowie der Möglichkeit der Belebung eines Bodens durch ein „poetisches Anderssein“.
David Hartt ist bekannt für seine multimedialen Werke, die soziale, kulturelle und wirtschaftliche Komplexität erforschen. Seine Arbeit, die oft durch ein Interesse an moderner Architektur und Botanik geprägt ist, untersucht, wie historische Ideen überdauern oder sich verändern.
Die Ausstellung „David Hartt – Metabolie Rift“ wird am Samstag, dem 14. Juni 2025, um 15 Uhr eröffnet und ist parallel zur Jubiläumsausstellung „Tea and Dry Biscuits“ Teil des vielfältigen Rahmenprogramms im Jubiläumsjahr 2025, mit dem das Georg Kolbe Museum als Ort der Kunst und Forschung gefeiert wird.
Die Ausstellung wird bis zum 28. September im Georg Kolbe Museum, Sensburger Allee 25, 14055 Berlin, gezeigt. Weitere Informationen und das gesamte Jubiläumsprogramm unter georg-kolbe-museum.de