Wachsam am Wannsee
50 Jahre Feuerwache am Kronprinzessinnenweg

Erschienen in Wannsee Journal August/September 2025
Die Feuerwache Wannsee, am Kronprinzessinnenweg 20 ist nicht nur durch ihre auffällige Architektur aus der Mitte der 1970er-Jahre ein Blickfang, sondern auch ein wichtiger Stützpfeiler der Berliner Feuerwehr.
Start in den 1970er-Jahren
Die Geschichte der Wache reicht zurück bis in die frühen 1970er-Jahre, als die Entscheidung getroffen wurde, die beiden Wachen Nikolassee und Wannsee an einem gemeinsamen Standort zusammenzulegen. Der Baubeginn am Kronprinzessinnenweg erfolgte im Oktober 1972, die Inbetriebnahme am 21. August 1975.
Vielseitiges Einsatzgebiet
Ihr Einsatzbereich ist das Gebiet E4, das Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg umfasst. Neben den weitläufigen Wald- und Seengebieten gehören dazu auch wichtige Verkehrsadern wie Autobahnabschnitte und Gleisanlagen der Fern- und Regionalbahn. Senioren- und Pflegeheime sowie Krankenhäuser tragen darüber hinaus zur Einsatzcharakteristik bei. Nicht zuletzt sorgt der hohe Ausflugsverkehr an Wochenenden und Feiertagen für zusätzliche Herausforderungen.
Neben dem Löschen von Bränden, Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen und anderen „feuerwehrüblichen“ Tätigkeiten hat die Feuerwache durch die direkte Lage am Wannsee besondere Spezialisierungen.

Spezialisten am Wasser
Der Fuhrpark der Wache spiegelt diese Vielfalt wider: Neben einem Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeug und einem Tanklöschfahrzeug gehören mehrere Rettungswagen zur Ausstattung. Hinzu kommen ein Mehrzweckboot und ein Feuerwehranhänger-Rettungsboot. Das Mehrzweckboot (MZB) wurde 2016 angeschafft – zeitgleich mit zwei weiteren MZB, die in Köpenick und Tegelort stationiert sind. Von dem Boot aus können z. B. brennende Schiffe direkt vom Wasser aus gelöscht werden. Ein Wasserschleier verhindert dabei, dass der Brand auf das Boot der Feuerwehr übergreift. Die hydraulische Bugklappe ermöglicht schnelles Be- und Entladen am Ufer oder Strand. An ihr kann auch eine Taucherleiter eingehängt werden.
Basis für Aus- und Fortbildung
Direkt an der Wasserkante befindet sich eine weitere zentrale Einrichtung für die Wasserrettungsausbildung: die Slipanlage. Diese wurde bereits zu Beginn der Inbetriebnahme der Feuerwache Wannsee installiert und im Jahr 1997 mit stabilen Gitterrosten versehen. Seitdem ist sie eine unverzichtbare Basis für die Aus- und Fortbildung von Bootsführern und Besatzungen der Feuerwachen sowie der Berliner Feuerwehr- und Rettungsdienst- Akademie.
Die Umgebung des Wannsees selbst bietet ein ideales und überaus realistisches Übungsgebiet. Die vorhandene Steganlage, die umliegenden Hafenanlagen, Badestrände, die Wasserskistrecke sowie der durch Segel-, Motor- und Fahrgastschiffe rege Schiffsverkehr schaffen vielfältige und herausfordernde Bedingungen für das Fahren auf dem Wasser.

Training mit Rettungsbooten
Mit den Rettungsbooten werden hier nicht nur grundlegende Manöver wie das präzise An- und Ablegen geübt oder die wichtige Prozedur „Mann über Bord“ trainiert. Auch anspruchsvollere Szenarien, die im Ernstfall entscheidend sind, stehen regelmäßig auf dem Plan. Dazu gehört das schnelle und korrekte Auslegen von Ölsperren bei Havarien oder das sichere Übersteigen auf größere Schiffe. Auch die Übernahme von Verletzten aus anderen Wasserfahrzeugen wird immer wieder geübt, um für jede Art von Wasserrettungssituation bestens vorbereitet zu sein.
Energetische Sanierung
Ein zukunftsweisendes Projekt ist die geplante energetische Sanierung der Gebäudehülle im Rahmen des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes. Ziel ist eine deutliche Reduzierung des Energieverbrauchs um rund 57 Prozent bei gleichzeitiger Umsetzung in ressourcenschonender und kreislaufgerechter Bauweise.
Dabei soll das markante Erscheinungsbild der Wache erhalten und in einer modernen Formsprache interpretiert werden, die auf den ursprünglichen Entwurfsgedanken von Rainer G. Rümmler zurückgreift. Geplant sind unter anderem die Dämmung mit reversiblen Holztafelbauelementen sowie die Umgestaltung des Flachdachs in ein Dach, das Regenwasser speichern kann, mit Begrünung und integrierter Photovoltaikanlage.