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Zehlendorfer Künstler in den Zwanzigern

Neue Sonderausstellung im Heimatmuseum

Bezirksstadtrat Frank Mückisch überreicht das Original der „Krummen Lanke“ an Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins Zehlendorf.
Bezirksstadtrat Frank Mückisch überreicht das Original der „Krummen Lanke“ an Matthias Aettner, Vorsitzender des Heimatvereins Zehlendorf.
Erschienen in Wannsee Journal Dezember/Januar 2019
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Die Sonderausstellung „Zehlendorfer Künstler in den Zwanzigern – Die Weimarer Kultur in der Peripherie“ verweist auf die Vielseitigkeit des kulturellen Lebens in der Weimarer Republik, besonders auf die Spannung zwischen Berlin und dem Südwesten der Reichshauptstadt und die damit verbundenen Konflikte zwischen Armut und Reichtum sowie zwischen Konservativem und Revolutionärem. Im Fokus stehen jene Künstler, die zumindest teilweise in Zehlendorf lebten, Schriftsteller wie Franz Kafka, bildende Künstler wie Max Liebermann, aber auch Komponisten wie Arnold Schöneberg. Hier zeigten sich die Brüche – die einen schufen expressionistische Werke, die in den 1920er-Jahren schon als konservativ galten. Andere wie Max Pechstein und Lyonel Feiniger wandten sich der Moderne zu. Eine Vielfalt der Kunstrichtungen prägte die Darstellungen.

Als Treffpunkte dienten beispielsweise Galerien und private Salons. Aber auch die Zehlendorfer Verlage wie der Fritz-Heyder-Verlag, der erst in der Königstraße 37 ansässig war und 1923 in die Heidestraße 5 zog – heute Busseallee 16 sowie der Rembrandt-Verlag waren ein wichtiger Teil der Kultur. Sie verhalfen manchen Schriftstellern zum finanziellen Auskommen.

Auch der Berliner Dadaismus ging vom Südwesten aus. So lebte der „Oberdada“ Johannes Baader in Zehlendorf. Gemeinsam mit Steglitzer Dadaisten organisierte er die Erste Internationale Dada-Ausstellung 1920.

Ein ganz besonderes Geschenk brachte Frank Mückisch, Stadtrat für Bildung, Kultur, Sport und Soziales zur Ausstellungseröffnung mit. Die Originalnoten und der Originaltext des Liedes von der Krummen Lanke von Fredy Sieg aus dem Jahr 1923. Das Werk war zufällig in einer Kiste in einem Münchener Keller gefunden worden. Von dort aus fand es seinen Weg nach Berlin zu Jerry Roschak, Chef des Berliner Kabarettensembles „Klimperkasten“. Dieser gab es dem Rathaus Zehlendorf, da sich die Krumme Lanke nunmal in Zehlendorf befindet. Am 20. Oktober überreichte Frank Mückisch es an das Heimatmuseum, wo es einen würdigen Platz findet. Das Lied von der Krummen Lanke handelt von einer unglücklich endenden Liebe, die an dem schönen Berliner See beginnt. In den 1920er-Jahren war es ein beliebter Gassenhauer. Fredy Sieg – bürgerlich Alfred Gyss (1878 – 1962) war ein Berliner Komiker der durch ganz Brandenburg bis nach Schlesien tourte und vor allem in Gasthäusern auftrat. So war die Krumme Lanke schon lange vor dem Wannsee, der in den 1950er-Jahren von Conny Froebess besungen wurde, in aller Munde.

Die Sonderausstellung „Zehlendorfer Künstler in den Zwanzigern – Die Weimarer Kultur in der Peripherie“ ist bis zum 13. März 2020 zu sehen. Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Dienstag und Freitag von 10 bis14 Uhr. Heimatmuseum Zehlendorf, Clayallee 335. Der Eintritt ist frei.

Sonntags-Sonderöffnungen am 1. und 29. Dezember, 5. Januar, 2. Februar und 1. März von 11 bis 15 Uhr Termine von Lesungen über bekannte Autoren der Ausstellung und weitere Informationen finden Sie unter www.heimatmuseum-zehlendorf.de.

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