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Rosa Rüssel am Wasser

Im Tiergarten wird Strömungsmechanik erforscht

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Juni 2019
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Guthmann & Guthmann
Institut für Strömungsmechanik und technische Akustik.
Institut für Strömungsmechanik und technische Akustik.

Weit entfernt von Küsten und Meer, in einer Region, in der eher die Landratten vermutet werden, begann 1901 der Bau der „Versuchsanstalt für Wasser- und Schiffbau“ auf der Schleuseninsel im Tiergarten. In den ersten Jahren stand das Institut ganz im Dienst der Marine, die ein besonderes Steckenpferd von Kaiser Wilhelm II. war. 1926 übernahm eine Zweigstelle in Potsdam-Marquardt einen Teil der Forschungsaufgaben und im Tiergarten kam die Erdbauabteilung hinzu. Ab 1933 unterlag die Abteilung, die sich mit Schiffbau beschäftigte, der Geheimhaltung. Die Möglichkeiten im Tiergarten waren begrenzt, doch in der Außenstelle in Potsdam wurden Modellversuche zur Kanalisierung des russischen Flusses Don unternommen. Nach schweren Beschädigungen durch Bomben stellte das Institut seine Arbeiten im Jahr 1943 vorübergehend ein. Erst 1945 ging es mit der Übernahme durch die Forschungsanstalt für Schifffahrt, Wasser- und Grundbau weiter. Heute gehört das Areal zum Institut für Strömungsmechanik der Technischen Universität Berlin. Das große Gebäude mit dem markanten rosa „Rüssel“ erbaut im Jahr 1974, beherbergt einen der weltweit größten Wasserumlauftanks. Der Forschungsbau wurde mit finanzieller Unterstützung der Wüstenrot-Stiftung saniert, 2017 waren die Arbeiten beendet und das Gebäude wieder in Betrieb genommen. Das markante rosa Umlaufrohr fasst 3300 Kubikmeter Wasser. Es ist 55 Meter lang und der Durchmesser beträgt an der breitesten Stelle 8 Meter. In einem weiteren Gebäude, einem alten Backsteinbau aus Kaisers Zeiten befindet sich eine 250 Meter lange Tiefwasserrinne.

Die historische Entwicklung der Strömungsmechanik begann schon in der Antike. Schon Archimedes befasste sich damit. Auch Leonardo da Vinci und Galileo Galilei beschäftigten sich mit dieser umfassenden Thematik. Erforscht wird das physikalische Verhalten von Fluiden. Die Forschungsergebnisse werden u. a. in Wasserwirtschaft, Medizin, Maschinenbau, Chemie und Astrophysik angewendet.

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