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Kultur im Bezirk

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Charlottenburg-Wilmersdorf diskutiert

Erschienen in Gazette Charlottenburg und Wilmersdorf März 2018

Kino, Theater und mehr – Kulturgenuss ist das Salz in der Suppe des Lebens. Lesen Sie hier, wie die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung das Kulturangebot in Charlottenburg-Wilmersdorf bewerten.

SPD-Fraktion

Die City West ist in den letzten Monaten wieder um einige kulturelle Anziehungspunkte reicher geworden. Das KLICK Kino ist wieder da, das Delphi LUX neu hinzugekommen - nach jahrzehntelangem Kinosterben eine erfreuliche Entwicklung. Nach dem Rückzug der Staatsoper wird das Schillertheater den Woelffer-Bühnen vorübergehend Quartier bieten, voraussichtlich auch noch der Komischen Oper. Dann aber sollte es endlich wieder einer dauerhaften Nutzung zugeführt werden. Das Schillertheater als Tanztheater - dafür setzt sich die SPD-Fraktion ein, denn ein Tanztheater fehlt noch in unserer Stadt! Dort könnten das Staatsballett, die Compagnie Sasha Waltz & Guests u. a. eine feste Spielstätte finden und Gastspiele von Tanzkompanien aus dem In- und Ausland später einmal den Spielplan ergänzen.

Das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin muss umziehen und soll unbedingt im Bezirk bleiben - dafür jedenfalls setzt sich unsere Kultur-Stadträtin ein. Das Schoeler-Schlösschen soll endlich saniert und einer neuen kulturellen Nutzung zugeführt werden. Und auf dem Teufelsberg wollen wir die Kunstszene unterstützen, die sich dort in den letzten 20 Jahren entwickelt hat. Die SPD-Fraktion setzt sich weiter für eine vielfältige Kulturlandschaft in der City West ein.

Christiane Timper

CDU-Fraktion

Aufschwung in Charlottenburg-Wilmersdorf gibt es deutlich sichtbar nicht nur im Bereich der Architektur, sondern auch im kulturellen Bereich. Renommierte Galerien kommen zurück in den Bezirk. Was den Anfang nahm mit Alexander Ochs Private in der Schillerstraße, setzt sich fort mit Contemporary Fine Arts, die vom Kupfergraben in Mitte in die Grolmannstraße umgezogen sind. Das Käthe-Kollwitz-Museum wird zwar seinen Standort in der Fasanenstraße verlassen müssen, bleibt aber in der City-West. Auch hier war die CDU-Fraktion die treibende Kraft. Der Standort des ehemaligen Schiller Theaters wird für die nächsten Jahre nach der vorübergehenden Nutzung durch die Staatsoper neue Spielstätte für die Kudamm Bühnen. Ein besonderes Highlight in diesem Sommer dürfte die Eröffnung des Globe Theater Berlin am Österreichpark am Ufer der Spree werden, welches auf eine Initiative der CDU-Fraktion zurückgeht. Nicht zuletzt genannt sei das Schoeler-Schlösschen in der Wilhelmsaue, dessen künftige kulturelle Nutzung stetig konkretisiert wird. Die CDU-Fraktion in der BVV ist hoch erfreut, diese positive Entwicklung aktiv mitgestaltet zu haben. Wir werden diesen Trend weiterhin begleiten.

Reinhold Hartmann

B‘90/Grünen-Fraktion

„Für die dauerhafte Bespielung des traditionsreichen Schillertheaters muss ein Nutzungskonzept entwickelt und umgesetzt werden“ - so heißt es auf Initiative der Berliner Grünen im Koalitionsvertrag. Seit der Schließung der Bühne 1993 wird das Haus als Ausweichquartier genutzt. Damit das nicht so bleibt, fordern wir eine langfristige kulturelle Perspektive. Bisher verweist die Kulturverwaltung nur auf die geplanten Zwischennutzungen der Kudamm-Bühnen und der Komischen Oper. Ohne ein ordentliches, transparentes Verfahren sollte es keine vorschnelle Festlegung geben. Klar muss sein, dass es sich um eine kulturelle Nutzung handeln muss und die Immobilie dabei im öffentlichen Eigentum verbleibt. Das Ergebnis muss für alle Beteiligten natürlich auch bezahlbar sein. Das Senatsressort Kultur sollte hier federführend sein und eine angemessene Beteiligung des Bezirks sicherstellen.

Mit der Deutschen Oper, dem Schillertheater und der Universität der Künste mit ihrem eigenen Konzertsaal würde eine kulturelle Querverbindung entstehen, die den vielen Schließungen von Theatern und Kinos in der City West entgegenwirkt. Unsere bezirklichen Kultureinrichtungen wie die Musikschule sorgen dafür, dass auch in Zukunft ein fachkundiges Publikum die künstlerischen Angebote schätzt.

Dagmar Kempf

FDP-Fraktion

Neue Impulse für die Kulturlandschaft der City West: Vor ca. 25 Jahren gingen in mehreren Häusern die Lichter aus: Erst in der Freien Volksbühne, dann im Schiller–Theater und zuletzt in der Tribüne. Seit Jahren gibt es eine Zitterpartie um die Theater am Kurfürstendamm(*1). Die FDP bestand von Anfang an auf dem Erhalt mindestens einer Bühne im Ku`damm-Karree, deren Betrieb sich weitgehend selbst finanzieren sollte. Im Untergeschoss dieses Gebäudes dient die Story of Berlin(*2) der niedrigschwelligen politischen Bildung von Berlin-Touristen. Ihr Überleben während der Bauphase liegt in der Verantwortung des Bauherren. Für das Schiller-Theater(*3) ist der Senat in der Pflicht: Nach dem Rückzug der Staatsoper soll er hier den Spielbetrieb der Ku`damm-Bühnen zwischenzeitlich ermöglichen, danach ggf. den der Komischen Oper. Aber bis 2020 verlangen wir Liberale ein Konzept für eine dauerhafte kulturelle Nutzung des Hauses. Frischen Wind ans Charlottenburger Spreeufer könnte ein nachgebautes Globe-Theater(*4) für die Shakespeare Co. bringen, wofür das Bezirksamt ein Grundstück am Ufer der Mierendorff-Insel verpachten sollte. Eine weitere Attraktion gewänne das Fasanen Quartier mit einem Exil-Museum(*5) anstelle des Käthe-Kollwitz-Museums. Mögen diese 5 ** am Berliner Kulturhimmel hell funkeln!

Stephanie Fest

AfD-Fraktion

Revitalisierung des Kulturstandorts City West – das klingt, als sei die Kulturlandschaft im Bezirk vertrocknet. Aber stimmt das? Schauen wir mal: Das Theater des Westens mit großen Musicals, die Deutsche Oper, die Ku’damm-Bühnen, die jetzt im Schiller-Theater Unterschlupf finden, dann in ein Domizil im neuen Ku’damm Karree ziehen. Schaubühne, Renaissance-Theater, Vaganten-Bühne. Die Berliner Festspiele mit Festivals, Inszenierungen, Konzerten und Lesungen. Wunderbare Kinos. Kabarett Stachelschweine. Platz für kleine Produktionen, z.B. die Bar Jeder Vernunft, das Wilde Oscar. Jazz, Blues und Rock im A-Trane und im gerade umgebauten Quasimodo. Tolle Kinos. Nicht zu vergessen: die Bibliothek des Konservatismus, mit Seminaren und Vorträgen zu geschichtlichen, politischen und kulturellen Themen. Alles das – und mehr! - in der City West.

Kultur steht für gesellschaftlichen Zusammenhalt, steht für Lebensfreude, Bildung und Unterhaltung. Kultur ist auch ein Wirtschaftsfaktor. Wir wollen, dass sich Berliner und Gäste bei uns wohlfühlen. Damit die City West als Kulturstandort vital bleibt, muss sie einladend sein, d.h. vor allem: sicher und gepflegt. Hier liegt vieles im Argen. Vor allem hier fordert die AfD Verbesserungen.

Michael Seyfert

Linksfraktion

City West – 5-Sterne-Hotels, Coffee Shops amerikanischer Ketten, Geschäfts- und Bürogebäude, … und den geplanten PRIMARK nicht zu vergessen, ein Textildiscounter, dessen Kleidung im asiatischen Raum unter menschenunwürdigen Produktionsbedingungen hergestellt wird.

Wo bleibt zwischen all dem Konsum noch Raum für Kultur?

Hilft der altbekannte Zoo Palast, gegenüber des Waldorf Astoria, dem 5-Sterne-Hotel in einem Gebäude, das die Gedächtniskirche um Längen übermannt? Ein Kino mit den höchsten Eintrittspreisen der Stadt – das ist keine für GeringverdienerInnen bezahlbare Kultur und auch keine Förderstätte künstlerischer Freiheit.

Das Schillertheater, einst renommierte Sprechbühne, ist nur noch Ausweichtheater und die Komödie am Ku‘damm kommt in den Keller. Zumindest ein Erfolg: mit Hilfe des Senats ist die zukünftige Subventionierung der Komödie gesichert.

Revitalisierung sollte an dem Experimentellen anknüpfen und auch endlich wieder präsent sein. Was die City West braucht um lebenswert zu bleiben: bezahlbare Kultur, vielfältige und selbstorganisierte Kunstpraxis, Freiräume für freischaffende KünstlerInnen sowie bezahlbare Arbeitsräume. Nur so bleibt der Charme erhalten, der einst so viele kreative Menschen nach Berlin zog.

Frederike-Sophie Gronde-Brunner

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