Programm zur Ausstellung „umbenennen?!“
Zwei Touren zu Straßennamen im Tempelhofer „Fliegerviertel“
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Juni 2025
Das Gebiet des heutigen Neu-Tempelhof, oft als „Fliegerviertel“ bezeichnet, birgt eine vielschichtige Geschichte, die sich auch in seinen Straßennamen widerspiegelt. Im Juni 2025 laden zwei thematisch unterschiedliche BezirksTouren dazu ein, diese historischen Spuren und ihre Hintergründe zu erkunden. Die Touren finden begleitend zur Sonderausstellung „umbenennen?! Berlins Straßennamen in Geschichte und Gegenwart“ am Informationsort Schwerbelastungskörper statt.
Militärluftfahrt und Mythos
Die erste Tour am Samstag, dem 7. Juni 2025, widmet sich von 16 bis 17 Uhr der früheren militärischen Nutzung des Gebiets zwischen dem heutigen IKEA-Standort Tempelhof und dem Schwerbelastungskörper. Themen sind der Beginn der Militärluftfahrt, der Mythos Richthofen und seine Instrumentalisierung im Nationalsozialismus, die Geschichte des „Fliegerviertels“ sowie aktuelle Kontroversen um das Viertel. Geführt wird die Tour von Stefan Zollhauser. Treffpunkt ist am Ballonfahrerweg / Ecke Werner-Voß-Damm (12101 Berlin). Informationen und Anmeldung: www.museen-tempelhof-schoeneberg.de/events/auf-historischen-spuren-von-straßennamen-im-fliegerviertel-2
Pazifisten statt Flieger
Eine Woche später, am Samstag, dem 14. Juni 2025, steht von 15 bis 17 Uhr ein „Literarischer Rundgang“ im Fokus. Dieser Rundgang beleuchtet die Umbenennung von Straßen im Viertel während der NS-Zeit. Am 21. April 1936, dem „Tag der Luftwaffe“, erhielten zahlreiche Straßen die Namen von „Fliegerhelden“ des Ersten Weltkriegs. Prominenteste Umbenennung war die des Hohenzollerncorso zur Manfred-von-Richthofen-Straße.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es Pläne des Berliner Magistrats, diese Straßennamen durch Namen pazifistischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller zu ersetzen. Vorgeschlagen wurden unter anderem Ernst Mühsam für die Manfred-von-Richthofen-Straße sowie Bertha von Suttner, Ernst Toller, Georg Büchner und Franz Werfel. Dieser Plan wurde jedoch nicht umgesetzt; nahezu alle Straßen tragen bis heute die Namen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Rundgang folgt den Routen dieses nicht realisierten „Pazifistenviertels“, wobei Texte der ursprünglich vorgesehenen Schriftstellerinnen und Schriftsteller von einem Schauspieler gelesen werden. Geführt wird diese Tour von Jürgen Karwelat vom Berliner Geschichtswerkstatt e. V. Treffpunkt ist an der Manfred-von Richthofen-Straße/Adolf-Scheidt-Platz. Informationen und Anmeldung: www.museen-tempelhof-schoeneberg.de/events/bezirkstour-literarischer-rundgang-pazifisten-gegen-flieger-ein-stadtviertel-mit-straßennamen-zu-denen-es-nie-kam
Die beiden Touren bieten Einblicke in die vielschichtige Geschichte des „Fliegerviertels“ und die Bedeutung von Straßennamen als Spiegelbild politischer und historischer Entwicklungen.