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150. Geburtstag von Rudolf Breitscheid

Politiker wohnte in der Haberlandstraße

Der Weltkugelbrunnen auf dem Breitscheidplatz.
Der Weltkugelbrunnen auf dem Breitscheidplatz.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau November 2024
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Der Name Breitscheid ist vielen Berlinerinnen und Berliner vor allem durch den gleichnamigen Platz ein Begriff. Doch wer war Rudolf Breitscheid und was waren seine Verdienste, die zu der Benennung des zentralen Ortes nach ihm geführt haben? Geboren wurde Rudolf Breitscheid am 2. November 1874 in Köln.

Klare politische Haltung

Nach dem Abitur studierte er in München und Marburg. In Marburg trat er der Burschenschaft Arminia Marburg bei. Nach dem Abschluss des Studiums der Nationalökonomie und der Promotion arbeitete er zunächst bei bürgerlichen und liberalen Zeitungen. Sein politisches Engagement begann Anfang des 20. Jahrhunderts. Er wurde Mitglied der liberalen Freisinnigen Vereinigung und 1904 in die Berliner Stadtverordnetenversammlung und den brandenburgischen Provinziallandtag gewählt. Da er jedoch mit der Unterstützung des Reichskanzlers Bülow durch die Partei nicht einverstanden war, trat er 1908 aus. Er blieb in der Politik und gehörte zu den Gründern der linksliberalen Demokratischen Vereinigung (DV), deren Vorsitzender er bis 1912 blieb. Als die DV kein Mandat mehr erringen konnte, trat Breitscheid erst in die SPD ein, wechselte dann zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). Vom 12. November 1918 bis 4. Januar 1919 war er gemeinsam mit Paul Hirsch preußischer Innenminister. Mit der Vereinigung der USPD und der SPD 1922 wurde er erneut Mitglied der SPD. Mit seiner klaren Haltung gegen rechtsradikale Bestrebungen machte er sich Feinde. Er stellte sich gegen das „Hitlertum“, aber auch gegen den Kommunismus.

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Flucht nach Frankreich

Nach der Machtergreifung durch die NSDAP flohen Breitscheid und seine Frau Tony nach Paris. Sein Name war auf der „Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs“ zu finden und 1938 wurde ihm der Doktorgrad entzogen. Nachdem die Wehrmacht in Frankreich einmarschiert war und immer näher an Paris herankam, floh Familie Breitscheid zunächst nach Marseille, dann gingen sie nach Arles, wo ihnen ein Wohnsitz zwangsweise zugewiesen wurde. Dort verriet man sie an das Vichy-Regime, das Rudolf und Tony Breitscheid festnahm und an die Gestapo auslieferte. Sie kamen in das Sonderlager Fichtenhain, das sich außerhalb des KZ Buchenwald befand. Bei einem Luftangriff durch amerikanische Streitkräfte wurde Rudolf Breitscheid verschüttet und konnte nur tot geborgen werden. Das bestätigten auch Mitgefangene. Einen Beleg für die Aussage, er wäre von der SS erschossen wurden, gibt es nicht. Seine Asche wurde auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf begraben. Das Grab ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin. Vor seinem Wohnhaus in der Haberlandstraße 8 (1945 Haberlandstraße 5), in dem er von 1932 bis 1933 lebte, erinnert ein Gedenkstein an ihn. Eine Berliner Gedenktafel ist am Haus Fasanenstraße 58 angebracht, in dem er von 1904 bis 1932 wohnte. Den Berlinern am bekanntesten dürfte jedoch der Breitscheidplatz sein, der nach dem Sozialdemokraten benannt ist.

Gedenktafel für Rudolf Breitscheid
Gedenktafel für Rudolf Breitscheid an seinem früheren Wohnhaus Fasanenstraße 58.

Geschichte des Breitscheidplatzes

Das Herz der City West – der Breitscheidplatz mit seinen vielen Veranstaltungen, der Gedächtniskirche, dem Europa-Center und dem Schmettau-Brunnen ist ein Treffpunkt für Berliner und Touristen. Der erste Name des Platzes war Gutenbergplatz, gewidmet dem Erfinder des Buchdrucks. Nach Baubeginn der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wurde der Platz im Jahr 1892 nach der Deutschen Kaiserin Auguste-Viktoria-Platz benannt. Im Stil der Kirche entwarf Architekt Franz Schwechten das erste Romanische Haus an der Westseite des Platzes. Gegenüber wurde das baugleiche Zweite Romanische Haus erbaut, in dem das berühmt gewordene Romanische Café eröffnete. Gemeinsam mit den Wilhelmshallen an der Hardenbergstraße bekam das Gebäudeensemble den Namen „Romanisches Forum“. Einen baulichen Kontrast bot das Kino Capitol am Zoo, das im Stil der Neuen Sachlichkeit geplant wurde. Die Bauten am Platz fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Seinen heutigen Namen nach dem Politiker Rudolf Breitscheid erhielt der Platz am 31. Juli 1947. In die weltweiten Schlagzeilen geriet derBreitscheidplatz mit dem Attentat auf den Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016, bei dem zwölf Menschen starben.

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