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Erste Preußin mit Abitur

Hildegard Wegscheider setzte sich für Frauenbildung ein

Hildegard Wegscheider (1871 – 1953).
Hildegard Wegscheider (1871 – 1953).
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau März 2023
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Zum Frauenmärz beschäftigt sich eine Lesung mit dem Leben von Hildegard Wegscheider (1871 – 1953). Am 15 März um 19 Uhr liest ihre Verwandte Luise Wegscheider aus der Romanbiografie: „Aufrecht, mutig und bescheiden“. Die Lesung findet im Café Haberland auf dem U-Bahnhof Bayerischer Platz statt. Der Eintritt ist frei.

Hildegard Wegscheider, geborene Ziegler, hatte ein bewegtes Leben. 1871 wurde sie als Tochter eines Pfarrers in Berlin geboren. Sie konnte eine Höhere Töchterschule besuchen und ging anschließend auf ein Pensionat in Lausanne. Dort legte sie das Lehrerinnenexamen ab. Sie begann ein Studium in Zürich, zu dem sie auch ohne Abitur zugelassen war. Zeitgleich bestand sie das Abitur in Sigmaringen. Zu der Prüfung wurde sie mit einer Sondergenehmigung zugelassen. Hildegard Ziegler war damit die erste Frau in Preußen mit Abitur. Sie studierte und promovierte in Halle und gehörte so zu den ersten Frauen in Deutschland mit einem Doktorgrad. Bevor sie den Arzt Max Wegscheider heiratete, lehrte sie an Gymnasien und arbeitete als Dozentin an der Humboldt-Akademie – einer Vorgängerin der Volkshochschulen.

Verheiratete Frauen hatten in Preußen Berufsverbot und Hildegard Wegscheider war für sieben Jahre Ehefrau und Mutter. 1906 wurde die Ehe geschieden und Hildegard Wegscheider holte das Staatsexamen für Gymnasiallehrer nach. Ab 1908 lehrte sie in Bonn. 1920 kehrte sie nach Berlin zurück, wo sie als Oberschulrätin tätig war. 1921 wurde sie Abgeordnete im preußischen Landtag, dort gehörte sie der SPD an. Während des Nationalsozialismus verlor sie alle Ämter und arbeitete als Privatlehrerin. Sie engagierte sich im Widerstand und half Verfolgten dabei, unterzutauchen.

Im Jahr 1949 beteiligte sie sich aktiv am Frauentag und schilderte, wie sie daran gehindert wurde, in Berlin zu studieren, sodass sie nach Halle gehen musste. Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1953 erhielt sie aufgrund ihres Engagements das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof Wilmersdorf.

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