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SC Lankwitz 1949 e. V. – Fußball mit viel Herz

Kleiner Verein leistet Großes

Foto: Talahria-Jensen / unsplash.com
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Erschienen in Lankwitz Journal April/Mai 2022
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Als Berliner Sportverein startete der heutige Fußballverein SC Lankwitz im Juli 1949, damals noch genehmigt durch den Magistrat von Groß-Berlin unter Oberbürgermeister Ernst Reuter. 13 eingeschworene Sportkameraden waren die Gründer des Vereins, der aus der Sportgruppe Lankwitz, der Sportgruppe Wacker Lankwitz Handball und den Sportfreunden Lankwitz hervorgegangen ist. Bereits ein Jahr nach seiner Gründung fusionierte SC Lankwitz mit dem Fußballverein Schwarz-Weiß Lankwitz, einem Abkömmling der Vorkriegs-Betriebssportgemeinschaft des Bauunternehmens „Richter & Schädel“.

In dem heute reinen Fußballverein SC Lankwitz 1949 waren in den 50er-Jahren auch die Disziplinen Tischtennis, Leichtathletik, Handball und Rhönrad vertreten. Gespielt wurde bis 1951 auf dem Gelände des BFC Preussen, später auf dem Sportplatz „Am Gemeindepark“ (Beyendorffpark), der im Rahmen des Berliner Notstandsprogrammes mit Unterstützung des amerikanischen Stadtkommandanten angelegt worden war. Vieles änderte sich in den kommenden Jahren, nicht nur im Vorstand. Es gab Höhen und Tiefen, aber auch einige Bewährungsproben zu bestehen. Gespielt wird inzwischen am Vereinssitz auf dem Rasenplatz in der Malteserstraße 53, in der Zeit von November bis März unter Flutlicht auf dem Kunstrasenplatz der Kiriat-Bialik-Sportanlage an der Wedellstraße 57. Zwei Herrenmannschaften trainiert der Verein, dessen alteingesessener Vorstand Günter Hoppe ist. Der Traditions-Verein ist dafür bekannt, dass er einen wichtigen Schwerpunkt darin sieht, dem Nachwuchs „Fußball mit Herz und Verstand“ zu vermitteln. Nicht zuletzt dank eines seit acht Jahren zuverlässig Hand in Hand arbeitenden Trainerduos, das aus den Jugendleitern und Trainern Sibylle Köllken und Ralph Schulz besteht. Schulz dürfte den Lesern auch als Mitbegründer des Museum WestAlliierte bekannt sein (siehe Gazette 2/20).

Einfach kann jeder

Das weiß auch Sibylle Köllken und denkt dabei an die über 50 Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 15 Jahren, die den drei Jugendabteilungen des Lankwitzer Vereins angehören. Die gelernte Gärtnerin, die, wie sie sagt, 2006 als Jugendleiterin „ins Tal der Ahnungslosen“ kam und „ins kalte Wasser geschmissen“ wurde, fand zum SC Lankwitz, als ihr Sohn dort im Jahr 2003 Fußball zu spielen begann. Schon bald wurde die couragierte Frau mit den klaren Worten Jugendbetreuerin. Sie machte den Trainerschein und lernte noch einiges an Psychologie und Logistik, was ihr, dem Verein und seinem Fußball-Nachwuchs heute zu Gute kommt. So wendet sich der kleine und familiäre Verein auch denen zu, die in größeren, ausschließlich auf Gewinn, Ansehen und beste Spieler orientierten Vereinen nur schwer eine Chance bekommen. „Bei uns darf jeder mitspielen, egal welcher Hautfarbe oder Konfession er ist, ob mit ADS oder ohne“, betont Sibylle Köllken, „stetig sind wir am Erweitern unserer Jugendabteilung. Dabei suchen wir Spieler aller Klassen: Erwachsene, Kinder ab vier und Jugendliche mit oder ohne Erfahrung, Multi-Kulti, sozial schwächer oder nicht.“ Egal welchen Leistungsstandes: Jeder erhält hier eine Chance und die Möglichkeit, Fußball zu spielen.

Fußball als Therapie

Der zweifachen Mutter Sibylle und ihrem Trainerkollegen Schulz, dessen Tochter gerade ihre eigene Trainerkarriere startet, ist besonders wichtig, auch sogenannten Problemkindern den Zugang zum Fußball zu öffnen. – Egal ob die jungen Fußballspieler (-spielerinnen gibt es leider bis jetzt nur drei im Verein) polnisch, kroatisch oder deutsch sprechen, die Probleme sind ähnlich: Viele der Kinder müssen erst lernen, auf einem Bein zu stehen, denn beim Schießen des Balles ist dies von Vorteil, aber eine vor dem Fernseher oder Handy mehr und mehr verkümmernde Fähigkeit. Auch Bälle geschickt fangen zu können, ein immer wieder beobachtetes Defizit. Schwierig für viele Kinder sei es auch, zuzuhören oder einfache Trainingsanweisungen umzusetzen. – Hinhören will gelernt sein. Und so gibt es viele Trainingseinheiten, die sich dieser Probleme annehmen, die Aufmerksamkeit, Koordination und Motorik üben.

Doch die Jugendleiter setzen dabei immer auf Spaß an der Freude anstatt auf Leistungsdruck. Der Nachwuchs darf sich eigene Übungen ausdenken, lernt dabei, vor anderen frei zu sprechen und entwickelt ein gesundes Selbstwertgefühl. Fehler werden erlaubt, und spielen darf schließlich jedes Kind, auch wenn eine Mannschaft mal aus nur sechs oder sieben Spielern besteht und es Altersunterschiede gibt. Das wird hier nicht so eng gesehen. Natürlich gibt es auch geäußerte Kritik. Doch wenn ein sonst eher schüchternes Kind sich getraut hat, in einem Spiel offensiv vorzugehen, ist das für die Jugendleiter Grund genug, um zu loben und eigentlich ein Riesenerfolg. – Selbst wenn das Freundschaftsspiel von SC Lankwitz dann am Ende verloren wird. „Wichtig ist, wenn man fällt, selbst wieder aufzustehen“, erklärt die Trainerin, deren Enkel inzwischen auch im Verein spielt, und scheucht da schon mal Helikopter-Eltern vom Platz, die beim kleinsten Stolperer ihrem Kind zu Hilfe eilen wollen. „Niederlagen muss man kassieren können. Wir wollen den Kindern mit auf ihren Lebensweg geben, dass zu verlieren nicht schlimm ist“, kommentiert Sibylle Köllken ihren Trainerauftrag. Wenn man vorher alles gegeben hat, dürfe man ruhig mit Würde und Stolz verlieren.

Und so leisten die Trainer und Jugendleiter des SC Lankwitz harte Vorbereitungsarbeit, denn sie wissen: Besonders wichtig beim Fußball: Kopf und Füße!

Es ist an der Zeit, dass diesen kleinen Verein mit dem großen nachhaltigen Nutzen seiner Jugendarbeit auch die Sponsoren erkennen, die eher größere Vereine fördern, und es bleibt zu hoffen, dass ihn der Bezirk mit seinen Förderprogrammen nicht vergisst.

Jacqueline Lorenz

SC Lankwitz 1949 e. V.

Weitere Informationen und Kontakt unter www.sclankwitz1949e-v.de oder Mobil 0176-597 75 479.

Vereinsaufnahmegebühr: 10 Euro

Monatlicher Vereinsbeitrag: 7,50 Euro

Mannschaftskasse z. B. für die Anschaffung von Rucksäcken oder Trikots: Monatlich 5 Euro

Unterstützung über Berlinpass möglich

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