Erschienen in Lankwitz Journal April/Mai 2022
Sie haben – wenn überhaupt – nur eine kleine Rente, sind nach dem Tod ihres Partners oder nach Trennung nahezu mittellos und können ihre Wohnung nicht mehr halten: Älteren Frauen, die von Altersarmut bedroht sind, öffnet die Villa Pempelfort im Lankwitzer gutbürgerlichen Musikerviertel weit ihre Tür. Dahinter steht die gemeinnützige Ruth-und-Karlheinz-Pempelfort-Stiftung, die das Vermögen des kinderlosen Ehepaares damit sinnvoll einsetzt. Mit Innenpool, drei Bädern und zwei Küchen sowie parkähnlichem Garten und Außenpool bietet die Villa heute mit fünf Wohneinheiten für fünf Frauen viel Bewegungsspielraum und ein paradiesisches Lebensumfeld. Die Fäden des Projektes hält dabei Michael Maaser, Rechtsanwalt für Mietrecht und Vorstandsvorsitzender der Stiftung, gemeinsam mit seinem Verwaltungsteam sensibel in der Hand. Im Team engagieren sich auch seine Frau und Tochter sowie die langjährige Betreuerin von Ruth Pempelfort, dank derer die Mäzenin bis zu ihrem Tod im vergangenen Dezember in ihrer Villa hatte bleiben können. 20 Jahre zuvor war bereits ihr Mann Karlheinz verstorben. Den beiden Wohltätern und ihren glücklichen Jahren in ihrer Villa ist in der Bibliothek eine Wand mit liebevoll in Szene gesetzten Privat-Fotos und dem beeindruckenden Pempelfort-Wappen gewidmet, das an die berühmten Düsseldorfer Ritter von Pempelfort erinnert.
Ruth Pempelfort, geb. Marten, übernahm die zweigeschossige 20er-Jahre-Villa von ihren Eltern. Die hatten es in den Vorkriegs- und Kriegsjahren mit dem Handel von Ölen und Fetten zu beträchtlichem Vermögen gebracht. Ruth, Diplom-Kauffrau, verwaltete und vermehrte es mit Ehemann und Steuerberater Karlheinz Pempelfort an ihrer Seite über die Jahre umsichtig. Die Beiden lebten eher zurückgezogen in Ruths Elternhaus. Auf allen Fotos fällt das strahlende Lachen von Ruth auf, die meist fröhlich war. „In guten Zeiten schaffte sie es, wöchentlich zwei bis drei Bücher zu lesen, und noch mit über 90 verschlang sie regelrecht Science-Fiction-Romane. Es standen hier etwa viereinhalbtausend Bücher in den Regalen“, bemerkt Michael Maaser schmunzelnd, der die Stifterin und ihren Mann vor mehr als drei Jahrzehnten über seine Rechtsanwaltstätigkeit kennengelernt hatte.
Ursprünglich wollten sie das Vermögen testamentarisch einer deutschen Rettungsorganisation vermachen, doch wäre da ihr Besitz verkauft und in bare Münze umgewandelt worden. Dies gefiel Ruth Pempelfort nicht, die ihr Elternhaus und ihre u. a. in Friedrichshain, Charlottenburg, Lankwitz und Steglitz vorhandenen Mietshäuser erhalten sehen wollte. So entschied sie sich für die Stiftungsgründung. Bei der Wahl der Begünstigten war es Maasers Tochter, die den entscheidenden Tipp gab: Sie arbeitete in Vorbereitung zu ihrem Medizinstudium auf einer Sozialstation und hatte dort auch das traurige Schicksal einer älteren Dame mitbekommen: Die hatte, nachdem ihr Mann verstorben war, aus finanziellen Gründen ihre geliebte Dreizimmerwohnung aufgeben müssen. Ruth Pempelfort gefiel der Gedanke, dass ihre Villa einmal älteren, in Not geratenen Frauen eine neue Heimat fern von Vereinsamung geben würde – das soziale Stiftungsziel war gefunden.
Für über 400.000 Euro wurde die Villa, die mit Fahrstuhl und Gartenrampe barrierefrei ist, umfassend renoviert und ihrer neuen Aufgabe angepasst, mit neuen Fenstern, Fußböden und sanitären Anlagen. Als Ergänzung zum vorhandenen großen Schwimmbecken im Erdgeschoss mit Blick ins Grüne, spendete das Ehepaar Maaser den Einbau eines zweiten Pools, der nun im Außenbereich zwischen Villa und dem nachträglich errichteten Verwaltungsgebäude für die Stiftung liegt und den älteren Damen das Schwimmen im Freien erlaubt. Das Hausmeisterehepaar lebt im Dachgeschoss und ist für die kleinen und größeren Haus- und Gartenanliegen zuständig. Die anfallenden Kosten werden von der Stiftung u. a. aus Mieteinnahmen bestritten.
Nach dem Motto „Weil Gemeinschaft besser ist“ wurde die Raumaufteilung konzipiert: Fünf Wohneinheiten, teilweise mit Edelholz-Einbauten, bieten private Rückzugsmöglichkeit. Jedes der großen Zimmer hat Gartenblick, einzelne haben Balkon oder große Terrasse. Jede Wohneinheit verfügt über eine eigene Gegensprechanlage.
An den Zimmertüren prangen anstelle der Bewohnerinnen-Namen die Namen von Baumarten wie „Eiche“ oder „Buche“. Die Zimmer sind leer. „Denn so können die Frauen ihre ganz persönlichen Möbel und Lieblingsstücke mitbringen und sich ihr ganz persönliches kleines Reich einrichten“, erklärt Michael Maaser. „Brunnen“ und „Quelle“ steht an den Türen der drei geräumigen Gemeinschaftsbäder, die mit bodengleicher Dusche keinerlei Stolperfallen bieten.
Voll und neu eingerichtet mit Töpfen, Geschirr und elektrischen Geräten auch die beiden Küchen, in denen sofort der Kochlöffel geschwungen werden kann. Das Essen kann dann am runden Tisch des Gemeinschaftsraumes in der Bibliothek gemeinsam eingenommen werden. Der große Tisch lädt aber auch zu gemeinsamen Spiel-, Handarbeits-, Klön- oder Lesestunden der Damen. In den Regalen findet sich einiges Lesenswertes, vom Charlotte Link-Roman bis zu Meyers Lexikonreihe, die noch von Ruths Eltern stammt. Für die Sauberkeit von Bad, Küche und Wohnraum sorgen die Frauen selbst, um die Gemeinschaftsräume und Flure kümmert sich das Hausmeisterpaar. In der warmen Jahreszeit wird der parkähnliche fast 4.000 Quadratmeter große Garten zum großen grünen Wohnzimmer. Der ehemalige, längst umgebaute Hühnerstall mit Vorterrasse bietet lauschige Rückzugsmöglichkeit oder Platz zum gemeinsamen Grillen. – Gut bewacht von zwei steinernen Hunden, welche die Pempelforts einst zur Erinnerung an ihre vierbeinigen Hausgenossen gesetzt haben.
Das hätte Michael Maaser nicht gedacht: Als er sich mit dem Angebot, vier ältere, in finanzielle Not geratene Frauen aufnehmen zu können, – eine Wohneinheit war bereits auf Vermittlung der Kirche belegt – an verschiedene Bezirksämter wandte, war das Echo eher dürftig. Zwar kam es vereinzelt zu Besuchen von zuständigen Bezirksamts-Mitarbeitern, ein engagierter Einsatz von Seiten der Behörden, um passende Frauen zu finden, die soziale Leistungen beziehen, blieb jedoch aus. Die Begründung dieser eher dürftigen Unterstützung war meist, dass das Bezirksamt schließlich Neutralität zu wahren habe. Außerdem handele es sich um ein reines Wohnprojekt für ältere Frauen ohne Beratungsangebot. Der Stiftung wurde geraten, in Bezirksblättern Werbung für ihr soziales Projekt zu machen, mehr erfolgte nicht. Auch die Aussage „bei uns im Bezirk gibt es solche Frauen nicht“, musste sich Maaser von einem Bezirk anhören und war enttäuscht. Erst als sich die Presse einschaltete, nahm das Projekt Fahrt auf, und schon bald meldeten sich über 100 Frauen. Die richtige Auswahl zu treffen, nun keine einfache Aufgabe für Maaser und sein Stiftungsteam. „Denn schließlich sollen die Frauen ja auch zueinander passen“, weiß der Rechtsanwalt und macht sich die Wahl nicht leicht. Auch weiterhin wird er verantwortungsvoll daran arbeiten, den letzten Willen der Pempelforts nachhaltig zu erfüllen, und ihre Villa zum kleinen Paradies zu machen, in dem ältere Frauen in eine sorglose Zukunft schauen dürfen.
Jacqueline Lorenz
Pempelfort-Stiftung
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