Gazette Verbrauchermagazin

Musikverlag Ries & Erler Berlin

Mit Tradition, Vision und spannendem Programm in die Zukunft

Erschienen in Gazette Wilmersdorf Februar 2018
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Vierte und fünfte Generation im Einsatz für den Verlag: Andreas Meurer und Caroline Helms. Foto: Lorenz/Ries & Erler
Vierte und fünfte Generation im Einsatz für den Verlag: Andreas Meurer und Caroline Helms. Foto: Lorenz/Ries & Erler

Seit 1881 steht das traditionsreiche Familienunternehmen für ein vielseitiges Verlagsprogramm, das aktuell von der zeitgenössischen Instrumental- und Orchestermusik über Stummfilmmusik und Unterrichtswerke bis hin zur Musik für Kinder- und Familienkonzerte sowie zu Opernraritäten reicht.

Im Showroom der freundlichen Verlagsräume an der Charlottenburger Friedbergstraße 45 finden Komponisten, Autoren und Kunden der Musikszene qualifizierte Ansprechpartner, die ihnen rund um Kammermusikwerk, Notenpartitur und bei der Suche nach dem ganz besonderen musikalischen Werk der Orchester- und Instrumentalmusik zur Seite stehen. Symphonische und Rundfunk-Orchester, Rundfunkanstalten und Filmakademien aus Berlin, Deutschland und aller Welt zählen längst zu den Kunden des Verlags, die hier fachkundige Beratung, gedruckte Raritäten, Sonderausgaben oder musikalischen Filetstückchen der E-Musik aus dem reichen Komponisten- und Autorenpool finden.

Von Stummfilmmusik bis Kuscheltierkonzert

Vielfältige Kontakte bei Verleih, Verkauf und Akquise bestimmen den Alltag von Vater Andreas Meurer und seiner Tochter Caroline Helms, die mit dem Ladenbüro vor nunmehr fast einem Jahr eine charmante Dependance mit Galerieflair als Weiterführung des in der Wandalenallee gelegenen Firmensitzes eröffnet haben. Das weltweit anerkannte Unternehmen spiegelt hier wohltuend seinen liebevoll-familiären Charakter wider: Mutter Erikas gemalte Werke schmücken da als „Schneekönigin“ und „Meerjungfrau“ die Wände und schlagen unaufdringlich die Brücke zu einem der Schwerpunke des auf diesem Gebiet marktführenden Verlages: der Musik für Kinder und Familien. Und so wundert es kaum, dass neben dem „Kuscheltierkonzert“ des Nikolasseer Komponisten Klaus Wüsthoff in den Verlagsregalen für Theater- und Konzertpädagogen Georg Alexander Albrechts Oper nach Hans Christian Andersens „Schneekönigin“ – ebenfalls mit Illustrationen von Andreas Meurers Ehefrau Erika in Szene gesetzt – bereitliegt, gleich neben dem nach Andersens „Kleiner Meerjungfrau“ von Akos Hoffmann geschaffenen, gleichnamigen musikalischen Märchen und dem gerade frisch erstellten „Karneval der Tiere“. Dass ein Kinderladen direkter Verlagsnachbar ist, rundet das Bild.

Im gemeinsamen Katalog mit der renommierten Edition Peters offeriert Ries & Erler sein breites Angebot, das sich von eben diesem Jugendmusik-Bereich über (Stumm)filmmusik bis hin zu Auftragswerken Philharmonischer Orchester, Theater und Opern erstreckt. – Unverzichtbar dabei die „Sinfonik des 19. Jahrhunderts“ der Hans Rott Edition, mit Werken von Komponisten, die im Schatten Beethovens standen. Zur Erinnerung: Rott, Komponist und Organist, war Bruckner-Schüler und ein Studienkollege Gustav Mahlers. Mit tragischem Ende, das nicht zuletzt auf die Ächtung seines Hauptwerkes, der Rott-Symphonie 1 in E-Dur, durch Johannes Brahms zurückgeführt wird.

Als Label des Musikverlags wurde im Jahr 2014 „Rime Records“ gegründet, das ausgewählte Werke aus dem Verlagsprogramm zusätzlich zu den Notenausgaben als Audio zugänglich macht und so Autoren und Komponisten eine zusätzliche Veröffentlichungsmöglichkeit bietet.

Übrigens: Für die ältere Generation erscheint aktuell von Klaus Wüsthoff eine DVD zum Thema „Gymnastik für Senioren auf dem Dachboden“. Näheres dazu im Ladenbüro…

Mit Know-how und neuen Ideen in die Verlagszukunft

Einige ihrer innovativen Visionen konnten Vater und Tochter mit ihrem Fachteam im neuen Ladenbüro bereits in die Realität umsetzten und ergänzen sich dabei aufs Beste, indem sie die Familientradition mit viel Liebe zur Materie fortsetzen. „Als meine Tochter mich zu einem „Vorstellungsgespräch“ aufsuchte, war das für mich ein großer emotionaler Moment, sie nun beruflich an meine Seite und als Zukunft des Familienunternehmens zu wissen“, freut sich Geschäftsführer Andreas Meurer, der – selbst mit „Ries & Erler“ von Kindheit an verwachsen – als gebürtiger Charlottenburger einst bei Musik-Riedel eine Ausbildung zum Musikalien-Fachhändler absolviert hatte und bis heute ehrenamtlich der GEMA, der VG Musikedition und dem Deutschen Musikverlegerverband verbunden ist. Sein erfahrungsreiches kaufmännisches Know-how und das sichere Händchen seiner Tochter, die als studierte Kommunikationswissenschaftlerin von ihrer Pressearbeit am Goethe-Institut Erfahrung in öffentlichkeitswirksamem Auftritt, PR und in der Akquise sowie viele gute Ideen mitbringt, lassen auf eine erfolgreiche Zukunft des Familienunternehmens schließen. Damit will es nicht nur Fachpublikum, sondern auch Kiez-Nachbarn und Musikinteressierte aller Altersklassen aus der näheren Umgebung und aus den Nachbarbezirken erreichen und sich vermehrt nach außen öffnen.

Da bietet sich natürlich die Kooperation mit der in direkter Nachbarschaft liegenden privaten Musikschule am Lietzensee an, die sich in einem ersten gemeinsamen Kiezkonzert im Dezember 2017 der Öffentlichkeit vorstellte. Caroline Helms, die sich früh an Klavier und Flöte versuchte und deren Vater Andreas auf einige Jahre Gesangsunterricht zurückblickt, erklärt: „Der Erfolg von Dezember hat uns genug Energie gegeben, um vier weitere gemeinsame Kiezkonzerte mit der Musikschule in diesem Jahr zu planen. Das erste wird als Frühlingskonzert in der Friedbergstraße am 20. April stattfinden.“ – Mit freiwilliger Kostenbeteiligung der Besucher statt Eintrittsgeld.

Caroline Helms hat noch viele frische Ideen, wie man zukünftig Alt und Jung und weitere Akteure in das Musikgeschehen einknüpfen könnte, beispielsweise mit Workshops für Kinder und Jugendliche als Vertreter der Musikszene von morgen.

Fernab von Berlin liefern große Musikmessen, wie man sie in Leipzig, Tokio und Shanghai findet, den beiden Verlagsleitern neue Anregungen und dienen dem Ausbau ihres schon heute umfangreichen Netzwerkes.

Fünf Generationen Verlags- und Familiengeschichte

1881 gründete in Berlin als Sprößling einer renommierten Musikerfamilie der Violinvirtuose, Komponist, Königlich Sächsische Hofmusikalienhändler und Verleger Franz Ries gemeinsam mit Herrmann Erler den Musikverlag Ries & Erler. Andreas Meurer, der heutige Geschäftsführer, ist ein Urenkel von Franz Ries. Erste Verlags-Erfolge brachten Heinrich Hofmanns Oper „Ännchen von Tharau“ und die „Circus-Renz-Gavotte“ sowie eigene Ries-Kompositionen. Weitere Verlage kauften die Gründer dazu und erweiterten so das Verlagsprogramm. Nach dem Tode Erlers führte das Unternehmen Franz Ries alleine weiter, der etliche Rechte an Werken von u. a. Engelbert Humperdinck, Walter Braunfels und Hans Pfitzner, an Chorwerken und Liedern erwarb und das bis heute international anerkannte Studienwerk für Violine von Carl Flesch herausgab.1924 übergab Ries das Geschäft an seinen Sohn Dr. phil. Robert Ries, der die Erstveröffentlichung zeitgenössischer Komponisten weiterführte und die Klemm/Weymer Einrichtung von J.S. Bach´s „Die Kunst der Fuge“ für Streichquartett und –orchester verlegte. Werke konzertanter U-Musik wurden hinzugenommen. Robert Ries übernahm außerdem ehrenamtliche Aufgaben in oberster Reihe der GEMA, so dass der Ausbau der Versorgungskasse und die Gründung der Versorgungsstiftung der Deutschen Musikverleger mit auf ihn zurückzuführen sind. Nach seinem Tod 1942 übernahmen seine Töchter Waltraud und Ingrid den Verlag, unterstützt von bewährten Firmen-Mitarbeitern. Waltraud Ries verwarf ihre Studienpläne und absolvierte stattdessen eine Ausbildung als Musikalienhändlerin, um den Verlag selbstständig übernehmen zu können.

Die Bomben des Zweiten Weltkriegs verschonten die Verlagsräume am Kurfürstendamm 22, unweit des Café Kranzler. Doch in den letzten Kriegstagen dienten sie dem Volkssturm als Unterschlupf und wurden während des Endkampfes am 1. Mai 1945 weitgehend zerstört.

Als Geschäftsführerin begann Waltraud Ries 1948 den hürdenreichen Wiederaufbau des Verlages; zu Beginn mit dem Nachdruck von Unterrichtsliteratur, Sinfonischer Musik sowie Instrumental- und Vokalmusik.

Durch Inverlagnahme kamen nach und nach neue Werke u. a. von Werner Eisbrenner und Franz Reinl hinzu. Mit Übernahme des Musikverlages Wilke & Co Berlin erfuhr das Verlagsprogramm auf dem Gebiet der U-Musik mit Neuerscheinungen und –kompositionen eine deutliche Erweiterung.

Nach Waltrauds Tod übernahm 1968 als Mitinhaberin ihre Schwester Ingrid Meurer, geb. Ries, den Verlag. Obwohl nicht vom Fach, gelang es ihr mit Hilfe des erfahrenen Mitarbeiterstammes, den Verlag der nächsten Generation zu erhalten.

1979 schließlich trat Ingrids Sohn, Andreas Meurer, in die Firma ein, deren Prokurist er 1985 wurde. 1997 übernahm er den Verlag, in den er die zeitgenössische E-Musik der Edition Corona, Berlin integrierte und dann den traditionsreichen Musikverlag Hermann Löffler hinzunahm. Andreas Meurer entwickelte oben genannte Schwerpunkte der gegenwärtigen Verlagsproduktion, wobei auch die Neubearbeitung des Skalensystems von Carl Flesch eine Rolle spielt.

Seit Februar 2013 ist nun Tochter Caroline Helms, geb. Meurer, im Verlag tätig und betreut die Bereiche PR, A&R sowie Social Media.

Mit der fünften Generation seit Verlagsgründung und dem neuen Ladenbüro ist eine weitere vielversprechende Ära für Ries & Erler angebrochen, die spannende Musikgeschichte schreiben wird.

Musikverlag Ries & Erler

Friedbergstraße 45
10711 Berlin-Charlottenburg
Tel. 030 – 48473591
Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 10-12 und 15-17 Uhr
Shop: www.rieserler.de

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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