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Ein Brunnen für die gute Nachbarschaft

Erikabrunnen wurde 1911 eingeweiht

Spielende Kinder sollten ursprünglich für die Freundschaft von Friedenau und Wilmersdorf stehen.
Spielende Kinder sollten ursprünglich für die Freundschaft von Friedenau und Wilmersdorf stehen.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau Juli 2021

An der Grenze zwischen Wilmersdorf und Friedenau, auf einem kleinen Platz, der vom Südwestkorso, der Laubacher- und der Landauer Straße umgeben ist, wurde im Sommer 1911 ein Brunnen aufgestellt. Der Zierbrunnen aus Sandstein sollte die Freundschaft, aber auch die kleinen Neckereien zwischen der Stadt Deutsch-Wilmersdorf und der Landgemeinde Friedenau verkörpern. Mit dem Entwurf des Brunnens wurde der Bildhauer Emil Cauer der Jüngere (1867 – 1946) beauftragt. Auf einem alten Foto aus dem Jahre 1912 sind spielende Kinder aus Bronze zu sehen, die sich gegenseitig mit Wasser bespritzen. Vorbilder waren Kinder aus Wilmersdorf und Friedenau. Für die Friedenauer standen Erika, die Tochter des damaligen Friedenauer Bürgermeisters Erich Walger und Günther, der Sohn des Gemeindebaurats Hans Altmann Modell. Die Wilmersdorfer Kinder stammten laut dem Friedenauer Lokal-Anzeiger von 1911 aus „angesehenen Familien“. Schnell bürgerte sich der Name „Erikabrunnen“ für den neuen Mittelpunkt des kleinen Platzes ein. Umgeben von einer schön gestalteten Bepflanzung war der Brunnen eine Augenweide. Stifter des Brunnens war Samuel Haberland, der als Mitgründer der Terraingesellschaft Berlin-Südwest in Schöneberg, Wilmersdorf und Friedenau zahlreiche Wohnviertel entwickelt hatte.

Neubeginn und Veränderungen

Auch dem malerischen kleinen Platz und dem Brunnen setzte der Zweite Weltkrieg heftig zu. Beide wurden stark beschädigt. Was aus den ursprünglichen Bronzeplastiken wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich wurden sie – wie so vieles – zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Der Brunnen wurde 1958 – zunächst ohne Figuren – wieder hergerichtet. Es dauerte bis 1982, dann wurde der Bildhauer Heinz Spilker beauftragt, neue Plastiken für den Brunnen zu schaffen. Anhand von Fotos wurden zwei Figuren nachgestaltet. Zwei weitere Kinder, die bei Emil Kauer Schildkröten hielten, aus deren Mäulern Wasser spritzte, stehen bei Spilker mit dem Rücken zum Brunnen und halten Schalen auf dem Kopf, aus denen Wasser in den Brunnen fließt. Rund um den Brunnen sind Pflastersteine verlegt und Bänke laden zum Verweilen ein.

Greta und Adam Kuckhoff

Der Platz rund um den Erikabrunnen bekam im Jahr 1990 den Namen Adam-Kuckhoff-Platz. Das im Widerstand engagierte Ehepaar Greta und Adam Kuckhoff wohnte in der Wilhelmshöher Straße 18/19, nicht weit vom Platz entfernt. Dort erinnert eine Gedenktafel an Adam Kuckhoff. Der 1887 geborene Sohn eines Fabrikanten wandte sich der Schauspielerei zu. Während des Ersten Weltkriegs wandelte sich seine anfangs patriotische Begeisterung schnell in Ernüchterung um und Kuckhoff wurde zum Pazifisten. Nachdem die Nazis 1933 an die Macht kamen, hatte Adam Kuckhoff von Anfang an Kontakt zu Widerstandkreisen. 1937 heiratete er Greta Lorke. Beide engagierten sich im Widerstand und waren u. a. Mitglied der Roten Kapelle. Adam Kuckhoff wurde 1942 von der Gestapo verhaftet und im August 1943 in Plötzensee hingerichtet. Seine Frau Greta überlebte das „Dritte Reich“, wurde jedoch 1942 inhaftiert und erst 1945 von der Roten Armee aus dem Zuchthaus Waldheim befreit. Sie wurde in der DDR 1950 Präsidentin der Deutschen Notenbank. Aber auch dort war sie unbequem. Sie nahm Entscheidungen der Politik nicht unwidersprochen hin und musste ihren Posten 1958 aufgeben. Sie engagierte sich daraufhin im Friedensrat der DDR und wurde zu seiner Vizepräsidentin, zusätzlich war sie Mitglied des Weltfriedensrats. Greta Kuckhoff starb 1980 in Wandlitz. In Pankow wurde die Kuckhoffstraße nach ihr und ihrem Mann benannt. Weder am Adam-Kuckhoff-Platz noch in der Wilhelmshöher Straße wird an sie erinnert.

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