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Gedenktafel für Fritz Elsas

Früherer Berliner Bürgermeister engagierte sich im Widerstand

Neben der Gedenktafel erinnert ein Stoperstein am Petschkauer Weg 41 an Fritz Elsas.
Neben der Gedenktafel erinnert ein Stoperstein am Petschkauer Weg 41 an Fritz Elsas.
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal Februar/März 2021

Am Haus Patschkauer Weg 41 in Lichterfelde wird seit Kurzem durch eine Berliner Gedenktafel an einen langjährigen Bewohner erinnert. Hier lebte Fritz Elsas (1890 – 1945), der zwischen 1931 und 1933 Bürgermeister von Berlin war. Die Tafel wurde anlässlich seines 130. Geburtstages am 11. Juli 2020 angebracht. Fritz Elsas war ein Politiker der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) / Deutschen Staatspartei (DStP).

Karriere in der Politik

Der Sohn einer Stuttgarter Industriellenfamilie studierte Jura und begann seine berufliche Laufbahn 1914 in der Handelskammer in Stuttgart. 1919 trat Elsas der DDP bei und zählte bald zu den führenden Kommunalpolitikern der Weimarer Zeit. Als Vizepräsident des Deutschen und Preußischen Städtetags zog Elsas 1926 nach Berlin um, wo er 1931 zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten setzte seiner Karriere ein abruptes Ende.

Mitglied im Widerstand

Seines Amtes enthoben, arbeitete Elsas als Wirtschafts- und Devisenberater. Er war Mitglied der liberalen Widerstandsgruppe um den Landgerichtsrat Ernst Strassmann und hielt eine enge Verbindung zu dem Widerstandskämpfer Carl Friedrich Goerdeler. Goerdeler war von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig. Als die Nazis das Denkmal des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy aufgrund dessen jüdischer Herkunft entfernten, trat er zurück und begann, andere Staaten vor den Nationalsozialisten zu warnen. Er schloss sich, wie Elsas, dem Widerstand an. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 sollte Goerdeler die Öffentlichkeit über Hitlers Tod informieren, Elsas selbst die Leitung der Reichskanzlei übernehmen.

Tod im KZ

Nach dem gescheiterten Umsturzversuch versteckte Elsas den verfolgten Carl Goerdeler, obgleich er als Jude selbst besonders gefährdet war. Nachbarn erkannten Goerdeler, als er mit Elsas im Garten war und denunzierten beide. Nur wenige Wochen später nahm ihn die Gestapo fest. Nach monatelanger Haft und Folter überführten ihn die Nazis in das Konzentrationslager Sachsenhausen, wo Fritz Elsas am 4. Januar 1945 ermordet wurde. Seine Frau Maria und seine drei Kinder wurden in Sippenhaft genommen. Sie überlebten die Konzentrationslager Buchenwald und Ravensbrück. Die Familien Elsas und Heuss waren miteinander befreundet. Im August 1945 heirateten Marie Elsas und Ernst Ludwig Heuss, der Sohn von Theodor Heuss.

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