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Friedrich-Wilhelm-Platz

Exponat des Monats – vorgestellt vom „Schul- und Stadtteilmuseum Friedenau“

Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau April 2017
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Kirche zum guten Hirten auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz, Postkarte, gelaufen am 18. März 1902 von Friedenau nach Constantinopel. Archiv FBS
Kirche zum guten Hirten auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz, Postkarte, gelaufen am 18. März 1902 von Friedenau nach Constantinopel. Archiv FBS

Der Friedrich-Wilhelm-Platz, benannt nach dem 99-Tage-Kaiser Friedrich III, der sich als Kronprinz noch Friedrich Wilhelm nannte, ist mit der imposanten „Kirche zum guten Hirten“ auch heute noch im Zentrum von Friedenau gelegen.

Häufig wurde der attraktiv gestaltete Platz auf Postkarten verewigt. Das Schul- und Stadtteilmuseum besitzt etwa 150 verschiedene Exemplare mit Ansichten des Friedrich-Wilhelm-Platzes.

Hier zwei anscheinend gleiche Karten. Erst bei genauerem Hinsehen fällt ein bedeutsamer Unterschied auf:

Während der alte Doppeldecker Bus der Linie 25 mit hinten offenem Eingang auf beiden Ansichten erscheint, ist die Straßenbahn vor der Kirche auf dem zweiten Bild wie weggezaubert. Dabei stammen beide Abzüge vom selben Negativ, wie ein Blick auf die abgebildeten Menschen unschwer erkennen lässt.

Die Straßenbahn der Linie 44 fuhr nach der Teilung unserer Stadt von der Sandkrugbrücke über Alt-Moabit, Ernst-Reuter-Platz, Richard-Wagner-Platz, Fehrbelliner Platz, Hildegardstraße, Bundesallee, Schlossstraße und Hindenburgdamm zur Endstation an der Birkbuschstraße.

Die Linie 44 wurde am 2. Mai 1963 eingestellt und durch den Bus 86 ersetzt. Grund war die geplante Verlängerung der U9 von Spichernstraße bis Walther-Schreiber-Platz, die aber erst am 29. Januar 1971 in Betrieb genommen wurde.

Bei dem abgebildeten Wagen handelte es sich um einen „Einsetzer“ (erkennbar am geschilderten Buchstaben „E“), der nur eine Teilstrecke befuhr und daher nicht die Gleise in Richtung Steglitz benutzte. Verschwunden ist die Tram auf der zweiten Abbildung durch die Kunst der Retuscheure. Sogar die verdeckten Sitzbänke und Hecken wurden kunstvoll nachgestaltet. Wahrscheinlich erhoffte man sich einen besseren Absatz der Postkarte ohne die altmodische Tram vor der Kirche.

Am Friedrich-Wilhelm-Platz wird wohl nie wieder eine Straßenbahn halten. Für die nur wenige hundert Meter entfernte Rheinstraße wäre dies schon eher möglich. Jedenfalls gibt es Überlegungen, die geplante Tram zum Kulturforum über Potsdamer Straße und Rheinstraße nach Steglitz zu verlängern.

Auf Ihren Besuch freuen sich Schulleiter Michael Rudolph und Alexander Bauwe, AG „Junge Historiker“

Friedrich-Bergius-Schule
Perelsplatz 6-9, 12159 Berlin
Tel.: 030/90277-7910
E-Mail: Sekretariat@fbs-schule.de
www.friedrich-bergius-schule.de

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