Gazette Verbrauchermagazin

Nikolasseer durch und durch

Henning Schröder im steten Einsatz für seinen Ortsteil

Nikolassee stets vor Augen: Henning Schröder.
Nikolassee stets vor Augen: Henning Schröder.
Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Juni/Juli 2017
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Chronist, Autor, gewissermaßen Ortsvorsteher und vor allem Nikolasseer. – Das ist Henning Schröder mit ganzer Seele, der mit seinem ehrenamtlichen Einsatz immer wieder dafür sorgt, dass Nikolassee sein Gesicht behält und das bleibt, was es immer war: Ein ruhiger Ortsteil mit dem Charme über 100-jähriger Häuser und seinen Bewohnern, die Geschichten von früher zu erzählen wissen. Sein eigentliches Anliegen dabei ist, ein einheitliches Ortsbild mit charmantem Buckelpflaster und altem Baumwuchs auch den neu Zugezogenen zu erhalten, die heute in den ehemaligen Mehrfamilienhäusern oft mit nur einer Familie leben. Sie für die Ortsgeschichte zu begeistern und bei ihnen Verständnis und Achtung für diesen besonderen erhaltenswerten Teil Steglitz-Zehlendorfs zu wecken, gilt sein ganzer Einsatz.

Nikolasseer (fast) von Anfang an

Henning Schröder selbst lebt seit über einem halben Jahrhundert in der Prinz-Friedrich-Leopold-Straße 7, wenige Meter vom S-Bahnhof Nikolassee entfernt in – natürlich – einem Haus mit Geschichte, die 1928 begonnen hatte. Er übernahm einst die elterliche Wohnung, zog in ihren Räumen seine beiden Söhne groß und hält von hier aus Ohren und Augen offen für die Anliegen rund um Nikolassee. Im Alter von einem Jahr war er mit Einzug in die Lückhoffstraße zum Nikolasseer geworden, der er heute nach eigener Aussage „durch und durch“ ist.

1963 machte Henning Abi, dann, nach Volkswirtschaft- und Jura-Studium-Beginn – die Eltern waren früh verstorben – wechselte er in eine Verlagsbuchhändlerlehre mit Schwerpunkt Herstellung. In der Lückhoffstraße 16 im „Fachverlag für Zuckerindustrie“ von Dr. Albert Bartens fand er seinen Arbeitsplatz. Viele Jahre erstellte er u. a. die monatliche Fachzeitschrift, begleitet von den technischen Neuerungen seiner Zeit im Bereich des Verlagswesens. Er blieb bis zur Rente an diesem Ort.

Sich neben seiner Arbeit für die in Nikolassee lebenden jungen Menschen zu engagieren, ihnen einen erfolgreichen Weg zu weisen, das lag Henning Schröder schon früh am Herzen, ein guter Lehrer wäre er geworden. An der Dreilinden-Grundschule, wo seine zwei Söhne zur Schule gingen, war er im Förderverein aktiv, ebenso als Elternsprecher und im Bezirks-Schulbeirat. Mit Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung hielt er dabei immer guten Kontakt, knüpfte ein beachtliches Netzwerk um sich. „Wir waren immer eine soziale Familie, stets am Menschen dran“, begründet Henning Schröder sein Engagement.

20 Jahre lang gab er an der Dreilinden-Schule, die als eine der ersten einen Computer besaß, Computer-Unterricht. Damit ist jetzt Schluss, sein Tag ist mit den Problemen, die seinen Ortsteil betreffen und für die er Abhilfe schaffen will, auch so übervoll. „Ich werde nicht jünger“, erklärt er seinen Rückzug von der Schule. Die bleibt eh Thema im Hause Schröder, da einer seiner Söhne Lehrer ist und auch die Enkelkinder ins schulpflichtige Alter kommen.

Ortschronist mit Erfahrung

Mit den Lebensjahren stieg bei Henning Schröder auch das Interesse an der Ortgeschichte von Nikolassee. „Das liegt wohl daran, dass auch ich mit dem Älterwerden stärker meine Wurzeln wiederentdeckt habe“, bemerkt der Ortschronist schmunzelnd, der mit 60 Jahren sein Buchprojekt startete. Inzwischen hat er vier Bücher dazu auf den Markt gebracht: „Nikolassee. Häuser und Bewohner der Villenkolonie“ in erster und zweiter überarbeiteter Ausgabe, „Schlachtensee-West“ und „Schlachtensee“. Einer weiteren „Schwester“ von Nikolassee setzt er derzeit sein literarisches Denkmal: Das Buch über „Zehlendorf-West“ ist in Vorbereitung und wird bereits ungeduldig erwartet. Streng zu recherchieren, liegt dabei ganz vorne für Henning Schröder, auch wenn nur zu oft Zeit und Ruhe dazu fehlen, dank seiner zahlreichen anderen Aufgaben.

Mit ebenso fundiertem Wissen leitet er die Bürgerinitiative (BI) „Wir in Nikolassee“, in deren erster Reihe er voller Sachverstand und erfolgreich mit viel Biss für das kämpft, was den Nikolasseer Bürgern unter den Nägeln brennt, und womit er informierend an die Öffentlichkeit tritt. Da seine Diskussionen in der Regel fair und sachlich verlaufen, bekommt Schröder die Beteiligten, die es anzusprechen gilt, dann auch meist an den Gesprächstisch:

An dem geht es schon mal über Jahre um fehlende Bebauungspläne gegen ortsbildzerstörende Bautätigkeiten, um falsche Parkraumbewirtschaftung oder um Lärmschutz vor dem AVUS-Lärm. Der Bau einer Mauer im Ortsteil konnte verhindert werden. Aber gerade wieder aktuell geworden wegen der AVUS-Sanierung ist das Thema aktiver oder passiver Lärmschutz. Schröder und seine BI vertreten die Forderung nach einer in Höhe und Länge erweiterten Lärmschutzwand, da der angebotene passive Schutz wie beispielsweise Schallschutzfenster nur im Raum Wirkung hat, den an die AVUS angrenzenden Bewohnern im Garten jedoch nichts nutzt. Tempobegrenzung und „Flüsterasphalt“ müssten außerdem dazukommen. Eine Informationsveranstaltung zum Thema ist für die Zeit nach Pfingsten angedacht und wird u. a. auf den Webseiten von BI und Henning Schröder rechtzeitig bekanntgegeben.

Auf Lösungssuche

Neben diesen großen, zeitumfassenden Themen widmet sich Henning Schröder aber auch den überschaubareren, nicht weniger wichtigen:

Da ist der langsam verwahrlosende Hohenzollernplatz, die Überlegung nach einem zweiten, barrierefreien Eingang rechts neben dem S-Bahnhof Nikolassee, der Wunsch nach weiteren Erinnerungs-Stelen. Überhaupt die Erinnerungskultur:

Henning Schröter setzt sich dafür ein, dass Stolpersteine in erster Linie vor den Häusern verlegt werden, die als „letzter freiwillig gewählter Wohnort“ der Deportierten und Ermordeten galten, unterstützt die gesamte Aktion in Zusammenarbeit mit der AG Spurensuche Nikolassee. Er sucht Lösungen für die Kriegsgräber auf dem Kirchhof von Nikolassee und denkt über einen geplanten „Kirchhofführer“ nach, der über alte Gräber und Verstorbene gerade den Jüngeren Auskunft geben könnte.

Und er war wieder einmal zu Stelle, als Not am Mann war:

Als für die evangelische Kirchenbroschüre „Gemeindebrief Nikolassee“ der verantwortliche Redakteur krankheitshalber ausfiel, übernahm Henning Schröder als Vorsitzender des Fördervereins der Ev. Kirchengemeinde Nikolassee ohne zu zögern dessen Aufgaben, so dass der Gemeindebrief pünktlich erscheinen konnte.

Dr. Christine Mehlhorn vom Gemeindekirchenrat spricht aus, was in ganz Nikolassee bekannt ist und noch lange gelten möge: „Henning Schröder arbeitet aus der Gemeinde heraus für die Gemeinde. Er kennt eine Menge Leute und bringt sie zusammen – zum Nutzen unseres Ortsteiles und seiner Bewohner.“

Informationen und Termine zu den angesprochenen Themen unter www.schroederniko.de und www.wir-in-nikolassee.de .

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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