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100 Jahre „Die Bogenspannerin“ in Nikolassee

Bekannteste Skulptur von Ferdinand Lepcke

Die erste „Bogenspannerin“ wurde 1925 aufgestellt, der neue Abguss steht seit 1999 vor dem Rathaus Nikolassee.
Die erste „Bogenspannerin“ wurde 1925 aufgestellt, der neue Abguss steht seit 1999 vor dem Rathaus Nikolassee.
Erschienen in Nikolassee & Schlachtensee Journal Juni/Juli 2025

Schon vor 100 Jahren freuten sich die Nikolasseer über die Skulptur der Bogenspannerin, die im Jahr 1925 vor dem Rathaus Nikolassee aufgestellt wurde. Das Kunstwerk wurde dem Bezirk Zehlendorf von der Familie des verstorbenen Künstlers Ferdinand Lepcke und weiteren Bürgern sowie dem Verein Nikolassee geschenkt. Im Zweiten Weltkrieg verschwand diese Skulptur der Bogenspannerin. Ersetzt wurde sie erst viele Jahre später. Die Kunstgießerei Lauchhammer schuf auf Basis der Bogenspannerin der Nationalgalerie einen Neuguss. Dieser steht seit 1999 wieder vor dem Rathaus Nikolassee – gegenüber der Skulptur „Die Badende“ oder „Phryne“, ebenfalls von Lepcke.

Ferdinand Lepcke
Ferdinand Lepcke (1866-1909).

Lob auf der Kunstausstellung

Ferdinand Lepcke präsentierte seine Skulptur „Die Bogenspannerin“ erstmals auf der Großen Berliner Kunstausstellung 1906, die vom 28. April bis 30. September 1906 stattfand. Der Kunstkritiker Ernst Schur beschrieb die Skulptur in seiner Ausstellungskritik in der Berliner Architekturwelt wie folgt: „Sie steht geschlossen da, spannt den Bogen und blickt seitlich aufs Ziel. Die kräftige, elastische Anspannung vor dem Absenden des Pfeils kommt in allen Gliedern gut zum Ausdruck. Es ist ein Akt von elastischer Kraft und Schönheit. Straffe, lebendige Form, die unwillkürlich groß wirkt und sich einprägt.“

Weitere Ausstellungen und Erfolg

Die Skulptur wurde auf der Münchener Jahresausstellung 1907, der Großen Berliner Kunstausstellung 1908 und der Internationalen Kunstschau Wien 1909 gezeigt. Sie ist eines der erfolgreichsten Werke Lepckes und wurde in verschiedenen Größen von der Kunst- bzw. Bildgießerei Gladenbeck in Friedrichshagen und der Kunstgießerei Lauchhammer hergestellt und angeboten. Die Kunstgießerei Lauchhammer erwarb die Lizenz zur Vervielfältigung der Bogenspannerin in Eisen und Bronze in allen Größen erst im Jahr 1917 von Oskar Lepcke, dem Bruder Ferdinands.

Die Badende
Die Statue „Die Badende“ auf dem Hohenzollernplatz wurde Ferdinand Lepcke als „Phryne“ (= „Kröte“) bezeichnet.

Verkauf und Nachlass

Zwanzig Prozent des Verkaufspreises gingen von der Gießerei in Lauchhammer an die Nachfahren Lepckes. 1929 bot die Kunstgießerei Lauchhammer Bogenspannerinnen in den Größen von 44, 75½ und 180 cm an. Mindestens zehn lebensgroße Bogenspannerinnen sind weit nach dem Tode Lepckes in Lauchhammer gegossen worden.

Erhaltene Exemplar

Lebensgroße Abgüsse der Bogenspannerin stehen vor der Alten Nationalgalerie Berlin, im polnischen Bydgoszcz (früher Bromberg), in Ferdinand Lepckes Geburtsstadt Coburg, in Hannover, Wilhelmshaven und Wetzlar.

Ein lebensgroßes Gipsmodell der Bogenspannerin befindet sich im Kunstgussmuseum Lauchhammer, ein weiteres war im Besitz der Städtischen Sammlungen Coburg. Hierbei soll es sich unter Umständen um das von Lepcke geformte Original gehandelt haben. Das Coburger Gipsmodell gilt als verschollen.

Titelbild

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