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Abschied von einem Naturdenkmal

Kohlhas-Eiche in Kohlhasenbrück musste gefällt werden

Erschienen in Gazette Zehlendorf April 2018
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Die zweite Kohlhas-Eiche am Königsweg 313 in Kohlhasenbrück  musste  jetzt leider gefällt werden.
Die zweite Kohlhas-Eiche am Königsweg 313 in Kohlhasenbrück musste jetzt leider gefällt werden.

Auf den ersten Blick ein Straßenbaum wie viele andere. Auf den zweiten Blick ist die Trauben-Eiche, die am Rand des Königswegs in Kohlhasenbrück steht, etwas Besonderes. Der Vorgänger des heutigen Baums stammte aus dem 15. Jahrhundert. Der Name der Eiche erinnert an Hans Kohlhase, einen Kaufmann aus Cölln an der Spree, der zum Raubritter wurde.

Zitat aus der Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist, 1805/6: „An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. ... Das Rechtsgefühl machte ihn zum Räuber.“

Hans Kohlhase (so der amtliche Name, auch Kohlhaase, Kohlhas) wurde 1540 in Berlin durch rädern hingerichtet.

Nach einer Sage soll Kohlhase einen Schatz an der Bäke-Brücke vergraben haben.

Sicher ist jedoch das sich unter der neuen, zweiten Kohlhas-Eiche eine Blechbüchse mit historischen Dokumenten befindet, siehe dazu das Zitat von Bernhard Beyer von 1933 in der Tabelle.

Hans Kohlhase und der Silbertransport

Nachdem ihm von einem sächsischen Junker unberechtigt zwei Pferde abgenommen wurden und Kohlhase sich von der brandenburgischen Obrigkeit im Stich gelassen fühlte, begann er seine persönliche Fehde gegen die Sachsen zu führen. Später weitete er seine „Tätigkeit“ nach Brandenburg aus. Aus der Feindschaft zwischen einem sächsischem Junker und dem Cöllner Kaufmann war mittlerweile eine ganze Bewegung geworden. Mehr als 300 Mitstreiter, darunter Gastwirte, Gesellen, Müller, Pfarrer, niedrige Adlige, Richter und Tagelöhner, schlossen sich Kohlhase an, der mittlerweile in den Untergrund gegangen war. Die gestohlenen Güter soll er den Armen gegeben haben, was ihn zu einem Volkshelden im Sinne des Engländers Robin Hood machte. Schließlich überfielen er und einige seiner Mitstreiter einen Silbertransport des brandenburgischen Kurfürsten Joachim II. Kohlhase versteckte sich bei Verwandten in Berlin, wurde jedoch entdeckt und gefangen genommen. 1540 verhängen die Richter das Todesurteil gegen Kohlhase, das durch Rädern vollstreckt wurde. Die Beute aus dem Silbertransport soll er unter einer Brücke an der Bäke, heute verläuft dort der Teltowkanal bei Kohlhasenbrück, versteckt haben. Die Silberbarren sollen nie gefunden worden sein.

Neupflanzung am Sedantag

Vielleicht hätte die erste Kohlhas-Eiche als junger Baum Auskunft über die genaue Lage des Verstecks geben können, zumindest der Finder des Silbers wäre ihr dankbar gewesen. Sie stand bis 1873 an Ort und Stelle, dann soll ein Blitzschlag ihr Ende gewesen sein. Der Baum, der auf sie folgte, wurde von Bernhard Beyer, dem Gründer des modernen Kohlhasenbrück gepflanzt. Pflanztag war der Sedanstag1873. Dieser Gedenktag wurde im Kaiserreich um den 2. September herum gefeiert. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee im Jahr 1870 bei Sedan gegen die preußischen, bayerischen, württembergischen und sächsischen Truppen sowie die anschließende Gefangennahme des Kaisers Napoleon III.

Kohlhas-Eiche muss gefällt werden

Die neue Kohlhas-Eiche überstand viele Stürme und zwei Weltkriege. Der moderne Straßenverkehr rückte ihr auf den Leib und engte die Wurzeln ein. Im Jahr 2003 sollte das Baumdenkmal gefällt werden. Das wurde durch den BUND Südwest verhindert. Die Mitglieder zeigten Fehler im Gutachten auf und erreichten eine umfassende Sanierung. Die Experten des BUND wiesen darauf hin, dass der Erhalt des alten Baums billiger wäre als eine Neupflanzung. So blieb der Baum erhalten. Die Gedenktafel an der Eiche war 2013 fast durchgerostet. Sie wurde geborgen und ist jetzt im Heimatmuseum Zehlendorf ausgestellt.

145 Jahre nach der Pflanzung lassen neue Untersuchungen größere Faulstellen vermuten, weitere Proben führen zu ähnlichen Ergebnissen. Nach gründlichen Erwägungen wird der Fälltermin für den 12. März 2018 beschlossen. Sie wurde weniger als halb so alt wie die erste Kohlhas-Eiche.

Die Neupflanzung einer dritten Kohlhaseiche ist geplant. Sie wird allerdings nicht am alten Standort stehen, da dort zu wenig Platz ist und eine Vorkragung in die Straße hinein notwendig wäre. Die Standortsuche dauert noch an. Die Neuanpflanzung könnte frühestens im Herbst erfolgen

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