Gazette Verbrauchermagazin

Trüb und klar – unser täglich Wasser

Ausstellung zur Bedeutung des Wassers in der Domäne Dahlem

Erschienen in Lankwitz Journal Juni/Juli 2022

Passend zum „Tag des Wassers“ eröffnete die Domäne Dahlem am 22. März 2022 im Herrenhaus die neue Sonderausstellung zum Thema Wasser. Am „Tag des Schaumbades“, dem 8. Januar 2023, wird die aus dem Ausstellungsverbund der Museen LVR-Freilichtmuseum Kommern, Freilichtmuseum Hessenpark, Freilichtmuseum am Kiekeberg und Domäne Dahlem-Museum hervorgegangene Wanderausstellung an der Berliner Station ihre Pforten wieder schließen.

Zum Auspacken und Aufbauen der zuvor im LVR-Freilichtmuseum Kommern präsentierten Exponate hatte das frisch aufgestellte Domäne-Team um Tobias Frietzsche und Steffen Otte nur einen Monat Zeit, das Ergebnis spricht für die gelungene Zusammenarbeit der neuen Führungsspitze.

„Blaues Gold“, nicht unendlich verfügbar

Rund zwei Drittel der Erdoberfläche sind von Wasser, dem Element des Lebens, bedeckt. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch des lebenswichtigen Elements liegt in Deutschland bei derzeit 121 Litern, sauberes Wasser ist für uns selbstverständlich. Doch in den letzten 20 Jahren ist aus unseren Grundwasservorkommen Wasser in der Menge des Bodensees verschwunden. Und im Jahr 2020 hatten weltweit immer noch ca. zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser. – Grund genug, über die bewusstseinsschaffende Ausstellung „Trüb und klar“ jedem Einzelnen die eigentliche Bedeutung des „blauen Goldes“ und das Problem von Wasserknappheit vor Augen zu führen. Denn es ist höchste Zeit zu handeln und das eigene Wasserverhalten zu überdenken bzw. zu ändern, machen sich doch aktuell immerhin 64 Prozent der Deutschen Sorgen um die zukünftige Trinkwasserversorgung: Muss es unbedingt gekauftes Wasser aus Flaschen sein, oder ist das kühle Nass aus dem Wasserhahn ebenso durststillend und dafür umweltschonender? Muss jeden Tag minutenlang die Dusche laufen und Wasser unbedacht „verplempert“ werden? – Einige der Ausstellungsbesucher dürften sich da noch an den vor Jahrzehnten üblichen samstäglichen Badetag erinnern, dessen Renaissance uns hinsichtlich steigender Energiepreise und fallender Grundwasservorkommen vielleicht schon bald einholen wird. – Wenngleich auch nicht in einer „Wellenbad-Schaukelwanne“ aus Zink, die in der Ausstellung so manchen Besucher zum Schmunzeln bringt.

Mit allen Wassern gewaschen

Im Herrenhaus der Domäne zeigt man an verschiedenen Ausstellungs-Stationen kulturgeschichtlich den Stellenwert des Wassers, präsentiert dabei aber auch immer „die andere Seite“, die zum Nachdenken anregen soll und Verschmutzung und Verknappung des Wassers thematisiert.

So wird beispielsweise beeindruckend und doch abwechslungsreich gezeigt, welcher Arbeitsaufwand in der Vergangenheit nötig war, um Wasser zu beschaffen.

Bis weit ins 19. Jahrhundert war es in den meisten Regionen Deutschlands eine ebenso zeitintensive wie anstrengende Tätigkeit, sich mit Wasser zu versorgen. Brunnen spielten für Mensch und Vieh eine wichtige Rolle im Alltag; einerseits als Orte des Tränkens und Waschens, andererseits als unverzichtbarer Ort der Kommunikation und des Austausches. Beschwerlich war der Transport des Wassers von der Pumpe oder dem Brunnen zum Haus, was wir im Zeitalter des Wasserhahns kaum mehr nachvollziehen können. Mit dem Verlegen von Wasserleitungen kamen Mitte des 20. Jahrhunderts Badezimmer ins Spiel, und die Ansprüche an Körperpflege und Hygiene stiegen. Schon bald lösten Wasserklosett und Waschbecken das Plumpsklo im Hof oder die Waschgarnitur mit Schüssel und Kanne ab. Sauberes Trinkwasser wurde in westlichen Industrienationen schnell selbstverständlich.

Einen weiteren wichtigen Fokus legt die Ausstellung mit interessanten Fotos und spannenden Exponaten auf die scheinbar unerschöpflichen Nutzungsmöglichkeiten des „blauen Goldes“: Findige Marketingstrategen haben das Mineralwasser trendig werden lassen, Waschmittel für weißere Wäsche empfohlen und das kräftesparende Waschen per Knopfdruck ermöglicht. Mit fortschreitender Industriegeschichte benötigten Industriestandorte das wertvolle Wasser ebenso wie Mühlen und später Wasserkraftwerke.

Aber auch den Sehnsüchten, Mythen und Ängsten um das Element Wasser widmet sich die Ausstellung „Trüb und klar“. Spielerisch nimmt sich die Sonderausstellung ebenso der Rolle des Wassers in der Musik, im Sprichwort und mit kleinen Geschicklichkeitstricks an. Doch immer stellt sie dabei moderne und historische Aspekte von Wasser-Versorgung und –Nutzen in den Mittelpunkt und bringt damit verbundene Probleme wie Verknappung und Verschmutzung dieser kostbaren Ressource zur Sprache. So ist die Ausstellung als ein wichtiger Beitrag zum aktuellen öffentlichen Klimadiskurs zu betrachten und ihr Besuch ein absolutes Muss für ein klimabewusstes Jung und Alt.

Weitere Informationen unter www.domaene-dahlem.de

Ausstellungs-Öffnungszeiten: Mi.-So. 10–17 Uhr

Jacqueline Lorenz

Titelbild

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