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Wissmannstraße wurde zur Baraschstraße

Umbenennung in Grunewald

Aus der Wissmannstraße wurde die Baraschstraße. Foto: BACW
Aus der Wissmannstraße wurde die Baraschstraße. Foto: BACW
Erschienen in Dahlem & Grunewald Journal April/Mai 2022
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Die Wissmannstraße in Grunewald hat einen neuen Namen. Jetzt ehrt der Straßenname die jüdischen Eheleute Irene und Arthur Barasch, die bis zu ihrer Flucht und Deportation mit ihren Kindern Else und Werner in der Wissmannstraße 11 gelebt haben.

Seit vielen Jahren engagieren sich Initiativen für einen kritischen Umgang mit Straßennamen aus einem kolonialen Kontext. Initiativen für Umbenennungen haben in den vergangenen Jahren eine öffentliche Auseinandersetzung mit deutscher Kolonialgeschichte wesentlich mit angestoßen. Die Straße in Grunewald wurde noch zu seinen Lebzeiten nach Hermann von Wissmann (1853 – 1905) benannt. Wissmann hatte als Befehlshaber von Kolonialtruppen 1889/1890 den Widerstand der Küstenbevölkerung in Ostafrika niedergeschlagen. In einem gewaltsamen Feldzug nahm er das Gebiet ein, das 1891 offiziell zur Kolonie Deutsch-Ostafrika, heute Tansania, erklärt wurde.

2020 hat die Bezirksverordnetenversammlung von Charlottenburg-Wilmersdorf eine Initiative mit dem Ziel der Umbenennung der Wissmannstraße beschlossen. Alle Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürger waren eingeladen, Namensvorschläge einzureichen. Unter 47 Persönlichkeiten wählte eine Jury aus Anwohnenden der Wissmannstraße, des zivilgesellschaftlichen Bündnisses Decolonize Berlin e. V. sowie der BVV-Fraktionen, einen Vorschlag aus. Im Mai 2021 folgte die Bezirksverordnetenversammlung der Empfehlung, mit dem Straßennamen künftig die jüdischen Eheleute Irene und Arthur Barasch zu ehren. Die Initiative „Öffentlicher Bürgergarten der Erinnerung“ hat seit 2014 das lokale Gedenken an die Verfolgung der Familie gestaltet.

Alan Ross, Enkel von Arthur und Irene Barasch: „Ich habe die Villa in der Wissmannstraße vor ein paar Jahren besucht. Es war ein so trauriger wie schöner Besuch. Dass jetzt die Straße nach meinem Großvater Arthur und meiner Großmutter Irene Barasch benannt wird, um sie zu ehren, macht mich sehr glücklich. Es ändert nichts an der Vergangenheit, aber es ändert vielleicht die Zukunft.“

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