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125 Jahre Amtsgericht Charlottenburg

1897 wurde das Gebäude am Amtsgerichtsplatz fertiggestellt

Amtsgericht und Strafgericht – noch freistehend – auf einer alten Postkarte. Aus: „Charlottenburg in königlicher und kaiserlicher Zeit“ von Clemens-Maria Peuser und Michael Peuser.
Amtsgericht und Strafgericht – noch freistehend – auf einer alten Postkarte. Aus: „Charlottenburg in königlicher und kaiserlicher Zeit“ von Clemens-Maria Peuser und Michael Peuser.
Erschienen in Gazette Charlottenburg Februar 2022
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Preußen bekam eine neue Rechtsprechung! Das preußische Strafverfahrensrecht wurde 1846 verabschiedet. 1879 folgte der Erlass der Reichsjustizgesetze, die den Aufbau der Gerichtsbarkeit aus Amtsgerichten, Landesgerichten und dem Reichsgericht – heute der Bundesgerichtshof – einführten. Die Stadtväter der Stadt Charlottenburg, in der die Bevölkerung in weniger als 20 Jahren von 25.000 auf 100.000 Einwohner anwuchs – mussten deshalb neue Gerichtsgebäude errichten lassen, da die alten Kapazitäten nicht mehr ausreichten.

Amtsgericht und Strafgericht

Die Pläne für das Amtsgericht stammten zum einen von Landesbauinspektor Poetsch und zum anderen von Regierungsbaumeister Claren. Sie entwarfen ein Gerichtsgebäude im Stil des märkischen Barock, das von 1895 bis 1897 am Amtsgerichtsplatz erbaut wurde. Auf dem hohen Mittelrisalit über dem Eingangsbereich thront noch heute der preußische Adler. Zwischen 1915 und 1921 folgte ein Erweiterungsbau, der vom Erscheinungsbild her an den älteren Teil des aus gelblichem, schlesischen Sandstein erbauten Gebäudes angepasst wurde. Das Gebäude am Amtsgerichtsplatz war die „Civilabtheilung“, während die „Strafabtheilung“ sich im fast gegenüberliegenden Strafgericht – geplant von Adolf Bürckner und Eduard Fürstenau - befand. Das Strafgericht und das Amtsgericht waren fast zur gleichen Zeit errichtet worden. Anfangs war das Gebäude noch freistehend, es wurde jedoch schnell von Wohnhäusern eingerahmt. Im Hof des Strafgerichts – das sich kleiner und schlichter präsentierte als das Amtsgericht - befand sich ein Gefängnis für straffällig gewordene weilbliche Jugendliche. Von 1939 bis 1945 wurden hier ausschließlich Frauen inhaftiert, die im Widerstand gegen das Naziregime aktiv waren. Nach Kriegsende war hier die Landesanstalt für Lebensmittel-, Arzneimittel sowie die gerichtliche Chemie. Strafgericht und Gefängnis wurden später nicht mehr benötigt und vom Liegenschaftsfonds Berlin im Jahr 2010 verkauft.

Titelbild

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