Gazette Verbrauchermagazin

Die Barometerbahn in Steglitz

Eigene Straßenbahn bis 1921

Straßenbahn auf der Birkbuschstraße.
Straßenbahn auf der Birkbuschstraße.
Erschienen in Lankwitz Journal Juni/Juli 2021
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Von der Siemensstraße bis zum Grunewald – das wachsende Steglitz, auch als das größte Dorf Preußens bezeichnet – wollte auch seine Neubaugebiete anschließen. Zunächst sollte die Bahn sogar bis zum Jagdschloss Grunewald fahren, doch das scheiterte am Veto des preußischen Forstfiskus. Doch einen Betreiber für die geplante Bahn – zwischenzeitlich war auch ein Oberleitungsbus in der Diskussion – erwies sich als schwierig. Die Westliche Berliner Vorortbahn, deren Züge unter anderem auch in Steglitz fuhren, winkte ab. Schließlich wurden Siemens & Halske mit dem Bau der Strecke für die elektrische Straßenbahn beauftragt, die am 2. Dezember 1905 eingeweiht wurde. Der offizielle Name lautete nun Grunewaldbahn. Zunächst verlief die Strecke entlang der Grunewaldstraße, über die Königin-Luise-Straße bis zur Endhaltestelle, dem „Grunewaldgatter“ an der Ecke Königin-Luise-Straße/Gelfertstraße. Die Fahrt dorthin dauerte 13 Minuten. An den Arbeitstagen war die Grunewaldbahn eher wenig ausgelastet. Doch bei schönem Wetter an den Wochenenden musste man zusehen, noch einen Platz zu ergattern. Deshalb bekam die Bahn von den Steglitzern bald den Namen „Barometerbahn“.

Der Bau des Kraftwerks Steglitz sollte sowohl die Gemeinde als auch die Bahn mit Strom versorgen. Hierfür wurde die Trasse bis zur Kreuzung Siemensstraße verlängert. Am 17. August 1912 fuhr erstmals ein Zug von der Siemensstraße zum Grunewaldgatter. Der Weg dauerte nun 22 Minuten. Die Bahn wurde durch die neue Strecke profitabler. Anstatt Geld dazuzugeben, konnte Steglitz sich nun über Überschüsse freuen. Die Freude währte bis zum 1. April 1921. Im Zuge der Eingemeindung nach Groß-Berlin übernahm die Berliner Straßenbahn die Strecke, die den Namen „Linie E“ bekam. 1934 erfolgte wiederum eine Verlängerung. Die westliche Endhaltestelle war nun nicht mehr am Grunewaldgatter, sondern an der heutigen Clayallee/Ecke Königin-Luise-Straße. Während des Zweiten Weltkriegs fuhr die Bahn nur noch werktags auf dem Dahlemer Teil. Nach einer kriegsbedingten Unterbrechung 1945 bediente die Bahn im Jahr 1948 wieder die gesamte Strecke. Dann war die Brücke über den Teltowkanal wiederhergestellt und die Siemensstraße wieder Endhaltestelle. Nachdem 1959 der Dahlemer Teil aufgegeben wurde, folgte das Ende der ersten Steglitzer Straßenbahn 1963. Die Fahrgäste mussten nun den Bus nehmen, um von Steglitz in den Grunewald zu fahren.

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