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Zehlendorfer Gemeindewäldchen

Veränderung der Flora in den letzten 250 Jahren

Notwendige Baumfällungen haben im Gemeindewäldchen Spuren hinterlassen. Foto: Dr. Achim Förster
Notwendige Baumfällungen haben im Gemeindewäldchen Spuren hinterlassen. Foto: Dr. Achim Förster
Erschienen in Gazette Zehlendorf Februar 2021
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Vor rund 250 Jahren herrschte in Preußen extremer Bau- und Brennholzmangel. Auch das gemeinschaftlich genutzte Wäldchen in Zehlendorf drohte zur sandigen Heide zu werden, weil Edicte zur Schonung der Wälder nie beachtet wurden. Nach Streitigkeiten um die Holznutzung ordnete Friedrich der Große 1752 den Erhalt des kleinen Wäldchens an. Erst 82 Jahre später wurden bei Zehlendorf Schonungen angelegt. 1879 erreicht der Forst seine Ausdehnung, von der Onkel-Tom-Straße bis zur Wannseebahn, ab 1896 nur noch bis zur 1892 angelegten Forststraße. Wo Lücken durch Entnahme von Kiefern entstanden, wurden ab ca. 1890 Buchen nachgepflanzt, die auf alten Postkarten zu sehen sind. Wieder erweitert bis zur Wannseebahn, wurden vor 1900 Wege und das Rondell angelegt. 1906 verwandelte Emil Schubert, der erste Zehlendorfer Gartendirektor, den Kiefernforst endgültig zum parkartigen Buchenmischwald.

Weil immer mehr einst für Preußen lebenswichtige Kiefern verschwanden, wurde die Waldkiefer 1907 auf dem Zehlendorfer Wappen geehrt. Bald aber werden die großen, prägenden Wappenbäume nicht nur im Gemeindewäldchen aus Altersgründen, beschleunigt durch den Klimawandel, verschwunden sein. Der Klimawandel kündigt sich auch seit Jahren durch Absterben der Fein-Äste in den Kronen großer Buchen an. Im Juli/August 2020 fielen Stark-Äste von im Laub stehenden, vital aussehenden Bäumen auf den Hauptweg. Inzwischen sterben auch schwächliche Jungbäume ab, eine natürliche Klimaanpassung. Tote Bäume müssen nicht nur an den Wegrändern beseitigt werden, sondern fast überall, wo sich sorglose Besucher unter gefährlichen Bäumen aufhalten könnten, weil Sträucher zur Abgrenzung beseitigt wurden.

Die geschwächten Bäume haben schnell noch reichlich Samen verstreut. Mit von Vögeln eingetragenen Samen wachsen bereits unterschiedliche Baum- und Straucharten heran. Sie werden schneller groß als künstlich aufgezogene Bäume, die gepflegt werden müssen, falls sie überhaupt im Schatten restlicher Altbäume überleben. Bald entsteht fast kostenlos ein artenreicher, widerstandsfähiger Mischwald mit Strauchschicht, so man die natürlichen Sämlinge wachsen lässt und nur ab und zu fachmännisch ausdünnt. Die Berliner Forsten machen uns das in den von Naturland zertifizierten Berliner Wäldern vor.

Dr. Achim Förster

Titelbild

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