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Die „ville sconenberch“ als Geschenk

Schöneberg wurde 1264 erstmals erwähnt

Alt- und Neu-Schöneberg um 1798. Ausschnitt von I. F. Schneider: Wilmersdorf im Kartenbild.
Alt- und Neu-Schöneberg um 1798. Ausschnitt von I. F. Schneider: Wilmersdorf im Kartenbild.
Erschienen in Gazette Schöneberg & Friedenau September 2020
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Apotheke am Bayerischen Platz

Die Urzelle des Ortes Schöneberg lag rund um die Dorfkirche an der Hauptstraße. Die verkehrsgünstige Lage zwischen Berlin und Potsdam war mal Fluch, mal Segen. Negativ waren die zahlreichen Zerstörungen während diverser Kriege. Positiv wirkte sich die Lage hingegen aus, als Berlin fast aus allen Nähten platzte und die Wohnungsgesellschaften begannen, Land vor der Stadt zu erwerben. Das machte so manchen Schöneberger Ackerbesitzer zum Millionenbauern. Woher der Name Schöneberg sich ableitet, kann nur gemutmaßt werden. Möglicherweise von der Erhebung, die heute noch auf dem Matthäusfriedhof zu erkennen ist. Wobei Berg in der norddeutschen Tiefebene schon eine kleine Übertreibung ist.

Die erste Erwähnung stammt von einer Schenkungsurkunde. Die Nonnen in Spandau lebten in Armut. Die sollte durch den neuen Besitz – der ville sconenberch – gelindert werden. Der großzügige Schenker war Markgraf Otto III.. Schöneberg durchlitt im Laufe der Jahrhunderte das Schicksal vieler Orte in der Mark Brandenburg, mal wütete die Pest, mal zog ein Heer hindurch… Wobei letzteres dank der geografischen Lage häufiger vorkam als in vielen anderen Ortschaften.

1751 wurde Schöneberg per Order von „oben“ erweitert. Friedrich der Große siedelte böhmische Weber im neu gegründeten Neu-Schöneberg an. Jede alteingesessene Familie musste 60 Morgen Land für die Neugründung, die nordöstlich vom alten Dorf lag, hergeben. Ob die neuen Nachbarn freundlich aufgenommen wurden, ist nicht bekannt. Nach den Zerstörungen durch den Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763), in dem Alt-Schöneberg stark zerstört wurde, fanden die Gottesdienste jedenfalls vorläufig in Neu-Schöneberg statt, wo einige Alteingesessene auch Zuflucht gefunden hatten.

Ende des 19. Jahrhunderts war es weitestgehend vorbei mit dem dörflichen Leben. Der Begriff Millionenbauer entstand, da die Bauern in der ländlichen Umgebung Berlins ihre Äcker für damals unvorstellbar hohe Summen verkaufen konnten. 1898 zählte Schöneberg so viele Einwohner, dass es Stadtrechte verliehen bekam. Der Bau des neuen Schöneberger Rathauses, des Bayerischen Viertels und der ersten kommunalen U-Bahn Deutschlands folgten. 1920 wurde Schöneberg nach Groß-Berlin eingemeindet. Nach der Teilung der Stadt bekam es internationale Bedeutung, da das Rathaus Schöneberg Sitz des Senats wurde. Unvergessen ist die Rede John F. Kennedys vor dem Rathaus, dem Tausende zujubelten. Heute ist Schöneberg Teil des Bezirks Tempelhof-Schöneberg und gehört zu den beliebten Wohnlagen der Stadt.

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