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„Estrongo-Nachama-Platz“ benannt

Platz in Dahlem erinnert an Oberkantor der Jüdischen Gemeinde

Feierliche Benennung des Estrongo-Nachama-Platzes am 16. Februar 2024. Foto: BA SZ
Feierliche Benennung des Estrongo-Nachama-Platzes am 16. Februar 2024. Foto: BA SZ
Erschienen in Gazette Zehlendorf März 2024
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Am 25.08.2021 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, den bisher namenlosen Platz zwischen den Straßenführungen „Im Gehege” im Ortsteil Dahlem in Estrongo-Nachama-Platz zu benennen. Im Februar fand die Benennung auf der Fläche zwischen den Straßenzügen Im Gehege, 14195 Berlin, vor der Gail-S.-Halvorsen-Schule, statt.

Außergewöhnlicher Bariton

Estrongo Nachama (1918 – 2000) war von 1947 bis 2000 erst Kantor, dann Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Er wurde im griechischen Saloniki (heute Thessaloniki) geboren. Im Zweiten Weltkrieg deportierte man ihn mit seiner ganzen Familie nach Ausschwitz. Seine Familie wurde ermordet, er überlebte dank seiner außergewöhnlichen Bariton-Stimme. Nach seiner Befreiung sollte Berlin nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Griechenland sein. Er lernte in den Nachkriegswochen allerdings seine spätere Frau Lilli kennen, über die er Kontakt zur Jüdischen Gemeinde Berlin bekam. Dort erkannte man schnell sein außergewöhnliches Potential und machte ihn zum Kantor. Vielen Berlinerinnen und Berlinern in Ost und West war er durch die wöchentlich übertragene Sabbatfeier im Hörfunksender RIAS und die jüdischen Gottesdienste für die amerikanischen Streitkräfte im Chaplain Center im Hüttenweg ein Begriff. Estrongo Nachama setzte sich nach der Befreiung 1945 in West- und Ost-Berlin für den interreligiösen Dialog und die Zusammenarbeit von Juden und Christen ein. 1999 wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Seit 2013 erinnert die Berliner Stiftung Meridian mit dem „Estrongo Nachama Preis für Toleranz und Zivilcourage” an sein jahrzehntelanges Engagement für Verständigung.

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