Gazette Verbrauchermagazin

Kiezoase Steglitz: Kochen, Klönen und Kontakte knüpfen

Mitspracherecht beim Aktivangebot für Alt und Jung

Erschienen in Gazette Steglitz März 2019
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Klavierstimmer

Die frisch renovierten Räume in der Schützenstraße 10 strahlen dem Besucher ebenso freundlich und einladend entgegen wie ihre Koordinatorin Magaly Schmuck. In der neuen Freizeitstätte der DRK Berlin Südwest sind Alt und Jung willkommen. Anstelle der im vorigen Jahr in der Klingsorstraße wegen steigender Miete geschlossenen Seniorenfreizeitstätte, öffnete vor vier Monaten die unweit Rathaus Steglitz gelegene Einrichtung ihre Pforten. Sie bietet ein erweitertes Konzept, hin zu mehr generationsübergreifenden Angeboten – in direkter Nachbarschaft zu mehreren Kitas. Senioren aus der Umgebung sind ebenso angesprochen wie Nachbarn, Familien, Kinder und Alleinstehende, kurzum alle, die neue Kontakte knüpfen oder bestehende vertiefen möchten.

Gemeinsam statt einsam im Kiez

Um mit dem Freizeitangebot der Kiezoase den Bedürfnissen ihrer Gäste aus dem Kiez gerecht werden zu können und sie besser kennenzulernen, haben Diplom-Heilpädagogin und Gerontologin Magaly und ihr Team eine Umfrage gestartet, was eigentlich gewünscht wird: Plakate in der Kiezoase fragen da „Was würden Sie gerne tun?“ und bitten um Stimmabgabe für unterschiedlichste Freizeitangebote wie Tanzen, Tai Chi, Wandern, Gesprächsrunde, Fahrradtour, Schachspiel, Garten, Sprachen, Gesellschaftsspiel, Singen, Beratung, Kreativ, Lesung, Gedächtnistraining oder Kochen.

Nach langem Leerstand der Räumlichkeit, die ursprünglich aus nur einem großen Raum bestanden hatte, entschied sich der als sehr sozial geltende Vermieter – hervorgehend aus der Szloma Albam Stiftung – umfangreich umzubauen und zu renovieren. Er ging dabei auf Wünsche und Ideen des DRK-Teams ein, so dass nun zwei bestens multifunktional geeignete Räume mit Küchen- und separatem Sanitärtrakt für das breite Freizeitangebot der Kiezoase zur Verfügung stehen.

„Wir sind überglücklich, dass alles so großzügig renoviert und saniert worden ist, damit Jung und Alt hier nun in dieser freundlichen Atmosphäre zueinander finden können.“

Reizvoll auch der nach hinten gelegene geräumige Garten, über die kleine Terrasse ist er von der Küchenseite aus zu betreten. Zwar wartet er noch darauf, aus seinem Dornröschenschlaf wachgeküsst und neu gestaltet zu werden, doch gute Ideen dafür gibt es bereits reichlich. Auch bei Hans Joachim Gilly, Nachbar und u. a. Vermieter vom Eisladen „Marille und Vanille“ nebenan. Er überlegt, seinen angrenzenden Garten ebenfalls neu zu gestalten und erklärt: „Da wäre es doch sinnvoll, beide Gärten zum gleichen Zeitpunkt zu verschönern.“ Auch er hält viel davon, Kitakinder und kleine Leute aus der Nachbarschaft mit in die Angebote der Freizeiteinrichtung einzubeziehen.

Magaly Schmuck, gebürtige Französin, erzählt: „Mit der gegenüberliegenden bilingualen Deutsch-Spanischen Kita „Cardelinas“ sind wir bereits im Gespräch, wie wir sinnvoll kooperieren können“. Von der Kita, die den neuen Nachbarn sehr aufgeschlossen gegenübersteht, wird das bestätigt. So kann sich Magaly gut vorstellen, Senioren und Kinder, darunter auch die kleinen Deutsch-Spanischen „Distelfinken“, über gemeinsame Kocherlebnisse zu besserem gegenseitigen Verständnis in diesem generationsmäßig gut durchmischten Kiez zu führen.

Für das gegenseitige Kennenlernen von Klein und Groß stellt sich die Koordinatorin gemeinsame Bastel- und Backstunden in der Osterzeit vor.

Dabei sprüht sie geradezu vor Ideen für gemeinsame Projekte mit Kitas und Schulen, beispielsweise zum Thema „Zeitzeugen“ oder „Tiere“, was Aktionen vom Zoobesuch bis zur Aufführung eines selbst erdachten Theaterstückes in Kita und Kiezoase begründen könnte.

„Cook the World“: Malaysia vom Wok auf den Teller

Sechs eher ältere Vertreterinnen und Vertreter des guten Geschmacks trafen sich vor Kurzem mit gestärkter Kochschürze und sensiblen Geschmacksnerven an kaltem Wintervormittag im modern eingerichteten Küchentrakt der Freizeiteinrichtung zur gemeinsamen „Kochkurzreise“ nach Malaysia und zum anschließenden Essen. Einig waren sich alle darin: „Wir sind hier, um Spaß zu haben!“

Das Dreigangmenü aus der Feder von Agnes Sigl brachte dazu einen appetitlichen Hauch Exotik in die Kiezoase:

Aus dem Nachbarhaus, aber auch aus Zehlendorf und sogar aus Mariendorf sind sie gekommen, um zu schnippeln, zu rühren, abzuschmecken und schließlich gemütlich zu essen. Christa und Ulla sind bereits „alte Hasen“ der Kiezoase, waren schon lange Jahre in der Klingsorstraße engagiert dabei, und haben nun auch die etwas längere Anfahrt aus Zehlendorf gerne auf sich genommen, um am Herd dabei zu sein. Der präsentiert sich zeitgemäß mit Wok und Induktionskochfeld, nicht weniger durchdacht ist der Ofen in Augenhöhe angebracht.

Die Messer sind scharf; Kürbis, Paprika, Broccoli, Möhren, Kartoffeln, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch werden in exakte Würfel geteilt. Gunnar aus Mariendorf arbeitet besonders akkurat und verrät: „Ich werde immer zum Schnippeln geholt“. Gelernt ist gelernt.

Während die Kürbisstücke für die Vorsuppe leise in der Gemüsebrühe vor sich hin köcheln, ist im Wok deutlich mehr Leben: Die Gemüse aus dem netten Bio-Laden nebenan zischen, brutzeln und duften verführerisch. Kokosmilch, Kurkuma, Ingwer und Kreuzkümmel entführen im Geiste auf den Markt nach Kuala Lumpur. Duftender Jasminreis hält die Illusion einer Malaysiareise lebendig. Erst die Bio-Tomaten und das gebratene Bio-Hühnerbrustfilet, kurz vor Kochende des malaysischen Currys im Wok dazugegeben, holen die angeregt fachsimpelnden Freizeitköche geistig wieder auf Steglitzer Boden zurück.

Der Einsatz regionaler und saisonaler Produkte, aber auch ihre Bio-Qualität ist für Koordinatorin Magaly Schmuck bei den Kochkursen nach dem Motto „Cook the World“ besonders wichtig. Themenbedingt kann sie diesem Vorsatz an diesem Tag beim exotischen Fruchtsalat mit Ananas, Mango und Pomelo dann aber doch nicht ganz gerecht werden. – Rosa Grapefruits hätten es bestimmt auch getan, sind die Freizeitköche sich einig.

Beim Abschmecken gibt es da stärkeren Diskussionsbedarf: Muss mehr Kurkuma oder doch mehr Salz an die Hauptspeise? Die Geschmäcker sind eben verschieden. Doch es wird viel gelacht und gescherzt, ganz nebenbei werden Rezepte ausgetauscht.

Das Tischdecken geschieht dann ebenfalls in Gemeinschaft. Magaly zeigt, wie man Servietten zur Blüte faltet, manch Kochkursteilnehmer hat damit rechte Mühe. Doch schließlich hat jeder Essplatz einen Serviettenschmuck, der sich sehen lassen kann.

Und das malaysische Menü schmeckt allen bestens. Denn auch hier am Tisch gilt: Gemeinsam statt einsam.

Mit französischem Charme und gutem Geschmack lädt Magaly Schmuck Interessierte für den 29. März von 10 – 14 Uhr zur nächsten Kochreise nach Frankreich in die Kiezoase ein. Aber auch das Café am Sonntag am 10. März von 14 – 17 Uhr, der Tai Chi Kurs und der Gesprächskreis sowie spannende weitere Angebote freuen sich auf Gäste. Kleine und große Osterbastler und –bäcker kommen am 23. März bzw. 6. April auf ihre Kosten, und am 13. April verspricht der Oster-Brunch Geselligkeit und Spaß.

Näheres und Termine unter www.drk-berlin.net .

Jacqueline Lorenz

DRK Kiezoase Steglitz

Schützenstraße 10
12165 Berlin-Steglitz

Informationen und Anmeldung unter Telefon 0172 401 16 72 oder E-Mail schmuckm@drk-berlin.net

Öffnungszeiten: Mo. – Fr. 9–18 Uhr,
Sa./So. 9–20 Uhr

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