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Wrangelschlösschen, Bankiersvilla und Bauhaus

Tag des offenen Denkmals mit vielseitigem Programm

Gutshaus Steglitz.
Gutshaus Steglitz.
Erschienen in Gazette Steglitz September 2019
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Am 7. und 8. September ist es wieder soweit: An diesem Wochenende findet der traditionelle Tag des offenen Denkmals statt. Auch das Gutshaus Steglitz – auch als Wrangelschlösschen bezeichnet – kann dabei besucht werden. Geöffnet ist es von 12 bis 18 Uhr. Im vergangenen Jahr nahm das Schlösschen unter der Regie des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf erstmals an der Veranstaltung teil. Die Resonanz war so groß, dass das Gutshaus Interessierten auch in diesem Jahr offen steht.

Vom Rittergut zum „Schlösschen“

Im Dorf Steglitz war das von David Gilly im frühklassizistischen Stil erbaute Gebäude das schönste Haus. Es lag auf dem Gelände des dortigen Ritterguts. Der preußische Kabinettsrat Karl Friedrich von Beyme (1765 – 1838) kaufte das Gut, das aus Wirtschaftsgebäuden, Gutspark und 940 Morgen Ländereien bestand sowie den Fichtenberg. Er ließ das Herrenhaus von dem Architekten David Gilly und dessen Schwiegersohn Heinrich Gentz erbauen. Zu Beymes Lebzeiten kam es zu dem Beinamen „Beyme-Schlösschen“. Nach Beymes Tod erwarb der Staat das Grundstück samt Herrenhaus. Die Ländereien, die zum Gut gehörten, wurden parzelliert und verkauft. Die Entwicklung von Steglitz zum „größten Dorf Preußens“ begann.

Sommerfrische für Staatsdiener

Das Gutshaus blieb im Staatsbesitz. Hier durften sich verdiente Persönlichkeiten erholen. Von den zeitweiligen Bewohnern blieb besonders Graf Wrangel im Gedächtnis. Er verbrachte mehrere Sommer hier und im Volksmund bekam das Gutshaus den Beinamen „Wrangelschlösschen“. Bei der Bevölkerung war „Papa Wrangel“ sehr beliebt. Wrangel war der letzte Sommerfrischler, nach seinem Tod verkaufte der preußische Staat das Schlösschen.

Vielfältige Nutzung

Je nach Nutzung wurde an dem Haus angebaut oder es wurde umgebaut. In den folgenden Jahrzehnten nahmen die jeweiligen Eigentümer einige Veränderungen an dem Gebäude vor. Logierzimmer und Wohnungen unter dem Dach waren die neuen Anforderungen für das alte Gutshaus. Der nächste Umbau erfolgte nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Amerikanische Offiziere unterhielten hier ihren Club „Lightning Lounge“. Jetzt kamen Veränderungen in Richtung Hotel- und Restaurantbetrieb zum Zuge. Seit 1958 gehört das Haus dem Bezirk Steglitz, heute Steglitz-Zehlendorf. In den 1990er-Jahren machte der Bezirk die früheren Umbauten rückgängig. Er ließ es denkmalgerecht wieder in den alten Zustand zu Zeiten „Papa Wrangels“ zurückbauen. Heute gibt es hier Ausstellungen, Veranstaltungen und selbst Trauungen sind in den beiden Sälen des Gutshauses möglich. Am Tag des offenen Denkmals können Sie sich hier in Ruhe umschauen und ein historisches Stück Steglitz entdecken. Das Gutshaus Steglitz ist am 7. und 8. September von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

Teerbrenner, Jagschloss und mehr

Im Grünen wohnen, mit Blick auf das Wasser – wer träumt nicht davon? Der Bankier Carl Joerger erfüllte sich diesen Traum und ließ 1906 – 1908 seine Villa am Pohlesee erbauen. Heute ist das WannseeFORUM dort beheimatet. Die Stiftung nutzt das Haus für die politisch-kulturelle Jugendbildung. Hohenzollernstraße 14, 14109 Berlin. Geöffnet am 8. September 10 bis 15 Uhr. Führung nach Bedarf. Ausstellung zur Geschichte des Hauses und Ergebnisse der Jugendarbeit.

Wie wohnte der Teerbrenner Albrecht? Einen Eindruck hiervon kann man sich in Albrechts Teerofen 8 verschaffen. Das Haus geht vermutlich im Kern auf das Wohnhaus des Teerbrenners um 1736 zurück. Geöffnet am 8. September 11 – 18 Uhr, Führung nach Bedarf.

Passend zu 100 Jahre Bauhaus: Mies-van-der-Rohe-Villen und Garten im Quermatenweg 6 in 14163 Berlin. Zwei Villen mit unterschiedlichen Stilen, beide von Mies van der Rohe entworfen, die eine mit Gartensaal im Bauhausstil, die andere im Stil eines preußischen Landhauses samt passendem Garten. Heute ist die Parzival-Schule Berlin in den Gebäuden untergebracht. Geöffnet am 8. September um 10, 11, 12 und 13 Uhr. Treffpunkt im Foyer des Hauses Quermatenweg 6.

Die wirtschaftlichen Wohnbauten der Versuchssiedlung Am Fischtal wurden 1928 von dem jüdischen Architekten Alexander Klein entworfen. Er forschte seit 1920 in Berlin zur Wirtschaftlichkeit von Wohnbauten und wollte Kleinwohnungen zweckmäßig und wirtschaftlich gestalten. 1933 verließ er Deutschland. 7. September, 14 Uhr Onkel-Tom-Straße 67, Treffpunkt: Am Fischtal 14169 Berlin Rundgang. Anmeldung unter info@juedische-architekten.de

Architektur zwischen Tradition und Moderne: Der Architekt Bruno Ahrens entwarf sein Landhaus am Großen Wannsee, wo seine Lebensstationen und weitere Bauten aus seinen Schaffensperioden vorgestellt werden. Ahrends Entwürfe waren sowohl expressionistisch als auch am Neuen Bauen orientiert. Am Großen Wannsee 6, 14109 Berlin. 8. September ab 11 Uhr, Anmeldung erforderlich bis 7. September unter Colonie Alsen, Tel. 0176 23176358, E-Mail: coloniealsen@gmail.com

Mitmachprogamm für die ganze Familie im Jagdschloss Grunewald: In Berlins ältestem erhaltenen Schloss, das Kurfürst Joachim II. 1542 erbauen ließ, gibt es am 7. und 8. September von 10 bis 17 Uhr Führungen nach Bedarf, Mitmachangebote beim Holzschnitzen, Bogenschießen, Leckereien und ein musikalisches Bühnenprogramm.

Weitere Programmpunkte aus Steglitz-Zehlendorf sind die Achim Freyer Stiftung, die evangelische Kirche zur Heimat, das Frauengefängnis Lichterfelde, das Heimatmuseum Zehlendorf und viele weitere.

Das komplette Programm finden Sie unter www.tag-des-offenen-denkmals.de

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